Die Videoplattform TikTok ist bei der Jugend sehr beliebt. Beim SOS-Kinderdorf sieht man jedoch Risiken.
Die Videos auf der Plattform TikTokdauern oftmals weniger als eine Minute. Die Auswahl an Videos ist schier unendlich, diese werden laufend von einem Algorithmus vorgeschlagen. Nutzer verbringen daher mitunter Stunden damit, sich dutzende Kurz-Clips anzusehen. Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist die Plattform sehr beliebt.
Sommervideos und Mutproben
Doch diese bietet weit mehr als kurzweilige Unterhaltung, warnt das SOS-Kinderdorf Burgenland vor Risiken. Von einem lustigen Sommervideo zwischen Sonnenblumen und Badesee, über coole Picknicktipps bis waghalsige Mutproben vor laufender Kamera mit schweren Verletzungen und Todesfällen, Quelle der Radikalisierung, sowie sexuelle Belästigung reicht die Bandbreite der vorgeschlagenen Clips. „TikTok gehört zu den beliebtesten Apps der Jugendlichen. Es ermöglicht das Erstellen und Teilen von kurzen Videos, kombiniert mit Musik, Filtern und Spezialeffekten“, so Petra Katzenschläger, Pädagogische Leiterin bei SOS-Kinderdorf Burgenland.
Klare Regeln
Es sei jedoch eine gewisse Handlungskompetenz notwendig, um verantwortungsbewusst und kritisch damit umgehen zu können. Auch wenn Kinder ihren Eltern im Internet bereits oft überlegen seien, würden diese Unterstützung benötigen. „Sie müssen zum Beispiel abschätzen lernen, ob bestimmte Quellen glaubwürdig sind, oder dass bestimmte Informationen nicht weitergegeben werden sollen.“ Unter anderem brauche es Regeln. Kinder sollten ermuntert werden, „Nein“ zu sagen, wenn ihre Privatsphäre verletzt wird. „Zudem ist es wichtig, Kindern zu vermitteln, dass es nicht ihr Fehler war, wenn sie beispielsweise sexuell belästigt wurden“, sagt Katzenschläger.
Das Internet als „Versteck“
Kinder würden oft nicht einschätzen können, wie viel sie preisgeben können, meint auch Kinder- und Jugendanwalt Christian Reumann. Er will mögliche Gefahren nicht allein bei TikTok festmachen. Es gebe eine Vielzahl von Online-Diensten und Plattformen, welche von der Jugend genutzt werden. Auch seien die Intentionen der Kommunikationspartner immer klar erkennbar. Im Internet könne man sich leicht „verstecken“.
Hohe Dunkelziffer
Beispielsweise kann es zu Online-Mobbing kommen. In den meisten Fällen sei dies aber nur die Erweiterung des Mobbings, das im Klassenzimmer passiert. Oder es komme zur Erpressung mit intimen Fotos, wenn eine Beziehung beendet wird. Das sei auch strafrechtlich relevant, besonders, wenn die Opfer minderjährig sind. Reumann schätzt, dass die meisten Betroffenen rund 15 Jahre alt sind. Wie viele Fälle es gebe, könne nicht gesichert gesagt werden. „Viele sagen zuerst nichts, erst wenn es eng wird, werden die Fälle bekannt.“
Was im Netz landet, bleibt im Netz
Die Kinder- und Jugendanwaltschaft helfe in solchen Situationen und vermittle zu den richtigen Stellen wie Polizei und zur Organisation Safer Internet. Reumann zeigt sich aber realistisch. In den meisten Fällen sei nur mehr Schadensbegrenzung möglich. Was einmal im Internet gelandet sei, verschwinde nie wieder ganz. Auch Katzenschläger warnt: „Es muss bewusstgemacht werden, dass alles, was veröffentlicht wird, kaum mehr aus dem Netz gelöscht werden kann.“
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