Schlafprobleme? Autor und Kolumnist Robert Schneider geht dem Problem nach und unternimmt schließlich eine Zeitreise – eine ermüdende.
„Wie schläfst du momentan?“, wollte Heinz wissen. „Geht so“, antwortete ich. „Du schläfst also schlecht. Wie lange schon?“ – „Ich mache mir darüber keine Gedanken.“ – „Solltest du aber.“ Ich bestellte einen doppelten Espresso. „Weißt du, dass mehr als die Hälfte der Österreicher an Schlafstörungen leidet?“, fuhr er fort. „Vor allem Kinder und Jugendliche. Das kommt von diesen Smartphones, die sie mit ins Bett nehmen.“ – „Darum ist die Welt so unausgeruht und streitsüchtig“, konterte ich.
„Es ist erwiesen, dass die blauen Lichtanteile in Displays und LED-Lampen das Einschlafen massiv behindern. Sibylle und ich sind gerade dabei, unsere Wohnungsbeleuchtung auf die gute, alte Glühbirne umzurüsten. Die hat viel rotes Licht. Seitdem schlafe ich wie ein Stein.“ -„Gibt es überhaupt noch Glühbirnen?“, fragte ich verdutzt. – „Mein Elektriker hat sie palettenweise in seiner Firma gebunkert, als auf LED-Beleuchtung umgestellt wurde. Er meinte, dass in zehn Jahren alle reumütig zur Glühlampe zurückkehren.“ – „Wird aber euren CO2-Fußabdruck nicht gerade schmälern.“ – „Wenn es um meinen Schlaf geht, kenne ich keine Kompromisse!“ – „Was machen du und deine Frau nachts im Bett?“ – „Das geht dich nichts an.“ – „Ich meine, wie schlaft ihr ein? Hört ihr Podcasts?“ – „Nicht mehr. Mich nervt die Dreistigkeit selbsternannter Fachleute. Außerdem weiß ich am nächsten Morgen nicht mehr, was ich gehört habe.“ – „Du musst dir eben etwas Einlullendes suchen.“
Die Bedienung brachte endlich meinen Espresso. „Was hörst du so beim Einschlafen?“, fragte ich. – „Sibylle und ich schauen gemeinsam YouTube. Mit Blaulichtfilterbrillen.“ – „Mit Blaulichtfilterbrillen. Und was?“ – „Videos über die späte Uruk-Zeit. Grabungsschichten VI bis IV. Natürlich alles auf Englisch. Es gibt nichts, das so schnell ermüdet, wie die späte Uruk-Zeit.“
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