Milliardenforderungen

Der Masseverwalter nimmt Benko und Co. ins Visier

Wirtschaft
13.04.2024 06:00

Das Sündenregister der Signa-Spitze: Finanzjongleur René Benko und seine engsten Vertrauten sollen massive Vermögensverschiebungen zulasten der Signa Holding orchestriert haben. Investoren fühlen sich getäuscht. Auch nach dem Eintritt der Zahlungsunfähigkeit soll es noch zu Zahlungen gekommen sein. 

Die Staatsanwaltschaft Liechtenstein ist nicht die einzige Behörde, die sich an die Fersen von Österreichs talentiertestem Finanzjongleur heftet. In Österreich hat sich im Bundeskriminalamt die Soko Signa formiert, die im Auftrag der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft agiert. In Deutschland hat die Staatsanwaltschaft München Ermittlungen wegen des Verdachts der Geldwäsche gestartet. Und nun bläst auch der Masseverwalter der Signa Holding zur Jagd auf Immobilienspekulant René Benko und den versenkten Signa-Schätzen.

René Benko Signa-Gründer René Benko: Muss sich auf jahrelange Rechtsstreitigkeiten einstellen. (Bild: APA/Hans Klaus Techt)
René Benko Signa-Gründer René Benko: Muss sich auf jahrelange Rechtsstreitigkeiten einstellen.

Die faktische Geschäftsführung
Auf René Benko und seine willfährigen Handlanger kommen offenbar Forderungen in Milliardenhöhe zu, wie Recherchen von „Krone“ und „News“ im Umfeld von Signa-Holding-Masseverwalter Christof Stapf ergaben. Im Visier stehen neben dem Signa-Gründer auch zwei langjährige Spitzenmanager: Manuel Pirolt, der Finanzchef der Signa-Gruppe. Und Marcus „Unterschriften-August“ Mühlberger, der für Benko nicht nur in der Geschäftsführung der Signa Holding saß, sondern auch im Vorstand einer Privatstiftung.

Muss in der Signa Holding aufräumen: Masseverwalter Christof Stapf (Bild: APA/Picturedesk/Sebastian Freiler, Krone KREATIV)
Muss in der Signa Holding aufräumen: Masseverwalter Christof Stapf

Auch für Masseverwalter Stapf scheint ein Faktum außer Zweifel zu stehen: René Benko war im Reich der Intransparenz der faktische Geschäftsführer. Eben deshalb findet sich der Tiroler im Sündenregister der Signa an oberster Stelle.

Vermögensverschiebungen und Aufwertungen
Wie lauten die schwerwiegendsten Vorwürfe? Benko und Co. sollen Vermögensverschiebungen zulasten der zerbröselnden Signa Holding durchgeführt haben. Dabei geht es um umfangreiche Millionentransfers zwischen den Gesellschaften der Signa-Gruppe, für die es ebenso keine betriebliche oder wirtschaftliche Rechtfertigung geben soll wie für eine rund 50-Millionen-Zahlung an Benkos Laura Privatstiftung.

Die Signa-Spitze soll das Immobilienvermögen der Signa-Gruppe überbewertet und damit die tatsächliche Vermögenslage gegenüber Investoren geschönt haben. Dabei geht es um Geldgeber, die Forderungen in jeweils dreistelliger Millionenhöhe stellen und sich getäuscht fühlen: Etwa um den Staatsfonds Mubadala (713 Millionen Euro). Oder um das Immo-Unternehmen Madison International Reality (770 Millionen), das den Vorwurf erhebt, beim Einstieg 2019 mit unvollständigen Zahlenwerken in die Irre geführt worden zu sein.

Die Signa-Chefs sollen auch nach dem Eintritt der Zahlungsunfähigkeit noch munter weiter Zahlungen geleistet haben. Dabei geht es unter anderem um eine Überweisung von rund 150 Millionen an ein Investmenthaus. Dazu kommen Garantiezusagen, etwa an das Bankhaus Julius Bär, über gut 200 Millionen. Allerdings ohne über das notwendige Kapital dafür zu verfügen – so der Vorwurf des Masseverwalters.

Jahrelange Rechtsstreitigkeiten
Angesichts dieser umfangreichen Sündenkartei müssen sich Benko und Kollegen auf jahrelange Gerichtsprozesse einstellen. Stimmen die Vorwürfe, würden die Geschäftsführer für versenkte Milliarden mit ihrem Privatvermögen haften.

René Benko hat bereits die Flucht in seinen ganz persönlichen Konkurs beim Landesgericht Innsbruck angetreten. Man kann allerdings nach dem endgültigen Crash der Signa Holding durch den am Mittwoch bekanntgewordenen Konkurs davon ausgehen, dass der Masseverwalter auch den Helfern in der Geschäftsführung das letzte Hemd ausziehen möchte.

Kooperationen mit Mediengruppe
Indes sickerten in Zusammenhang mit dem Crash der Holding auch Details zu den Forderungen zumindest eines Gläubigers durch. Ansprüche an den Schuldner dürften laut der langen Liste – wie berichtet – ja unter anderen auch diverse Banken (darunter die Schweizer Julius Bär Bank), die Siemens AG, das Innsbrucker Finanzamt sowie die Innsbrucker Bezirkshauptmannschaft, die Wiener Linien sowie die Mediengruppe Österreich GmbH stellen. Wie die „Krone“ erfuhr, soll die Mediengruppe Forderungen in der Höhe von 504.000 Euro angemeldet haben. Konkret geht es dabei um zwei Rechnungen für Kooperationen in der Höhe von jeweils 252.000 Euro.

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