Doping-Paukenschlag

Armstrong verliert alle sieben Tour-de-France-Titel

Sport
24.08.2012 07:02
Ex-Radprofi Lance Armstrong verliert sämtliche sieben Titel als Tour-de-France-Sieger. Dies teilte die US-Anti-Doping-Behörde USADA in der Nacht auf Freitag in Washington mit. Sie reagierte damit auf die Ankündigung des 40-Jährigen, an dem gegen ihn angestrengten Dopingverfahren nicht teilnehmen zu wollen. Es war Ende Juni eingeleitet worden, nachdem mehrere seiner Ex-Kollegen Armstrong schwer belastet hatten.

Der Texaner bezeichnete das Vorgehen der Dopingbekämpfer als "abscheulich" und betonte, bei allen Dopingtests eine weiße Weste gehabt zu haben. Die USADA wirft Armstrong vor, über Jahre hinweg gedopt und mit illegalen Substanzen gehandelt zu haben.

Auch lebenslange Sperre
USADA-Chef Travis Tygart sprach von einer "herzzerreißenden" Entscheidung Armstrongs. "Es ist ein trauriger Tag für all jene unter uns, die den Sport und unsere Sporthelden lieben." Armstrong sei ein Beispiel dafür, wie eine "Kultur des Siegens um jeden Preis" sich gegen "fairen, sicheren und ehrlichen Wettbewerb" durchgesetzt habe. "Saubere Sportler" könnten aber in Zukunft auf faire Wettbewerbe ohne den Einsatz leistungssteigernder Substanzen hoffen, so der USADA-Chef.

Eine USADA-Sprecherin bestätigte daraufhin, dass Armstrong alle Tour-Titel aberkannt werden und er zudem lebenslang gesperrt werde. Die Sperre hat nicht nur symbolischen Charakter, Armstrong ist nach dem Ende seiner Radkarriere noch als Triathlet im Wettkampfsport aktiv. Erst im Juni gewann er den Halb-Ironman auf Hawaii.

Erbitterter Kampf mit Ani-Doping-Behörde
Armstrong hatte in den vergangenen Monaten verzweifelt darum gekämpft, den Prozess vor der Behörde abzuwenden. Dafür gewann er auch die Unterstützung des Internationalen Radsportverbandes UCI, dessen Präsident Pat McQuaid den Dopingbekämpfern vorwarf, Armstrong "unbedingt rankriegen zu wollen".

Allerdings scheiterte Armstrong vor Gericht mit zwei Versuchen, das USADA-Verfahren zu unterbinden, zuletzt am Montag. Am Donnerstagabend teilte er dann auf seiner Internetseite mit, dass er seinen Widerstand gegen das Verfahren aufgebe. "Im Leben eines jeden Menschen kommt der Punkt, an dem man sagen muss: 'Genug ist genug'. Ich schlage ein neues Kapitel auf." Er wolle sich künftig verstärkt seiner Stiftung zum Kampf gegen Krebs widmen, sagte Armstrong, der seine größten Erfolge nach einer überstandenen Krebserkrankung feierte.

"Verfahren einseitig und unfair"
Er würde sich dem Verfahren der Anti-Doping-Behörde stellen, wenn es gerecht wäre, betonte Armstrong in seiner Erklärung. "Aber ich weigere mich, an einem Verfahren teilzunehmen, das so einseitig und unfair ist." Es gebe nämlich "keinerlei physische Beweise" für die Dopingvorwürfe. "Die einzigen physischen Beweise sind die Hunderten Kontrollen, die ich mit Bravour bestanden habe. Ich stand rund um die Uhr und rund um die Welt zur Verfügung. Bei Wettkämpfen, außerhalb von Wettkämpfen. Mit Blut und Urin. Um was immer man mich ersuchte, stellte ich zur Verfügung. Worin liegt der Sinn des Testens, wenn die USADA sich in letzter Konsequenz nicht daran hält?"

"Können mir Tour-Titel nicht nehmen"
Im Bewusstsein der ihn erwartenden Strafe unterstrich Armstrong, dass die USADA ihm seine sieben Tour-de-France-Titel nicht wegnehmen könne. "Ich weiß, wer diese sieben Tour-Titel gewonnen hat, meine Teamkollegen wissen es, und alle, gegen die ich angetreten bin, wissen es." Die Tour sei "der härteste Bewerb der Welt, den nur der stärkste Mann gewinnt. Niemand kann das jemals ändern. Schon gar nicht (USADA-Chef) Travis Tygart."

Armstrong hatte die Tour de France in den Jahren 1999 bis 2005 gewonnen. Nach seinem Comeback wurde er im Jahr 2009 noch einmal Dritter im härtesten Radrennen der Welt. Bald wurden die Dopinganschuldigungen gegen ihn immer lauter, im Februar 2011 erklärte er seinen zweiten Rücktritt. Aufgrund von Aussagen von Radprofis erhob die USADA Ende Juni 2012 Anklage. Neben Armstrongs früheren Tour-Helfern Floyd Landis und Tyler Hamilton sollen auch vier aktuelle Radprofis gegen den Ex-Star ausgesagt haben.

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