Wechsel im Sommer

Grüll muss nach Eklat Überzeugungsarbeit leisten

Fußball National
01.04.2024 08:29

Mit drei Toren beim Comeback nach Ablauf seiner Sperre hat Rapids Marco Grüll ein Zeichen gesetzt. Der 25-Jährige, von deutschen Medien im Zuge der homophoben Entgleisungen der Grün-Weißen als „Skandal-Profi“ tituliert, verhalf seinem Team zu Big Points im Fußball-Bundesliga-Verfolgerkampf. „Natürlich tut es gut. Ich habe mich gefreut, wieder am Platz zu stehen“, sagte Grüll am Sonntag nach dem 3:0 beim TSV Hartberg. Seine Leistungen sollen auch künftig im Vordergrund stehen.

Nach dem 3:0-Sieg von Rapid im Wiener Derby gegen die Austria am 25. Februar hatten Grüll und andere Spieler mit Fans homophobe und andere verunglimpfende Gesänge angestimmt, die gegen die Violetten gerichtet waren. Handy-Videos davon machten schnell die Runde. Der Bundesliga-Strafsenat sperrte Grüll zunächst wegen Diskriminierung für sechs Pflichtspiele, drei davon unbedingt. Nach einer Berufung wurde die Anzahl der Spiele jeweils um eines reduziert.

Kein leichter Stand in Bremen
Der Offensivspieler, der im Sommer zu Werder Bremen wechseln wird, entschuldigte sich zwar öffentlich für sein Verhalten und bekam Rückendeckung von seinem Verein. Doch sein Image war da bereits beschädigt. In Deutschland lösten die Berichte über die Rapid-Rüpel – unter anderem der Bild-Zeitung – ein riesiges Echo aus. Die Werder-Fans, denen Anti-Diskriminierung und eine offene Fankultur enorm wichtig sind, rümpften über den baldigen Neuzugang die Nase. Die Verantwortlichen beim Klub zitierten Grüll zu einem Gespräch, über das nichts an die Öffentlichkeit drang. Fix ist, dass der Österreicher im neuen Umfeld Überzeugungsarbeit leisten muss.

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick reagierte, indem er keinen der betroffenen Rapidler für die März-Länderspiele gegen die Slowakei und die Türkei einberief. Bei der Bekanntgabe des Kaders versicherte der Deutsche jedoch auch, dass die Türe nicht endgültig zu sei. Speziell für Grüll wäre das in Hinblick auf den EURO-Kader wichtig, zumal sich im Angriff die hochklassigen Optionen nicht gerade aufdrängen und mehrere Kandidaten wie Andreas Weimann, Maximilan Entrup, Manprit Sakaria und Junior Adamu um die Plätze raufen. Tatenlos musste Grüll zuletzt zusehen, wie Weimann und Entrup im Teamdress trafen.

Für die Rapid-Mannschaft waren die Sperren von Grüll, Guido Burgstaller und anderen ebenfalls eine Zäsur. Schließlich gab es danach drei Spiele lang keinen Sieg mehr. Bis zum Ostersonntag, als die Auswärtspartie in Hartberg anstand und Grüll erstmals in seiner Profi-Karriere drei Treffer anschrieb. „Das ist wirklich eine Premiere. Es war das erste Mal, dass ich drei Tore geschossen habe“, sagte er. „Dass ich so wieder zurückkomme nach der Sperre, freut mich natürlich.“ Grüll hielt den Kampf um die besseren internationalen Plätze dadurch weiter spannend. Als Vierter hat Rapid einen Zähler Rückstand auf den LASK.

Von außen betrachtet war das Spiel zwar kein fußballerischer Leckerbissen, „aber im Endeffekt hat heute das Ergebnis gezählt, und das hat gepasst“, sagte der neue Führende der Torschützenliste. „Wenn wir 3:0 auswärts in Hartberg gewinnen, müssen wir nicht anfangen, das Haar in der Suppe zu suchen“, befand auch Rapid-Trainer Robert Klauß, der Grüll in Abwesenheit von Burgstaller als nominelle Solospitze aufgeboten hatte. „Wir wussten, dass er das spielen kann“, meinte der Deutsche.

Lob vom Trainer
„Es freut mich extrem für ihn, dass er jetzt nach der Zeit, wo er nicht am Platz war, uns so direkt helfen konnte und sich selber auch belohnt hat“, betonte Klauß. Der Chefcoach hofft darauf, dass Grüll seine Form konservieren kann. Am Mittwochabend steht schon das Cup-Halbfinale beim DSV Leoben an, am Sonntag müssen die Hütteldorfer zu Liga-Spitzenreiter Red Bull Salzburg. Sollte Grüll im so wichtigen April mit seinem Monsterprogramm noch das eine oder andere Mal als Matchwinner glänzen, wären das auch hinsichtlich der anderen Baustellen, die er aufgerissen hat, die besten Argumente in eigener Sache.

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