Urlaub in der Ukraine?

„Kriegstourismus klingt spaßig, ist es aber nicht“

Ausland
14.03.2024 22:16

Aktuell gibt es kaum internationale Urlauber in der Ukraine. Aber ein paar gibt es eben doch: Wieso aber Kriegstourismus nur nach „Spaß“ klingt und wo es zur Zeit „besonders sicher ist“, verrät Leiterin der Staatlichen Agentur für Tourismusentwicklung der Ukraine (SATD), Mariana Oleskiv, im Gespräch mit der „Krone“. 

„Kriegstourismus klingt vielleicht nach Spaß, ist es aber nicht. Wenn man dorthin geht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man stirbt“, warnt Oleskiv gleich zu Beginn des Gesprächs mit der „Krone“ vor den Risiken des Reisens in Konfliktgebiete der Ukraine. Seit Februar 2022 sind russische Truppen in das Land einmarschiert. Attraktive Reiseziele wie jene in den südlichen Regionen des Landes sind besetzt. Dennoch liegt die Zahl der international Urlaubenden nicht bei null.

Kriegsgebiet für Reisende nicht erreichbar
„Wahrscheinlich gibt es dort trotzdem ein paar Leute, die sich für dunklen Tourismus interessieren. Aber bestimmt nicht viele“, ist sich Oleskiv sicher. Reiseveranstalter oder Organisationen gebe es in diesen Gebieten nicht viele. Auch Anfragen gebe es keine. „Es ist für die Meisten offensichtlich, dass man jenes Gebiet, in dem Krieg herrscht, nicht erreichen kann. Dafür gibt es zu viele Sicherheitskontrollen.“ Nur Leute, die auf Unterstützungsmissionen sind, würden in die Nähe der Frontlinie gelangen. „Ohne Sondergenehmigung kommt man dort nicht hin.“

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In den Bahnhöfen sieht man oft Soldaten, die aus dem Krieg kommen, um ein wenig Urlaub zu machen. Aber auch Soldaten, die in der Rehabilitation sind und ihre Beine, Füße, Hände und andere Körperteile verloren haben.

Mariana Oleskiv (SATD)

Im Westen und der Hauptstadt Kiew muss das Leben wie gehabt weitergehen. Dort spüre man die Folgen des Konflikts laut Oleskiv dennoch an manchen Orten: „In den Bahnhöfen sieht man oft Soldaten, die aus dem Krieg kommen, um ein wenig Urlaub zu machen. Aber auch Soldaten, die in der Rehabilitation sind und ihre Beine, Füße, Hände und andere Körperteile verloren haben.“ Auch die ständigen Sirenen würden oft genug an die fatalen Umstände in ihrem Land erinnern. 

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Orte, die an die Länder der Europäischen Union grenzen, wurden zu einem besonders sicheren Ort, an dem sich Menschen aus anderen Teilen des Landes erholen.

Mariana Oleskiv (SATD)

Touristen halten sich im Westen auf
„Ansonsten haben wir hier einen normalen Alltag“, lässt die Ukrainerin uns wissen. Alle würden wie gewohnt arbeiten, die Kinder seien in der Schule. „Wir müssen weiterkämpfen, aber gleichzeitig auch selber weitermachen.“ Und das gilt ebenso für die Tourismusbranche: Diese musste sich seit dem Ausbruch des Krieges ebenso zwangsläufig an die veränderten Realitäten anpassen und ihr Angebot vor allem auf den Westen des Landes ausweiten. Dennoch hat der Sektor seit Kriegsbeginn nicht vollständig stagniert. Denn schon im Sommer 2022 hat sich der Tourismus langsam erholt: „Menschen haben verstanden, dass sie mit ihren Kindern an einige sichere Orte fahren müssen, um sich zu erholen.“ Besonders Orte, die an die Länder der Europäischen Union grenzen, wurden zu einem besonders sicheren Ort, so Oleskiv.

Viele Menschen, die aus den von Konflikten betroffenen Gebieten geflohen sind, suchen im westlichen Teil der Ukraine nun Zuflucht und Erholung. Städte wie Lemberg werden zu Anlaufpunkten für Evakuierte, und die lokale Gemeinschaft mobilisiert sich, um Unterstützung und Unterkunft bereitzustellen. Oleskiv selbst war letzten Sommer mit ihrer Familie im Westen in einem Urlaubsort. „Dort haben wir auch zwei Familien aus der Slowakei getroffen.“ Bei Urlaubern aus den Nachbarländern handelt es sich laut der Touristikerin meist um Personen, die Bekannte aus Teilen der Ukraine haben und sich über die aktuelle Situation informieren können. Aber auch Dienstreisende sind hier häufig zu Besuch. „Das ist, was der Branche hilft, zu überleben“, betont sie und erinnert daran, die Ukraine als Urlaubsdestination nicht zu vergessen.

„Müssen Aufmerksamkeit zurückgewinnen“
„Wir müssen die Zukunft planen, und das tun wir auch. Wir wissen, dass wir die Aufmerksamkeit für die Ukraine wieder zurückgewinnen werden.“ 

Vor dem Krieg verzeichnete die Ukraine besonders viele Touristen aus Saudi-Arabien. Dort galt die Ukraine als beliebtestes Reiseziel. „Sie haben es wirklich geliebt ...“, erinnert sich Mariana Oleskiv. 

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