Japan

Die heiligen Rehe von Nara

Reisen & Urlaub
28.02.2024 16:00

In Japan, dem Land der aufgehenden Sonne, sind nicht nur die Menschen stets höflich, sondern auch die Rehe. Auf meiner beeindruckenden Reise durch die Städte Tokio, Kioto und Osaka entdecke ich Tempel und Schreine, genieße authentische Ramen, erlebe einen Taifun - und werde Fan japanischer Toiletten.

Hartnäckig zupft ein Reh an meinem T-Shirt und gibt mir zu verstehen, es will mehr Kekse. Ich bin in Nara, das um 700 erste dauerhafte Hauptstadt Japans war. Heute kommen Touristen in den Ort östlich von Osaka und südlich von Kioto, um die heiligen Rehe zu treffen, die besonders sind.

Vor sechs Tagen bin ich in Japan gelandet. Bei der Flughafen-Post hole ich das bestellte mobile Internet, dann den Japan Rail Pass ab – ein Bahnticket für Touristen, das Fahrten mit Zügen der Eisenbahngesellschaft JR sowie mit vielen Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszügen ermöglicht. Alles läuft geordnet ab. Bestimmt, aber freundlich fordert die Schalter-Dame dazu auf, die Warteschlange entlang des Schalters zu bilden, um niemanden zu behindern.

Ich kaufe noch die Suica Card, mit ihr kann man in vielen Restaurants und Supermärkten bargeldlos zahlen, aber auch Busse oder U-Bahnen nutzen. Dann geht es nach Tokio. Aus dem Zug sehe ich die grellgrünen Reisfelder, die ich vom Flugzeug aus bewundert habe. Ich wohne in einem Apartmenthotel im Stadtteil Ueno, das für Tokioter Verhältnisse große Zimmer hat. Meine Freunde, ihre zwei Kinder und ich haben 52 Quadratmeter. Was mich begeistert: die Toilette mit gewärmtem Sitz, künstlichem Spülgeräusch und sanfter „Dusche“, die Papier sparen hilft – ich will auch so eine.

Weltberühmte Kreuzung und ein „Orchideenwald“
Nach kurzer Rast mache ich mich zur weltberühmten Shibuya-Kreuzung auf. Dorthin zu kommen ist dank Handy-Navigation ein Klacks. Man weiß, auf welchem Bahnsteig der Zug abfährt, in welchen Waggon man einsteigen soll, wie die Auslastung ist und wann er fährt – pünktlich!

Angekommen, erlebe ich, was ich nur aus Videos oder dem TV kannte: Hunderte Menschen queren während der Grünphase die Kreuzung. Ebenso fasziniert mich, wie viele Getränkeautomaten und Conbinis, kleine Lebensmittelgeschäfte, es gibt. Eine Öffi-Haltestelle erinnert mich ob ihres Namens an Wien: „Akihabara“. Wer hier aussteigt, landet in einem Paradies für Elektronik- und Manga-Fans. Auch die beiden Disney-Vergnügungsparks besuche ich.

INFOS

ALLGEMEINE AUSKÜNFTE:
www.japan.travel/de/de/

HOTEL-EMPFEHLUNG:
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Dann tauche ich in ein besonderes Erlebnis ein: Teamlab Planets heißt das Museum, in dem es Kunst aus Wasser, Klang und Licht gibt. Barfuß geht es durch die Ausstellung. Durch Wasser, in das Fische projiziert werden, und einen „Wald“ hängender Orchideen. Menschen aus aller Welt kommen hierher, auch Elon Musk, der eine Woche nach mir da sein wird. Anschließend fahre ich zum Meiji-Schrein.

Der bedeutende Shinto-Schrein ist Kaiser Meiji, der bis 1912 regierte und das Land in die Moderne führte, und Gemahlin Kaiserin Shoken gewidmet. Nach Reinigung von Händen und Mund mit Wasser schreitet man zum Hauptgebäude, wo als Zeichen des Respekts eine Münze geopfert wird. Es folgen zwei tiefe Verbeugungen, zweimaliges Klatschen und eine abschließende Verbeugung beim Gebet. Ich danke für diese schöne Reise.

Zu Tempeln und Rehen mit Höchstgeschwindigkeit
Bevor es von Tokyo Station aus mit dem Shinkansen nach Kioto zu „meinem“ Reh geht, sagt der Ticketautomat: keine Sitzplatz-Reservierung. Eine Bahnhofs-Mitarbeiterin bestätigt durch das Kreuzen ihrer Hände: keine Reservierung. Weil sie kein Englisch spricht, wird ihr Tablet zum Dolmetscher, heute üblich in Japan.

Dann, aufatmen: Die Reservierungen sind gefunden. Wer glaubt, schon einmal viele Menschen auf einem Bahnhof gesehen zu haben, war hier noch nicht. Vor Abfahrt kaufe ich ein Ekiben, eine japanische Lunchbox, deren Inhalt – es gibt Gemüse, Fleisch oder Sushi – während der Zugfahrt gegessen wird. Meinen Sitzplatz habe ich in Fahrtrichtung rechts reserviert, sodass ich Mount Fuji sehe, während ich mit 300 km/h an ihm vorbeirausche.

Tags darauf bin ich in Nara, wo im Nara-Park, aber auch auf der Straße Rehe und Hirsche frei herumlaufen. Die Tiere gelten als heilig, weil sie als Boten der Götter angesehen werden. Sie wollen mit speziell für sie hergestellten Keksen, die man kaufen kann, gefüttert werden. Das Besondere: Hält man ihnen ein Keks hin, verneigen sie in höflicher Manier den Kopf. Mein Reh stupst mich noch immer. Ich lasse mich weichklopfen, es gibt weitere Kekse.

Dann besichtige ich den Todaiji-Tempel mit der großen bronzenen Buddha-Statue. Und ich besuche den Inari-Schrein mit seinen scheinbar endlosen Alleen aus Torii, den traditionellen japanischen Toren, die meist rot lackiert sind.

In Kioto bummle ich über den Nishiki Markt, vorbei an einem der Tier-Cafés, wo man etwa Mini-Schweine streicheln kann – ein nicht unumstrittener Trend. Ich koste Bohnenpaste in Biskuit, herrlich! Auf Baby-Oktopusse am Stiel verzichte ich. Meterhoher grüner Bambus überragt mich bei meinem frühabendlichen Besuch im Arashiyama Bambuswald. Jetzt, vor Sonnenuntergang, wo die Touristenmassen weg sind und die kleinen Läden schließen, herrscht eine besondere Stimmung. Im Restaurant Honke Daiichiasahi nahe des Kyoto Tower bekomme ich mein Lieblingsgericht: Ramen.

Kurz „Super Mario“ sein bevor der Taifun kommt
Mein nächster Halt: Osaka, von Kioto nur 30 Minuten mit dem Zug entfernt. Dorthin geht es wegen einer Taifun-Warnung früher als geplant. Beunruhigt bin ich nicht, ist man in Japan doch auf solche Ereignisse gut vorbereitet: Es gibt Apps und Webseiten, auch Hotels informieren. Bevor ich Osaka Castle besichtige, bin ich in den Universal Studios „Super Mario“, denn die Super Nintendo World ist eine der Hauptattraktionen. Nach einem Tag Hotelpause, die dem Taifun – der „nur“ mit 100 km/h über uns hinwegzog – geschuldet war, geht es zurück nach Tokio.

Ich fahre zum Asakusa-Schrein, der zu den ältesten und bekanntesten Tempeln Japans zählt. Das spiegelt sich auch in der Besucherzahl wider. Zum Tempel führt die Einkaufsstraße Nakamise, an der sich Stände mit Imbissen und Souvenirs aneinanderreihen. Am Eingang durchquert man das imposante strahlend rote Kaminarimon, auch „Donnertor“ genannt, das den Weg zum Sensoji-Tempel weist. Traditionell bringt man eine Opfergabe von fünf Yen dar.

In den letzten zwölf Tagen habe ich so viele neue Eindrücke gesammelt – und doch nur einen Bruchteil dessen gesehen, was dieses faszinierende Land zu bieten hat. Deshalb halte ich es mit meinem Nara-Reh. Nur, dass ich statt Keksen noch mehr Japan will.

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