Nachfolger steht fest

Jetzt also doch: Selenskyj setzt Armeechef ab

Ausland
08.02.2024 18:01

Die Gerüchteküche brodelte schon länger, nun ist es offiziell: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wechselt nach der gescheiterten Offensive im vergangenen Jahr die Armee-Spitze aus. Er ernannte am Donnerstag in Kiew als neuen Armeechef General Oleksandr Syrskyj, bis dato Chef der Bodentruppen. Selenskyj bat jedoch den bisherigen Generalstabschef Walerij Saluschnyj, sich weiter an der Militärführung zu beteiligen.

„Heute wurde beschlossen, die Führung der ukrainischen Streitkräfte zu ändern“, erklärte Verteidigungsminister Rustem Umerow dazu am Donnerstag.

„An den neuen Realitäten anpassen“
Saluschnyj selbst sagte, es seien Entscheidungen getroffen worden, um Taktik und Strategie zu ändern. Die Aufgaben in diesem Jahr seien andere als im Jahr 2022. Jedermann sollte sich den neuen Realitäten anpassen.

„Held der Ukraine“
Der 1965 in Russland geborene neue Oberbefehlshaber Syrskyj gilt als einer der profiliertesten Generäle des Ukraine-Kriegs. Er verteidigte erfolgreich die Hauptstadt Kiew in den ersten Monaten von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und erhielt dafür die höchste militärische Auszeichnung „Held der Ukraine“. Im Juli 2022 plante er die Rückeroberung bedeutender Gebiete rund um die Großstadt Charkiw.

Verteidiger von Bachmut
Kurz darauf stand er an der Spitze der Verteidiger der östlichen Stadt Bachmut. Diese monatelange Schlacht um die zuletzt völlig zerstörte Stadt, die letztlich im Mai 2023 von russischen Truppen eingenommen wurde, gilt als eine der blutigsten Kämpfe des Ukraine-Kriegs.


Die bereits seit längerem kolportierte bevorstehende Entlassung des populären Saluschnyj mitten im Krieg hatte zuletzt die ukrainische Medienlandschaft in helle Aufregung versetzt. Saluschnyj war im Juni 2021 als Oberkommandierender der ukrainischen Streitkräfte eingesetzt worden.

Saluschnyj war Architekt der ukrainischen Sommeroffensive 2023
Unter seiner Führung hielten die Truppen dem russischen Einmarsch vom Februar 2022 stand. Sie eroberten im Lauf des ersten Kriegsjahres sogar besetzte Teile des Gebietes Charkiw und die Gebietshauptstadt Cherson im Süden zurück. Der 50-jährige Saluschnyj war auch der Architekt der ukrainischen Sommeroffensive 2023, die aber gegen stark befestigte russische Verteidigungsanlagen kaum vorankam.

In einem aufsehenerregenden Artikel für die britische Zeitschrift „The Economist“ schrieb der General davon, dass der Krieg am Boden in eine Pattsituation geraten sei. Nur große Waffenlieferungen und ein Technologiesprung könnten die ukrainischen Streitkräfte wieder in die Offensive bringen. Selenskyj widersprach seinem höchsten Militär bei dieser Einschätzung öffentlich.

Uneinigkeit bei Kriegsführung
Auch in der Frage einer weiteren Mobilisierung von Soldaten waren die führenden Verantwortlichen für die ukrainische Kriegsführung uneins. Nach Medienberichten hatte Selenskyj den Oberbefehlshaber schon Ende Jänner zum Rücktritt gedrängt; dieser lehnte demnach aber ab.

Bei seinen Soldaten und in der Bevölkerung galt der bullige General als äußerst beliebt. Deshalb kamen immer wieder Spekulationen auf, der Militär strebe eine eigene politische Karriere an. Er selbst dementierte dies. Saluschnyj ist in den ukrainischen Streitkräften einer der ranghohen Offiziere ohne Vorprägung durch die frühere sowjetische Armee. Er setzte deshalb auf Kommandostrukturen, die sich am Vorbild der NATO orientieren.

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