Eine Professorin der Universität für Bodenkultur in Wien hat sich das kürzlich von Landesrat Achleitner vorgestellte „Raumbild OÖ“ im Detail angesehen. In ihrer Analyse fällt sie ein vernichtendes Urteil über die Strategie, die „neue Aktivitäten und Erkenntnisse vortäuscht, diese aber nicht liefert“.
Oberösterreich versiegelte im Vorjahr täglich 4,25 Hektar Boden – die Fläche von sechs Fußballfeldern – und ist damit laut einer Studie des WWF bundesweit negativer Spitzenreiter. Das Ziel der Bundesregierung, den täglichen Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar zu begrenzen, lehnte der zuständige Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) kürzlich ab. Stattdessen präsentierte er, wie berichtet, das sogenannte „Raumbild OÖ“ als vermeintliche „Grundlage für eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Raumordnungspolitik“.
Kein thematisch umfassendes Leitbild
Expertin Gerlind Weber, Professorin an der Universität für Bodenkultur in Wien, fällt nun ein vernichtendes Urteil über das Papier: Anstatt eines „thematisch umfassenden Leitbildes und Handlungsrahmens für die Landesverwaltung und Landespolitik“ habe Achleitner nur eine „landesweite Zusammenführung der digitalen Flächenwidmungspläne aller Gemeinden“ vorgelegt. „Das ,Raumbild OÖ’ ist ein bloßer Etikettenschwindel, der neue Aktivitäten und Erkenntnisse vortäuscht, diese aber nicht liefert“, resümiert Weber.
Auf der Basis ungeeigneter Datensätze lassen sich keine Präzisierungen über Eckzahlen zur Raumentwicklung Oberösterreichs und schon gar nicht unter den hochtrabenden Titel „Raumbild“ verkaufen.
Gerlind Weber, Universitätsprofessorin an der BOKU Wien
Wenig repräsentative Daten
Der im „Raumbild OÖ“ betrachtete Datensatz (Februar 2020 bis Jänner 2023) sei wegen der in dieser Zeit geltenden Covid-Bestimmungen wenig repräsentativ. „Auf der Basis ungeeigneter Datensätze lassen sich keine Präzisierungen über Eckzahlen zur Raumentwicklung Oberösterreichs und schon gar nicht unter den hochtrabenden Titel ,Raumbild’ verkaufen“, so die Expertin.
„Taschenspielertricks“ entlarvt
Für Klimalandesrat Stefan Kaineder (Grüne) ist die Analyse ein gefundenes Fressen: Weber entlarve Achleitners „Taschenspielertricks“ und zeige auf, wie die oö. Raumordnungspolitik „zur Gefahr für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder wird. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, gibt es in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr“.
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