Mehr als nur ein bisschen „ärgern“: Eine neue steirische Studie zeugt von großer Belastung im Schulalltag. Mobbing spielt sich immer öfter online via Handy ab. AK-Präsident fordert von Politik mehr Schulpsychologen.
Eine Zwölfjährige und ihr 14-jähriger Freund filmen sich bei ihren ersten intimen Momenten - und nach der Trennung des jungen Paares stellt der Bursche das Video in die Klassen-Whatsapp-Gruppe. Man kann sich in etwa ausmalen, wie es dem Mädchen dabei geht.
Mit diesem drastischen Beispiel untermalt Arbeiterkammer-Präsident Josef Pesserl die Ergebnisse einer neuen Studie zu Mobbing und Gewalt an steirischen Schulen. 800 Schülerinnen und Schüler verschiedenster Altersstufen im ganzen Land wurden im Auftrag der Arbeiterkammer zu ihren Erfahrungen befragt, und die Ergebnisse sind ernüchternd.
Verheerende Langzeitfolgen
Fast zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen gaben an, in ihrem Umfeld (Cyber-)Mobbing zu erleben, und fast jeder dritte Schüler ist selbst betroffen. Das hat gravierende Folgen: Betroffene fühlen sich gedemütigt, wütend, ziehen sich zurück und verlieren die Lebensfreude. Von den Langzeitauswirkungen wie Depressionen und mangelndem Selbstbewusstsein ganz zu schweigen.
Jeden Tag stundenlang am Handy
Besorgniserregend ist vor allem der Anstieg an Cyber-Mobbing, das sich vorwiegend in sozialen Netzwerken und Messengerdiensten abspielt. Die Anzahl an Betroffenen ist seit der letzten Studie um vier Prozent gestiegen, und fast die Hälfte der Befragten erwarten einen weiteren Anstieg in den nächsten Jahren.
Tätlichkeiten gegen sich selbst sind seit der letzten Studie stark gestiegen. Das ist für junge Menschen wirklich Thema geworden, nicht nur für Mädchen.
Studienautorin Claudia Brandstätter, Institut bmm
Im Schnitt verbringen Schüler laut Erhebung drei Stunden pro Tag in sozialen Netzwerken. „Wobei es hier oft an Bewusstsein fehlt, wie viel Zeit man wirklich am Handy verbringt“, vermutet Studienautorin Claudia Brandstätter eine hohe Dunkelziffer.
Ein Psychologe auf 5000 Schüler
AK-Chef Josef Pesserl appelliert an die Politik: „Es braucht Unterstützungspersonal wie Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter, die regelmäßig und flächendeckend vor Ort sind.“ Aktuell sei nämlich ein Psychologe für 5000 Schüler zuständig.
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