"Camino Primitivo"

Geheimtipp für Genießer: Nordroute des Jakobswegs

Reisen & Urlaub
31.03.2012 17:00
So viel steht fest: Für jeden, der gerne einige Stunden am Tag in den Genuss reizvoller Natur kommen möchte, gutes Essen und kulturelle Höhepunkte schätzt – für den ist die vor allem weniger bekannte Nordroute des Jakobswegs, "der Camino Primitivo", perfekt! Fazit der "Krone": Wer also vom Alltagsstress abschalten will, für den kann dieser Urlaub im wahrsten Sinne des Wortes Wunder bewirken.

Los geht es im Baskenland. Die meisten Nordrouten-Pilger starten in San Sebastian. Eine Alternative aufgrund der besseren Verkehrsanbindung: Bilbao – die Stadt der Kontraste. Nicht nur wegen des weltberühmten Guggenheim-Museums ist dieser Ort für alle Kultur- und Kunstliebhaber ein Muss. "Botxo", wie die Stadt liebevoll genannt wird, kann man problemlos zu Fuß oder per Fahrrad erkunden. Tipp: In 20 Minuten Entfernung (in diesem Fall mit Auto oder Bus) von Bilbao – in der Nähe des alten Hafens – steht die beeindruckende Hängebrücke Puente Colgante (Weltkulturerbe der UNESCO). Für Gourmets: Zusammen mit San Sebastian hat Bilbao außerhalb Frankreichs die höchste Anzahl Michelin-Sterne aufzuweisen.

Dann geht es weiter Richtung Kantabrien. Etwa 40 Kilometer nach Bilbao ändert sich das Landschaftsbild grundlegend. Alles ist sattgrün: der dichte Nadelwald und die Wiesen in den Tälern. Auch die Menschen sind hier merklich anders. Baskisch ist eine ganz eigene Sprache, die mit den romanischen Sprachen nichts gemein hat.

Atemberaubende Natur
Gebirgspfade, Schotterpisten, Hohlwege, Wirtschaftswege und manchmal leider viel befahrene Staatsstraßen – Schritt für Schritt rückt das nächste Ziel näher. Doch einige Landschaftsabschnitte entschädigen für alle Mühe und Anstrengung: Am Gebirge entlang verläuft ein beeindruckender Küstenweg. Landzungen und breite Fjorde prägen die Landschaft. Riesige Wellen treffen auf wuchtige Felsen. Zu sehen sind Steilklippen, massive Steine, Nebelschleier, die durch die wilde Brandung entstehen, und abends sind auf dem Ozean Dutzende Lichter zu sehen, die von Schiffen stammen.

Nächster Abstecher in eine pulsierende Stadt: Santander, die Hauptstadt Kantabriens, die wohl vielen vor allem durch die weltberühmte Bank ein Begriff ist. Die Vororte von Santander sind von vielen Einkaufszentren geprägt und auf den Hauptstraßen herrscht regelrechtes Verkehrschaos. Trotzdem: Santander ist auf jeden Fall schon aufgrund der gut erhaltenen Jugendstilbauten und der historischen sowie wirtschaftlichen Bedeutung einen Besuch wert.

Kurzer Exkurs in die Stadtgeschichte: Von den Römern als Hafenstadt gegründet, kamen im 8. Jahrhundert westgotische Siedler aus Calahorra (La Rioja), um hier Zuflucht vor arabischen Invasoren zu finden. Im 13. Jahrhundert kam es durch Stadt- und Handelsrechte zu einem ersten wirtschaftlichen Aufschwung. Ende des 15. Jahrhunderts wurde durch ein Schiff aus Flandern die Pest eingeschleppt. Erst ab 1753 kam die Wirtschaft wieder in Schwung, vor allem durch den Warenaustausch mit den spanischen Kolonien wurde der Weizenexport nach Amerika hauptsächlich über Santander abgewickelt, gleichzeitig wurde die Stadt Industriestandort. Zwei schlimme Katastrophen trafen die Stadt: 1893 explodierte im Hafen ein mit Dynamit beladenes Dampfschiff, 600 Tote und mehr als 2.000 Verletzte waren die Folge. Und im Jahr 1941 zerstörte ein durch einen Hurrikan entfachtes Feuer fast die gesamte Innenstadt. Doch Santander erholte sich und gelangte wieder zu Wohlstand.

Auf den Spuren der Urmenschen
In der Nähe von Santander befinden sich die prähistorischen Felsmalereien in den Höhlen von Altamira (bei Santillana del Mar). Aber nicht nur hier, sondern an der ganzen kantabrischen Steilküste hat der Urmensch Zeugnisse hinterlassen. Einige besonders bemerkenswerte Höhlen: Puente Visgo, die von Haza, Couvalanes und Gullalvera in Ramales de la Victoria.

Es geht weiter nach Colombres – dem Hauptort der Gemeinde Ribadedeva. In der kleinen Siedlung, kurz hinter der Grenze zu Kantabrien und etwas landeinwärts der Nationalstraße gelegen, finden sich viele Häuser der "Indianos". Im 19./20. Jahrhundert versuchten viele Nordspanier (mehr als 300.000), der Armut zu entfliehen, und suchten ihr Glück in Lateinamerika. Sie erwarben großes Vermögen als Grundbesitzer (Tabak und Textilien) oder Banker. Reich geworden, kehrten sie nach Spanien zurück und wurden zu Wohltätern in ihren Heimatgemeinden. Mit ihrem Vermögen finanzierten sie gemeinnützige Projekte wie Schulen, Straßen und Krankenhäuser. Ihre stattlichen Villen – Casonas de Indianos – in bunten Farben prägen durch ihren ganz eigenen Baustil das Bild Colombres.

Kulinarische Höhepunkte in Asturien
Hoch im Norden Spaniens liegt die Region Asturien, die zu den kleinsten des spanischen Festlandes gehört. Die Hauptstadt der Region, nämlich Oviedo, gehört zu den größeren Städten in Spanien, denn immerhin leben dort rund 210.000 Einwohner, was mit der Größe der Insel Teneriffa vergleichbar ist. Oviedo erlangte gewisse internationale Berühmtheit durch die Tatsache, dass hier sowohl der Rennfahrer Fernando Alonso als auch Letitia Ortiz, Prinzessin von Asturien, die Frau des spanischen Thronfolgers Felipe, geboren wurden. Unbedingt ausprobieren: "Chigres"! Das sind landestypische Apfelweinschenken, die an jeder Ecke zu finden sind.

Oviedo ist an sich bekannt für seine kulinarischen Höhepunkte. Ein Beispiel für die Spezialitäten der Stadt ist der Seeteufel, den man in vielen City-Restaurants genießen kann. Auch Crêpes und Milchreis gehören zu den Leckereien, für die Oviedo berühmt ist.

Ende der Reise in Santiago de Compostela
Eine Gemeinsamkeit der nordspanischen Provinzen ist die klimatisch und geologisch bedingte Naturvielfalt, die durch die Nähe von Bergen und Meer charakterisiert ist. Hier gehen die Weite des Meeres und die Höhe der Berge ineinander über. Hier kommen sich Himmel und Erde ganz nah. Und besonders spürbar ist dieser Zauber bei der Ankunft in Santiago de Compostela: Die Kathedrale von Santiago de Compostela steht über der Grabstätte, die dem Apostel Jakobus zugeschrieben wird. Durch die bischöfliche und päpstliche Anerkennung der aufgefundenen Gebeine als Reliquien Jakobi gilt die Kathedrale von Santiago als Grabeskirche des Apostels Jakobus.

Keine zwei Straßen entfernt ist das Pilgerbüro. Durch einen kleinen sonnigen Hof marschieren Dutzende Pilger in den ersten Stock. An einer elektronischen Tafel steht die Nummer des Schalters, wo man sich vorstellen soll. Alle zeigen hier ihren Pilgerpass vor, mit ihren vielen Stempeln, die sie Tag für Tag gesammelt haben, um endlich die Compostela in Empfang zu nehmen – eine Urkunde für religiös motivierte Pilger, die ihnen den Besuch der Kathedrale von Santiago de Compostela und damit das Ende ihrer Wallfahrt auf dem Jakobsweg bescheinigt.

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