Extremismusforscher:
„Europa steht neue Welle des Terrorismus bevor“
Der Extremismusforscher Peter Neumann warnt davor, dass der Konflikt zwischen Israel und der Hamas in Europa zu einer „dschihadistischen Terrorwelle“ in einem völlig neuen Ausmaß führen könnte. Und er zieht Parallelen zum syrischen Bürgerkrieg.
Vor etwas mehr als zehn Jahren habe der syrische Bürgerkrieg zu einer noch nie dagewesenen dschihadistischen Mobilisierung geführt - auch in Europa, schrieb Neumann auf Twitter (X).
Gefahr durch Rückkehrer
Damals hatten sich Tausende von jungen Männern und Frauen, der Terrorgruppe Islamischer Staat angeschlossen und waren nach Syrien gereist, um dort im „Kalifat“ zu leben. Zahlreiche von ihnen fanden den Tod oder kamen demoralisiert und traumatisiert wieder zurück.
Doch einige brachten ihre radikal islamistische Geisteshaltung mit nach Europa, um dann mit Anschlägen die „Ungläubigen“ zu terrorisieren. Ähnliches könnte uns wieder blühen, warnt der Extremismusforscher.
„Für Islamisten ist das DER Konflikt“
„Genauso wie damals wird der Konflikt über soziale Medien transportiert. Im Falle Syriens hatten Clips von Bombenangriffen und toten Babys einen dramatischen Effekt. Heute gibt es noch mehr davon, die Kommunikation ist schneller und Desinformation um ein Vielfaches höher“, so Neumann.
Im Gegensatz zu Syrien sei dies nicht irgendein Bürgerkrieg oder Konflikt zwischen Muslimen: „Für Islamisten ist es DER Konflikt überhaupt: Juden gegen Muslime, Heiliges Land, Jerusalem. Klarer geht es nicht.“
Jüdisches Leben als Zielscheibe
Da man sich aber nicht einfach als Kämpfer in den Gazastreifen aufmachen könnte, dürften sich viele im Westen ihre Ziele suchen: „Und diese werden vermutlich vor allem im Zusammenhang mit Israel und Juden stehen.“ Die Bedrohung für jüdisches Leben sei extrem hoch.
Hinzu komme, dass die Idee des terroristischen Einzeltäters unter Dschihadisten mittlerweile so weit verbreitet und mythologisiert ist, dass es gar keine Netzwerke mehr braucht, um zum „Soldaten“ oder gar „Märtyrer“ zu werden. Die hauptsächlich männlichen Täter würden sich schlichtweg selbst über das Internet radikalisieren. Jüngstes Beispiel dafür war der Attentäter von Brüssel, der zwei schwedische Fußballfans ermordete.
Terrorwarnstufe erhöht
Österreich hatte zuletzt, wie auch andere europäische Länder, die Terrorwarnstufe erhöht. Omar Haijawi-Pirchner, Direktor der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), sprach von einer „erhebliche Anzahl an Gefährdern in Österreich“.
Auch Terrorismusforscher Nicolas Stockhammer sagte, die Gefahr gehe ganz klar von Einzeltätern aus: „Ich wage zu prophezeiten, dass in den nächsten Wochen und Monaten weitere terroristische Aktivitäten befürchtet werden müssen. Vor allem durch Einzeltäter oder kleine Zellen. Der IS-Terror steht in Europa vor der Türe.“
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