Einigen Medienberichten zu einer Publikation im „British Medical Journal“ zufolge sollen stark verarbeitete Lebensmittel süchtig machen wie Drogen. Das Kompetenzzentrum für Ernährung, Gesundheit und Lebensstil „forum.ernährung heute“ kritisiert diese Meldung und klärt auf.
„Obwohl in der Alltagssprache Sucht häufig im Sinne eines erheblichen Verlangens und nicht Aufhören-Könnens verwendet wird, ist die wissenschaftliche Definition des Suchtbegriffs deutlich spezifischer. Daher sind Vergleiche von Lebens- mit Suchtmitteln nicht zielführend“, betont Dr. Marlies Gruber, Ernährungswissenschaftlerin vom „forum.ernährung heute“. „Das Entscheidende an einem Suchtmittel ist, dass es unmittelbar wirken muss und massiv psychisch verändert. Das ist mit Lebensmitteln keinesfalls zu erreichen.“
Übermäßiger Konsum ist noch keine Sucht
Lebensmittel und einzelne Nährstoffe wie Zucker und Fett sind weder alleinstehend noch in gemischter Form Substanzen mit Suchtpotenzial, stellt das „forum.ernährung heute“ richtig. Fett- und zuckerreiche Speisen schmecken uns besonders gut und werden deshalb bevorzugt sowie oft im Übermaß gegessen.
Gestörtes Essverhalten
„Generell scheint aber weniger das Lebensmittel per se einen suchtartigen Prozess zu starten, sondern vielmehr die Art und Weise, wie wir es konsumieren. Etwa, wenn wir wiederholt unregelmäßig essen und uns dann überessen“, erklärt Dr. Gruber. „Daher ist es angemessener, von einem suchtartigen Essverhalten als von der Sucht nach einzelnen Produkten zu sprechen.“
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