Es ist Zeit, schlafen zu gehen. Sie räumt noch das letzte Wäschestück in den Kasten. Er nähert sich liebevoll, gibt ihr einen Kuss auf den Nacken. Er werde nun ins Bett gehen und sie sehnsuchtsvoll erwarten. Und wieder geschieht mit ihr etwas, worüber sie mit niemandem spricht. Alles in ihr sträubt sich gegen seine Berührungen. Der Gedanke, jetzt mit ihrem Mann schlafen zu müssen, ist ihr zutiefst unangenehm. Sie windet sich aus seinen Armen und stammelt etwas wie: "Geh nur voraus, ich komme dann nach."
Sie kommt nicht nach. Sie wartet, bis er eingeschlafen ist und legt sich später dazu. Ein anderes Mal ist sie ganz früh zu Bett gegangen, um seinen sexuellen Annäherungen zu entfliehen. Dabei liebt sie ihren Mann und kann sich selbst nicht erklären, warum sie so überhaupt keine Lust auf Sex hat. Sie glaubt seit längerer Zeit, krank zu sein.
Jede zehnte Frau leidet an Lustlosigkeit
Sie ist mit diesem Problem nicht alleine! Jede zehnte Frau leidet an Lustlosigkeit. Dafür gibt es genügend körperliche Ursachen. Etwa Depressionen und einige Medikamente. Aber auch wiederkehrende Genitalinfektionen, vaginale Trockenheit, Harninkontinenz und hormonelle Störungen sind mögliche Auslöser.
Weniger bekannt ist, dass sichtbare Hautleiden wie Akne, Psoriasis oder Feigwarzen Frauen verunsichern können. Auch sexuell! Weiters blockieren natürlich gynäkologische Krebserkrankungen bzw. die unerlässliche Behandlung derselben sexuelle Wünsche. Schließlich hemmen unberechenbare Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder chronische Schmerzen (Rheuma) sexuelle Bedürfnisse.
Neben gesundheitlichen Störungen ist der Alltag oft der größte Feind der Sinnlichkeit. Je höher der Perfektionsanspruch an die Rolle der Mutter, Hausfrau, Berufstätigen und Geliebten ist, desto sicherer stellen sich sexuelle Probleme ein.
Lustkiller Vertrauen
Doch der entscheidende Zerstörer der Lust ist meistens die Unfähigkeit, dem Partner die eigenen Bedürfnisse mitzuteilen! Und die vielen kleinen Verletzungen der Seele, die sich im Laufe einer Beziehung ansammeln. Wer diese Wunden nicht heilt, schafft eine Kluft, die sinnliche Hingabe verhindert. Erregung kann nicht aufgebaut, ein Orgasmus nicht erreicht werden.
Viele Frauen jagen überdies falschen Vorstellungen nach. Zum Beispiel dem vaginalen Orgasmus, den ohnehin nur vier Prozent erreichen. Die Mehrheit braucht zusätzlich eine passende Stimulation der Klitoris.
Es ist keine Lösung, mit einem Partner zu schlafen, wenn sich der Körper sträubt. Jede Frau ist anders und braucht auch eigene Reize. Das muss dem Partner unbedingt gesagt werden. Wichtig ist, dem Körper zu vertrauen und mit dem Partner gemeinsam Lösungen zu finden, wenn die Bedürfnisse von beiden auseinanderweichen.
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Sexualmedizinerin Dr. Elia Bragagna und die Online-Enzyklopädie SexMedpedia helfen, Sexualprobleme zu überwinden. Im Live-Chat können persönliche Fragen mit Fachleuten geklärt werden. Der letzte Live-Chat für Frauen fand am 16. Februar statt. Unter http://chat.sexmedpedia.at kann er nachgelesen werden.
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