Selenskyj tauscht aus

Krimtatar soll neuer Verteidigungsminister werden

Ausland
04.09.2023 13:19

Wenn es nach Präsident Wolodymyr Selenskyj geht, soll der neue ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow heißen. Doch wer ist der neue Mann, der für frischen Wind in dem für die Kriegsführung wichtigen Ressort sorgen soll?

Der 41 Jahre alte Unternehmer und Investor ist krimtatarischer Abstammung und setzt sich seit Jahren für eine Befreiung der bereits 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim ein. Umerow wurde 1982 nahe Samarkand in der damaligen Sowjetrepublik Usbekistan geboren. Er kehrte mit seiner Familie wie viele deportierte Krimtataren im Zuge der politischen Öffnung in der Sowjetunion mit seiner Familie auf die Krim zurück.

Er war laut ukrainischen Medien Stipendiat eines US-Programms für künftige Führungskräfte (FLEX) und gilt als Experte für Finanzwirtschaft. Nach seiner Zeit als Abgeordneter der rechtsliberalen Partei Holos im ukrainischen Parlament von 2019 bis 2022 wurde er vor einem Jahr zum Chef der staatlichen Vermögensverwaltung ernannt.

Mehrere Verhandlungen mit Russland geführt
Umerow setzt sich seit Jahren für die Rechte der Krimtataren und deren Rückkehr in die angestammte Heimat ein. Er ist zudem stellvertretender Vorsitzender der Krim-Plattform, einem jährlichen Forum, das sich der Wiedereingliederung der Halbinsel in die Ukraine widmet. Nach der Krim-Annexion und vor allem nach der Invasion der Ukraine durch die russische Armee hat sich der 41-jährige Muslim immer wieder in geheimen Verhandlungen erfolgreich für den Austausch von Kriegsgefangenen und für sichere Korridore aus Kriegsgebieten eingesetzt.

Auch an den Verhandlungen, die im Juli 2022 zu dem Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine führten, war Umerow beteiligt.

Gute Beziehungen zur Türkei
Ihm werden auch gute Beziehungen in die Türkei nachgesagt. In sozialen Netzwerken wurde daher spekuliert, ob der Zeitpunkt seiner Ernennung mit dem Treffen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und des russischen Amtskollegen Wladimir Putin am heutigen Montag in Sotschi am Schwarzen Meer im Zusammenhang steht.

Unter Stalin deportiert
Die Krimtataren sind eine turksprachige, mehrheitlich muslimische Ethnie, die bis in die 1940-er Jahre im Süden der Halbinsel Krim am Schwarzen Meer die Bevölkerungsmehrheit bildete. Die Krimtataren hatten vom 15. Jahrhundert bis zur Annexion der Krim durch das Russische Zarenreich 1783 in Form des Krim-Khanats ihren eigenen, weitgehend unabhängigen Staat im Einflussbereich des Osmanischen Reiches.

Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg schlossen sich auch manche Krimtataren in Hoffnung auf mehr Unabhängigkeit der Deutschen Wehrmacht an. Dies nahm der sowjetische Diktator Josef Stalin zum Anlass, nach der Eroberung der Krim die gesamte krimtatarische Bevölkerung im Jahr 1944 nach Zentralasien deportieren zu lassen.

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