Beim Mittelmeer-Urlaub

Achtung: Haie landen oft auf der Speisekarte

Ausland
03.07.2023 09:48

Glasklares Wasser, weiße Sandstrände und mediterrane Küche - damit lockt das Mittelmeer Urlauber aus der ganzen Welt an. Was aber oft beim abendlichen Restaurant-Besuch nach einem entspannenden Tag in der Sonne vergessen wird: Das Fischmenü hat oft nichts mit Nachhaltigkeit gemein und kann sogar zur Zerstörung der Artenvielfalt beitragen.

Das Mittelmeer ist ein wahrer Hotspot der Artenvielfalt. Eines von zehn weltweit bekannten Meereslebewesen ist im Mittelmeer zu finden, 28 Prozent leben nirgendwo sonst auf der Erde. Darunter acht Wal-Arten, Delfine und Tümmler, Karett- und grüne Meeresschildkröten sowie rund 80 Hai- und Rochenarten. „Wir müssen dieses Naturjuwel viel besser schützen“, fordert Simone Niedermüller, Meeresexpertin des WWF Österreich.

Denn 20 Prozent von rund 6000 untersuchten Arten im Mittelmeer sind gefährdet, darunter der Weiße Hai, der Blau- und der Engelshai, Teufels- und Adlerrochen sowie Pott- und Finnwale. Die Population von Meeressäugern ist im Mittelmeer in den vergangenen 50 Jahren besonders stark eingebrochen - um 41 Prozent.

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Vermeintlich lokale, frische Fänge stammen daher oft aus Zuchten oder Fernost. Zudem landen viele bedrohte Arten wie Haie oder Rochen versteckt auf der Speisekarte.

Simone Niedermüller vom WWF Österreich

Überfischung und Zerschneidung von Wanderrouten - sogenannten „blauen Korridoren“ - sind neben Lärmbelästigung und Verschmutzung die Hauptursachen. Nicht zuletzt leidet das Binnenmeer unter dem sehr hohen Tourismus: „Es braucht dringend mehr Bewusstsein für die Auswirkungen unserer Urlaubsaktivitäten und unseres Konsums, damit wir uns noch lange an der Vielfalt dieser Region erfreuen können“, fordert Niedermüller.

Hai statt Schwertfisch und Schildkröten als Beifang
Kein anderes Meer leidet so stark unter der Überfischung wie das Mittelmeer. Der hohe Fischkonsum an den Urlaubsdestinationen ist besonders in der Hochsaison nicht nachhaltig oder regional zu decken. „Vermeintlich lokale, frische Fänge stammen daher oft aus Zuchten oder Fernost. Zudem landen viele bedrohte Arten wie Haie oder Rochen versteckt auf der Speisekarte“, warnt Simone Niedermüller vom WWF Österreich.

(Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Einer der häufigsten Betrugsfälle mit Meeresfrüchten in Italien ist Hai, der als Schwertfisch ausgegeben wird - dabei sind Haiarten im Mittelmeer drastisch überfischt. Andererseits wird ganz unverblümt mit „Shark-Burger“ geworben - wie in Kroatien entdeckt. Auch wenn das Angebot an Fisch-Gerichten groß ist, empfiehlt die Umweltschutzorganisation daher, vermehrt zu vegetarischen Alternativen zu greifen, welche gerade in den Mittelmeerländern ebenso traditionell vorkommen: „Paella muss nicht immer mit Shrimps sein und auch eine vegetarische Pasta kann vorzüglich schmecken - es gibt viele traditionelle Gerichte, denen keine Zerstörung des Mittelmeers anhaftet“, sagt Niedermüller.

Verschmutzung mit Plastikmüll
Auch die Verschmutzung mit Plastikmüll kommt am Mittelmeer vor allem aufgrund des starken Tourismus zustande: „Der Tourismus erhöht den Druck aufs Mittelmeer. Die kommunale Abfallentsorgung kann mit dem saisonal steigenden Müllaufkommen nicht mithalten. Während der Urlaubszeit mit mehr als 300 Millionen Reisenden steigt die Abfallbelastung der Küstenregionen um bis zu 40 Prozent“, sagt Niedermüller. Umgerechnet 33.800 Plastikflaschen pro Minute gelangen in das Binnenmeer - täglich sammeln sich so fünf Kilogramm Kunststoffmüll pro Küstenkilometer an.

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