Pasta aus Insektenmehl

„In Italien hacken sie dir dafür die Finger ab“

Wirtschaft
21.05.2023 13:37

Ordentlich Staub - oder Mehl? - aufgewirbelt hat das „Krone“-Interview mit Paolo Barilla, dem Co-Chef des größten italienischen Nudelherstellers. Anlässlich des 4GameChangers-Festivals hat der Unternehmer Wien einen Besuch abgestattet, im Gespräch mit der „Krone“ machte er dann nicht nur eine aufsehenerregende Aussage - Überlegungen über Nudeln aus Insektenmehl inklusive.

Da ist doch der Wurm drin - das dachten sich wohl viele Leserinnen und Leser und machten ihrer Verwunderung, ihrem Ärger in den Kommentaren Luft: „Werde Barilla boykottieren und zu österreichischen Marken greifen (...)“, schreibt etwa ein User mit dem Benutzernamen „Fallobst“ unter das Interview. Und jemand mit dem Nickname „DerSagerAlexAUT“ meint: „Sollte Barilla das machen, werde ich nie wieder eine Packung Barilla Spaghetti kaufen (...)“. Die Aufregung ist also groß, eine Aussage von Barilla lässt bei Pasta-Liebhabern förmlich das Nudelwasser überkochen. Doch worum geht‘s eigentlich?

Auf die Frage, ob Barilla in Hinblick auf Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Innovation jemals Nudeln aus Insektenmehl produzieren würde, antwortet Paolo so, wie man es von einem Mafia-Boss in einem Film erwarten würde: „Wenn Sie dieses Thema in Italien ansprechen, würden sie Ihnen wahrscheinlich die Finger abhacken!“ So weit, so italienisch. Aber ganz abtun will er die Idee dann auch nicht.

Eigentlich verständlich, werden Insekten doch in weit mehr als 140 Ländern der Welt als normales, obendrein proteinreiches und gesundes Lebensmittel konsumiert - auch in Österreich gibt es immer mehr Nahrungsmittel auf Basis von zermahlenen Würmern, Heuschrecken und Raupen. Die Europäische Kommission hat vor knapp einem Jahr bereits das dritte Insekt als Lebensmittel in der EU genehmigt - das Heimchen.

Noch dazu sind Insekten als Zutaten-Rohstoff im Lebensmittelhandel derzeit noch relativ günstig zu bekommen. Ganz im Gegensatz zu Weizen, der durch Ukraine-Krieg und voranschreitenden Klimawandel immer teurer und schwerer zu beschaffen ist.

Produziert Barilla bald Nudeln aus Insektenmehl?
Barilla gibt sich im Gespräch mit der „Krone“ jedenfalls Tagträumereien - oder Zukunftsvisionen? - hin: „Damit können wir Teil der Lösung für Klimakrise und Lebensmittelengpass sein“, sinniert er. Wer wisse schon, was noch kommen würde: „Vielleicht irgendwann, wenn das die Leute wollen. Ich bin jedenfalls neugierig darauf, was passieren wird. Das sind langwierige Prozesse, langsame Bewegungen. Die Technologie will natürlich immer neue Dinge, aber beim Essen wollen wir das, was unsere Mütter immer gemacht haben. Da bleibt man eher hinten, ist eher skeptisch.“ Was kein definitives Nein bedeute ...

Noch sei die Zeit dafür allerdings nicht reif. Das weiß Barilla spätestens seit vergangenem Herbst, als der letzte Flirtversuch mit diesem Thema ordentlich nach hinten losging: Im letzten Jahr beauftragte der Nudelhersteller einen italienischen Satiriker, ein Video zu drehen, in dem er die Verwendung von Insekten für die Nudelherstellung vorschlägt. Als dieser Clip in sozialen Netzwerken die Runde machte, folgten Boykottaufrufe - und sogar Regierungsmitglieder protestierten.

Trotzdem - oder gerade deshalb? - distanziert sich Barilla von diesem Thema: Es sei eindeutig und klar, dass das Unternehmen nicht vorhabe und nicht in Betracht ziehe, Insektenmehl einzusetzen. „Barilla plant nicht, Pasta oder andere Produkte, die mit Insektenmehl hergestellt werden, auf den Markt zu bringen und hat keine Absicht, das Geschäft in diese Richtung auszuweiten. Unsere Pasta wird weiterhin aus 100 Prozent Hartweizen hergestellt werden“, heißt es in einem Statement.

Mit der „Krone“ hat Paolo Barilla nicht nur über Nudeln aus Insektenmehl gesprochen, sondern auch über Produktionsengpässe, kontroverse Aussagen seines Bruders und warum Lebensmittel nie mehr so günstig sein werden, wie jetzt. Das ganze Interview lesen Sie hier.

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