Die Vergewaltigung einer 26-Jährigen am Wochenende in Wien sorgte weit über die Stadtgrenzen für tiefe Bestürzung. Timo R. hat den mutmaßlichen Vergewaltiger verfolgt und dafür gesorgt, dass er verhaftet wurde. Wie, erzählt er im „Krone“-Gespräch.
Beginnen wir diese Geschichte mit den Fakten: Marie (Name geändert) war feiern, sie hat getanzt, sie fühlte sich wohl und sicher. Doch der Heimweg der 26-Jährigen endete in einem Martyrium - in der Hölle. Die junge Wienerin wurde brutal vergewaltigt. 20 bis 30 Menschen standen nur einen Steinwurf des Tatortes am Leipziger Platz nahe der U-Bahn-Station Jägerstraße entfernt. Maria lag nackt am Boden, sie schrie um ihr Leben, ihr Peiniger ließ nicht von ihr ab. Bis er kam. Timo R., 28 Jahre alt.
Es war „Schicksal“, sagt er im „Krone“-Gespräch, dass er um fünf Uhr Früh noch mit seiner Freundin unterwegs war. Man hat noch Kebab gegessen, Pommes gekauft, geraucht. Und dann plötzlich diese wehrlose Frau, die von einem Tunesier (24) malträtiert wird.
Er hat das Leben eines Menschen zerstört.
Timo R.
Verdächtiger ergriff sofort die Flucht
„Wir haben ihr zugeschrien, ob sie Hilfe braucht“, sagt Timo. Der (vorerst) Fremde auf ihr kreischte: „Alles ok!“ Bei diesen Worten „zuckte“ der trainierte Ex-Fußballer aus. Ein Blick von ihm genügte offenbar, und der Nordafrikaner ergriff die Flucht. „Wir waren so auf das Opfer fokussiert, dass er einen Vorsprung hatte.“ - „Sein Glück“, sagt Timo. Strafrechtlich: „Meines wohl auch. Er hat das Leben eines Menschen zerstört.“
Richtung Bundeskriminalamt gelaufen
Was danach geschah, ist bekannt: Es war eine Hetzjagd. Der 28-Jährige via Handy im Dauerkontakt mit den Einsatzkräften, während er dem Täter nachsprintete. Timo R.: „Zum Glück war er so blöd und ist Richtung Bundeskriminalamt gelaufen.“ Endstation.
Da sitzt er jetzt. Timo vor seinem Wohnhaus im 20. Bezirk. Sein Snoopy-Pulli versprüht irgendwie Lebensfreude, die er derzeit aber nicht empfindet. Es waren diese ganzen Internet-Postings, die ihn - abseits der abscheulichen Tat - in Rage bringen. „Links, rechts. Nazis, Gutmenschen - alles war plötzlich vertreten, das in Wien glaubt, eine Stimme zu haben.“
Medien wurden geschimpft, die Nationalität des mutmaßlichen Täters preiszugeben, die Frage gestellt, ob es überhaupt eine Vergewaltigung war - und das Opfer als „zu freizügig unterwegs, die falschen Signale ausgesandt“ deformiert. Der Held, der keiner sein will, als Lügner dargestellt ... Timo R.
A1-Mitarbeiter empfindet Hass für Verdächtigen
Genau er ist normalerweise kein Mensch von bösen Worten, er arbeitet für A1 im Eskalationsmanagement, aber diese kann er sich nicht verkneifen: „Habens den allen ins Hirn geschiss...?“ Und ja, er empfindet „Hass“ für den Tunesier. Für den 28-Jährigen ist klar: Die Worte „gut gemacht“, „einzigartige Zivilcourage“ mag er auch nicht. „Ich hab vielleicht eine noch schlimmere Tat verhindert“, sagt Timo. „Keiner weiß, was noch passiert wäre.“
Der Verdächtige beteuert seine Unschuld. Timo R. kostet das ein müdes Lächeln - er wird das Gesicht des Mannes, der das Leben von Marie zerstört hat, nie wieder in seinem Leben vergessen.
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