Im Dezember letzten Jahres fällte der Linzer Stadtsenat den Grundsatzbeschluss, vier Straßen mit historisch belasteten Namen umzubenennen. Dieser Beschluss wurde auf Basis des Berichtes einer vom Gemeinderat beauftragten Historiker-Kommission gefasst. Nun hat das Stadtarchiv seine Vorschläge für die Umbenennung präsentiert, die am 2. März wohl auch endgültig fixiert werden.
Pfitzner, Resl, Porsche und Gföllner: vier Männer, die - wie berichtet - aufgrund ihrer NS-Vergangenheit im 1800-Seiten-Bericht der Linzer Straßennamen-Kommission in der obersten Kategorie problematisiert wurden. Der Linzer Stadtsenat einigte sich im Dezember letzten Jahres darauf, die Straßen umzubenennen. Für diese liegen nun Vorschläge des Archivs der Stadt Linz für die jeweilige Neubenennung vor.
Gföllnerstraße, neuer Name: Sterneggstraße
Ernestine von Sternegg (1711-1762) begründete den geistlichen Orden der Elisabethinen in Linz, der sich bis heute der Krankenpflege der Linzer Bevölkerung widmet.
Pfitznerstraße, neuer Name: Nauheimerstraße
Die gebürtige Linzerin Stefanie Nauheimer (1868-1946) war eine frühe Frauenrechtlerin, die sich besonders für die Gleichstellung der Lehrerinnen mit ihren männlichen Kollegen einsetzte.
Porscheweg, neuer Name: Wittgensteinweg
Ludwig Wittgenstein (1889-1951), der in Linz die Schule besuchte, war einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts.
Reslweg, neuer Name: Meinhartweg
Die Juristin Marianne Meinhart (1920-1994) war die erste Dekanin an der Johannes Kepler Universität Linz.
Die Linzer Straßennamenkommission hat vier Personen in die Kategorie 1 eingereiht:
Hans Pfitzner, Komponist: Pfitzner trat früh als überzeugter, radikaler Antisemit auf und propagierte Antisemitismus im Bereich der Musik. Er betrieb NS-Wahlpropaganda und verharmloste den Nationalsozialismus und den Holocaust auch noch nach dem Ende der NS-Herrschaft.
Ferdinand Porsche, Konstrukteur: Porsche nahm eine zentrale Funktion in der NS-Kriegswirtschaft ein und förderte aktiv die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen. Dabei nahm er deren Tod sowie den Tod ihrer Kinder durch unmenschliche Zustände in den Lagern in Kauf.
Franz Resl, Unterhaltungskünstler: Resl vertrat als NS-Propagandist einen radikalen Antisemitismus und war als Ratsherr Teil der nationalsozialistischen Linzer Stadtverwaltung.
Johannes Maria Gföllner, Bischof: Gföllner propagierte öffentlich und einflussreich Antisemitismus und nahm bei der Abschaffung der Demokratie in Österreich eine zentrale Rolle ein.
„Wir wollen nichts verschweigen und beschönigen“
„Die Stadt Linz hat sich der Aufgabe der Aufarbeitung der Vergangenheit in den letzten Jahren vorbildlich gewidmet. Beispiele dafür sind die Aktivitäten zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus, die ein kontinuierlicher Prozess sind und auch in Zukunft weiterlaufen werden. Ein Beispiel dafür sind die Stelen, die an Opfer des Terrors an der jüdischen Bevölkerung erinnern. Mit den nun anstehenden Straßenumbenennungen zeigen wir auf, dass wir uns der Vergangenheit stellen, nichts verschweigen und nichts beschönigen“, betont der Linzer Bürgermeister Klaus Luger. „Die Namensvorschläge werden dem Linzer Stadtsenat als zuständiges Kollegialorgan in der Sitzung am 2. März zur Beschlussfassung vorgelegt.“
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