Stadtsenat entscheidet

4 Linzer Straßen wegen Namensgeber vor Umbenennung

Oberösterreich
08.11.2022 19:00

1800 Seiten umfasst der Bericht der Linzer Straßennamenkommission, der Dienstagvormittag im Alten Rathaus von SP-Stadtchef Klaus Luger und Stadtarchivdirektor Walter Schuster präsentiert wurde. 61 Männer und drei Frauen wurden darin problematisiert. Vier davon werden wohl über kurz oder lang aus dem Linzer Stadtplan verschwinden.

Drei Jahre lang hat die sechsköpfige Kommission mit Walter Schuster, dem Direktor des Linzer Stadtarchivs, an der Spitze die Linzer Straßennamen bzw. deren Namensgeber auf mögliche Belastungen in Bezug auf Nationalsozialismus, Antisemitismus, Rassismus oder autoritäres Gedankengut untersucht. Manches konnte dabei dank Staats- und Landesarchiv relativ schnell analysiert werden, andere Recherchen, die über das deutsche Bundesarchiv in Berlin liefen - etwa über so manche NS-Vergangenheit -, nahmen bis zu vier Monate in Anspruch. „Jetzt hat man eine Gesamtübersicht. Die Biografien von 96 Personen wurden darin in fünf Kategorien erfasst“, präsentierte Schuster mit Stadtchef Klaus Luger (SPÖ) den 1800-seitigen Bericht.

Fakten

Die Linzer Straßennamenkommission hat vier Personen in die Kategorie 1 eingereiht:
Hans Pfitzner, Komponist: Pfitzner trat früh als überzeugter, radikaler Antisemit auf und propagierte Antisemitismus im Bereich der Musik. Er betrieb NS-Wahlpropaganda und verharmloste den Nationalsozialismus und den Holocaust auch noch nach dem Ende der NS-Herrschaft.
Ferdinand Porsche, Konstrukteur: Porsche nahm eine zentrale Funktion in der NS-Kriegswirtschaft ein und förderte aktiv die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen. Dabei nahm er deren Tod sowie den Tod ihrer Kinder durch unmenschliche Zustände in den Lagern in Kauf.
Franz Resl, Unterhaltungskünstler: Resl vertrat als NS-Propagandist einen radikalen Antisemitismus und war als Ratsherr Teil der nationalsozialistischen Linzer Stadtverwaltung.
Johannes Maria Gföllner, Bischof: Gföllner propagierte öffentlich und einflussreich Antisemitismus und nahm bei der Abschaffung der Demokratie in Österreich eine zentrale Rolle ein.

Vier Personen in Kategorie 1
Die ersten drei Kategorien mit 64 Personen gelten als problematisch. In der Kategorie 1 befinden sich vier Personen, deren aktives Handeln und die extrem starke Propagierung von gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit oder auch die Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch den Bericht bestätigt wurden. Diese sind: Komponist Hans Pfitzner, Konstrukteur Ferdinand Porsche, Unterhaltungskünstler Franz Resl und Bischof Johannes Maria Gföllner, der vor allem bei der Abschaffung der Demokratie in Österreich eine zentrale Rolle einnahm.

Fakten

In der Kategorie 2 (stabile Spur im Erwachsenenleben, Funktion in Parteien und Organisationen, zu deren Wesenskern Rassismus / Antisemitismus / antidemokratische Einstellung gehören, und Förderung / Vertretung dieses Gedankenguts; Gedankengut in Quellen gut rekonstruierbar) wurden insgesamt 21 Personen gereiht: Viktor Achleitner, Carl Beurle, Adalbert Depiny, Richard Diller, Franz Dinghofer, Gustav Eder, Franz Karl Ginzkey, Heinrich Gleißner, Robert Hamerling, Max Hirt, Herbert von Karajan, Josef Krempl, Adam Müller-Guttenbrunn, Otto Pflanzl, Julius Raab, Hans Schatzdorfer, Rudolf Schießl, Hans Sperl, Franz Stelzhamer, Richard Wagner und Josef Weinheber.

Von Dinghofer bis Wagner
Auch in der ebenfalls problematisierten Kategorie 2 finden sich 21 teils sehr bekannte Namen wie Dinghofer, Gleißner, Hamerling, von Karajan, Raab, Stelzhamer oder Wagner. SP-Stadtchef Luger: „Die Entscheidung, was mit den negativ behafteten Straßennamen passiert, werden wir im Stadtsenat treffen.“ Zumindest die Umbenennung der Straßennamen mit Namensgebern der Kategorie 1 gilt als wahrscheinlich.

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