Kiew unter Beschuss

Mehrere Tote bei „Terror gegen Zivilbevölkerung“

Ausland
17.10.2022 13:45

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist Montagfrüh mitten im Berufsverkehr erneut von russischen Luftangriffen getroffen worden. Auch aus anderen Regionen des Landes wurden Angriffe gemeldet. Es soll mehrere Todesopfer gegeben haben, allein in Kiew kamen drei Menschen ums Leben. In der Nacht und den ganzen Morgen sei das Land angegriffen worden, teilte Staatschef Wolodymyr Selenskyj mit. In Kiew sei ein Wohngebäude von einer Drohne zerstört worden. Selenskyj verurteilte die Angriffe als Terror gegen die Zivilbevölkerung.

„Der Feind kann unsere Städte angreifen, aber er wird uns nicht brechen“, schrieb Selenskyj im Nachrichtenkanal Telegram. Berichte über russische Angriffe gab es neben Kiew auch aus den Gebieten Sumy, Dnipropetrowsk und Odessa. Kremlnahe russische Militärblogger berichteten von einem Beschuss insbesondere der Energieinfrastruktur des Landes. Der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj sprach laut Reuters von landesweit „einigen“ Todesopfern. Er forderte als Konsequenz aus den Angriffen den Ausschluss Russlands aus der Gruppe der zwanzig führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) sowie aus anderen internationalen Gruppen.

In Kiew wurde der Luftalarm nach mehr als drei Stunden aufgehoben. Die Stadtverwaltung rief die Menschen am Montagvormittag dazu auf, dennoch weiter vorsichtig zu sein und im Falle von erneutem Alarm sofort Schutzräume aufzusuchen. Wie schon eine Woche zuvor war das Stadtzentrum von den Explosionen betroffen. Laut Bürgermeister Witali Klitschko wurde auch der belebte Innenstadtbezirk Schewtschenkiwskyj getroffen.

18 Menschen aus getroffenen Wohnhaus gerettet
Aus einem getroffenen Wohnhaus seien bisher 18 Menschen gerettet worden, schrieb Klitschko auf Telegram. Eine Frau sei ums Leben gekommen, eine weitere Person sei noch unter Trümmern eingeschlossen, sagt Klitschko vor der Presse. „Alles, was hier geschieht, ist Terrorismus.“ Laut Klitschko hatte ein Drohnenangriff zu einer Explosion in dem Haus geführt.

Bahnchef Olexander Kamyschin berichtete auf Twitter von einem Einschlag unweit des Kiewer Hauptbahnhofs. Dabei habe es aber keine Opfer gegeben, schrieb er. In sozialen Netzwerken wurden Fotos von beschädigten und brennenden Gebäuden veröffentlicht.

Erst vor einer Woche wurde Kiew als Vergeltungsschlag beschossen
Vor einer Woche hatte Russland mit Raketen ebenfalls zum Wochenbeginn im Berufsverkehr am Morgen das Zentrum von Kiew beschossen. Zuvor war es zu einer Explosion auf der Brücke zu der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim gekommen. Kremlchef Wladimir Putin hatte dem ukrainischen Geheimdienst einen „Terroranschlag“ gegen die Brücke vorgeworfen - und dann die Raketen als Vergeltung abschießen lassen. Dabei starben in Kiew und anderen Städten in der Ukraine mehr als ein Dutzend Menschen, mehr als 100 wurden verletzt.

Russland hat nach eigenen Angaben mit massiven Luftschlägen militärische Ziele und die Energie-Infrastruktur angegriffen. Alle Ziele seien getroffen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Dazu zähle ein Treibstofflager und ein Stützpunkt zur Waffenreparatur in der Nähe von Mykolajiw in der Südukraine.

Ukraine schoss 37 russische Drohnen ab
Dagegen berichtete etwa in der Hauptstadt Kiew Bürgermeister Witali Klitschko, dass die meisten Angriffe von der Luftabwehr abgefangen worden seien. Das ukrainische Militär hat seit Sonntagabend nach eigenen Angaben 37 russische Drohnen abgeschossen. Das seien um die 85 bis 86 Prozent der Drohnen, die bei den jüngsten Angriffen eingesetzt worden seien, teilte ein Sprecher der ukrainischen Luftwaffe mit. Selenskyjs Stabschef Andrij Jermak sprach auf Telegram von Angriffen mit sogenannten Kamikaze-Drohnen. „Die Russen denken, dass es ihnen helfen wird“, sagte Jermak, „ es zeigt ihre Verzweiflung.“

Putin hatte am vergangenen Freitag gesagt, es seien bei den Angriffen nicht alle Ziele getroffen worden. Zugleich betonte er, dass er neue massive Schläge wie vor einer Woche nicht für nötig halte. Putin lässt Kiew und viele andere Städte seit Beginn seines Krieges gegen die Ukraine am 24. Februar immer wieder mit Raketen beschießen.

AKW muss mit Dieselgeneratoren mit Strom versorgt werden
Auch aus der Region Dnipropetrowsk wurde ein Raketeneinschlag gemeldet: In einer Energieanlage sei ein großes Feuer ausgebrochen, teilte der Gouverneur Waletyn Resnitschenko mit. Das Atomkraftwerk Saporischschja ist zudem nach ukrainischen Angaben erneut vom Stromnetz getrennt worden. Russische Truppen hätten abermals Umspannwerke in von der Ukraine kontrolliertem Gebiet beschossen, teilt das staatliche ukrainische Energieunternehmen Energoatom mit. Das AKW werde nun über Dieselgeneratoren versorgt.

Kreml verfolgt militärische „Operation“ unbeirrt weiter
Rund acht Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine will Russland trotz militärischer Rückschläge seine Kriegsziele unbeirrt weiterverfolgen. Die militärische „Operation“ werde zu Ende gebracht, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Sonntag im Staatsfernsehen. Das werde zwar erschwert von der Hilfe westlicher Staaten für die Ukraine. Aber Russland habe genug Potenzial zur Fortsetzung des Einsatzes. Er sagte, die NATO sei „de facto“ schon in den Konflikt involviert.

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