„Eltern danken uns“

US-Schulbezirk führt körperliche Bestrafung ein

Ausland
25.08.2022 13:41

Ein US-Schulbezirk möchte künftig mit fragwürdigen Methoden wieder für Zucht und Ordnung in den Klassen sorgen. Konkret soll in einem Bezirk in Missouri ab diesem Schuljahr die Prügelstrafe wieder eingeführt werden. Eltern hätten dem zuständigen Superintendenten sogar dafür „gedankt“, bekräftigte er die Entscheidung. Erst 2001 wurde die äußerst umstrittene Erziehungsmaßnahme in Missouri abgeschafft.

Er habe seinen Posten vor einem Jahr nicht mit dem Plan angetreten, die körperliche Züchtigung wieder einzuführen, zitiert USA Today den Superintendenten des Schulbezirks Cassville, Merlyn Johnson.

Schläge mit Paddel auf Gesäß
Die Eltern wurden vor Kurzem über eine im Juni von der Schulbehörde genehmigte Regelung informiert, nach der Prügel in der Schule wieder erlaubt sind - allerdings nur als „letztes Mittel“ und mit schriftlicher Genehmigung der Eltern. Diese haben dabei auch die Gelegenheit, sich gegen diese Disziplinarmaßnahme zu entscheiden, betonte die Behörde.

Dabei wird nun die körperliche Züchtigung durch das Schlagen des Gesäßes mit einem Paddel erlaubt - diese dürfen nur von einem Schulleiter unter Anwesenheit eines Zeugen durchgeführt werden. Für jüngere Schüler sind dabei ein bis zwei Schläge erlaubt, ältere können aber auch bis zu drei Schläge ausfassen, so Johnson.

„Sehr traditionelle Gemeinde“
Es handle sich bei Cassville um eine „sehr traditionelle Gemeinde im Südwesten Missouris“, erklärte Johnson weiter: Eltern hätten immer wieder ihre Frustration zum Ausdruck gebracht, dass körperliche Züchtigung im Bezirk nicht erlaubt sei. Eine Umfrage unter Schulangestellten, Eltern und Schülern hätte zudem ergeben, dass das Verhalten und die Disziplin der Schüler derzeit ein großes Problem darstellen würden.

„Warum können Sie mein Kind nicht schlagen“
„Die Eltern sagten: ,Warum können Sie mein Kind nicht schlagen?‘ und wir antworteten: ,Wir können es nicht schlagen, unsere Politik unterstützt das nicht‘“, sagte er. „Es gab Gespräche mit den Eltern und es gab Bitten von Eltern, dass wir uns das ansehen sollten.“

Er zeigte auch kein Verständnis für die sogleich entbrannte Kritik in den sozialen Medien - die Familien vor Ort hätten schließlich wesentlich anders reagiert: „Es gab Leute, die sich bei uns dafür bedankt haben“, sagte er. „Die Mehrheit der Leute, die ich getroffen habe, haben uns unterstützt.“ Es handle sich bei der Wiedereinführung der Strafe aber um etwas, „das unter meiner Aufsicht passiert, und ich bin damit einverstanden“, so Johnson weiter.

Evaluierung nach einem Jahr
„Wir sind uns bewusst, dass dies ein gewisser Schockfaktor ist“, sagte er. „Wenn also ein Kind oder ein paar Kinder da draußen wissen, dass es eine andere Art von Disziplin gibt, könnte das ihr Verhalten ändern.“ Am Ende des Schuljahres wolle man dann prüfen, welchen Einfluss die körperliche Züchtigung auf die Disziplin der Schüler hatte.

Der Oberste Gerichtshof in den USA erklärte körperliche Züchtigung im Jahr 1977 für verfassungsmäßig. Die Entscheidung, ob sie aber auch zugelassen wird, obliegt den einzelnen Bundesstaaten. Missouri ist dabei einer der 19, vor allem südlich gelegenen, Staaten, in denen sie noch erlaubt ist.

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