Auch „Krone“-Erfolg:
Aus für Vollspaltenbuchten in der Schweinehaltung
Die Bundesregierung hat sich auf das endgültige Aus von Vollspaltenbuchten in der Schweinehaltung geeinigt. Erstmals ist nun das Enddatum für die Nutzung von Schweineställen mit unstrukturierten Vollspaltenbuchten fixiert: Bestehende Ställe müssen bis Ende 2039 umgebaut sein. Bei Neu- und Umbauten sind Vollspaltenbuchten ohne Funktionsbereiche bereits ab dem kommenden Jahr verboten. Verbesserungen gibt es auch bei der Kastration von Ferkeln.
Das Regierungsprogramm 2020-2024 „Aus Verantwortung für Österreich“ sieht eine Reihe von Anpassungen bei Tierschutz, Tierhaltung und Tiertransporten vor und enthält konkrete Vorhaben in diesen Bereichen. Darauf und auf dem parlamentarischen Entschließungsantrag vom Dezember 2021 aufbauend wurde Anfang Mai ein umfassendes Tierwohlpaket in Begutachtung geschickt. Es sieht unter anderem ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung von Rindern, ein Verbot des sinnlosen Tötens von Küken sowie Einschränkungen bei den Tiertransporten vor.
Unter Einbeziehung der Öffentlichkeit, der bäuerlichen Interessenvertretung, Branchenvertretern, Vertretern der Zivilgesellschaft und weiteren Stakeholdern wurde ein Tierwohl-Paket ausverhandelt, das nächste Woche im Parlament beschlossen wird. Die Bundesminister Johannes Rauch und Norbert Totschnig stellten dieses Paket am Freitag vor, das laut ihnen eine Weiterentwicklung der Standards für Tierwohl bei der Haltung von Schweinen sowie bei der Ferkelkastration umfasst:
- Gesetzliches Verbot für Vollspaltenbuchten bei der Schweinehaltung: Das endgültige Aus von Vollspaltenbuchten erfolgt Ende 2039. Bis dahin müssen bestehende Ställe auf eine neue Haltungsform umgebaut werden. Ab 2023 wird es ein gesetzliches Verbot für den Neu- und Umbau von Ställen mit herkömmlichen Vollspaltenbuchten geben. Ab dann gilt bereits konkret: bis zu 20 Prozent mehr Platz, verpflichtende Klimatisierung, mehr Beschäftigungsmaterial und sogenannte „strukturierte Buchten“ – also eigene Liege-, Aktivitäts- und Kotbereiche mit angepasster Temperaturregelung. Fleisch von Schweinen, die auf Vollspaltenbuchten gehalten werden, verschwindet aus den Küchen und Kantinen von Behörden, Schulen, Polizeistationen und anderen Bundeseinrichtungen. Stattdessen muss auf Fleisch aus Haltungen mit mindestens 60 Prozent mehr Platz und eingestreutem Liegebereich umgestellt werden.
- Verbesserung bei der Ferkelkastration: Die Betäubung von Ferkeln vor der Kastration wird für die Betriebe deutlich erleichtert. Geregelt wird das mit der Novellierung der Tierhaltungsverordnung, welche die Verwendung eines Narkosegases ermöglicht. Sie ist nach entsprechender Ausbildung für die Anwendung durch die Tierhalter geeignet. Das verhindert sinnloses Tierleid, das von zahllosen Organisationen seit Jahren kritisiert wurde.
Bundesminister Johannes Rauch: „Das große Tierschutzpaket bringt zudem ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung von Rindern, ein Verbot des sinnlosen Tötens von Küken Einschränkungen bei den Tiertransporten und viele weitere Verbesserungen. Das ist ein wichtiger Schritt zu mehr Tierwohl in Österreich!“ Bundesminister Norbert Totschnig: „Tierwohl ist uns allen wichtig – genauso, wie die verlässliche Versorgung mit heimischen Lebensmitteln. Das Tierwohl-Paket der Bundesregierung wurde daher lange, intensiv und in Abstimmung mit den betroffenen Brachen verhandelt. Damit wird es sowohl den Interessen des Tierschutzes, der Bauern als auch der Verbraucher gerecht.“
Persy: „Es handelt sich um eine Mogelpackung“
In den vergangenen Wochen hagelte es von vielen Seiten Kritik für das neue Tierschutzgesetz. Und auch die aktuellen Bemühungen der beiden Minister gehen vielen nicht weit genug. Die Wiener Tierschutzombudsfrau Eva Persy dazu: „Ein ‘Aus für Vollspaltenbuchten‘ heißt nämlich keineswegs, dass fortan alle Schweine auf geschlossenen Böden mit Einstreu leben dürfen, wie es sich die Österreicher wünschen würden. Stattdessen soll es bei Neu- und Umbauten ab Jänner 2023 einen kleinen Bereich geben, in dem die Anzahl der Spalten im Vergleich zum Rest der Stallfläche geringfügig reduziert ist. Das Leben unter unwürdigen Bedingungen über den eigenen Ausscheidungen geht für die Schweine somit weiter.“
Rosenberg: „Es gibt Wermutstropfen“
„Vier Pfoten“-Direktorin Eva Rosenberg sagt: „Die Wermutstropfen sind die lange Übergangsfrist und die Tatsache, dass das Verbot nicht auch für Mastrinder gilt, die ebenso ihr Leben auf diesen Böden fristen müssen. Ebenso sind wir enttäuscht, dass kein Ausstieg aus dem betäubungslosen Kastrieren männlicher Ferkel gesetzlich geregelt wurde. Wir fordern nun einen konkreten Vollspaltenboden-Ausstiegsplan, der zeitnahe Umbaumaßnahmen festlegt und diesen Umstieg der Landwirte so früh wie möglich auch finanziell unterstützt. Ebenso weisen wir auf die wichtige Verantwortung der öffentlichen Beschaffung hin, diesen Umstieg zu begleiten.“
Entenfellner: „Dies ist auch ein ‘Krone‘-Erfolg!“
„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner, die sich seit vielen Wochen für eine Verbesserung des Gesetzesentwurfes starkmachte, freut sich über Fortschritt: „Es gibt natürlich noch Baustellen, aber wir machen einen Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn es lange Übergangsfristen gibt, so wurde das Ende des routinemäßigen Schwanzkupierens als Ziel für 2040 festgelegt und Tierschutzorganisationen sollen als Berater hinzugezogen werden, wenn es um die Mindeststandards der Zukunft geht. Der Druck, den wir mit der “Krone„-Familie auf die Politik ausgeübt haben, war nicht umsonst!“

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