Nach Missbrauchskandal

Kindergärtner versichert: „So sind wir nicht!“

Familie
21.06.2022 08:00

Nach Missbrauchsvorwürfen bangen männliche Elementarpädagogen um ihr Image. Im Interview mit der „Krone“ bricht der 27-jährige Wiener Daniel Walenta eine Lanze für seinen Beruf.

„Krone“: Herr Walenta, Sie sind einer von rund 300 männlichen Kindergartenpädagogen an städtischen Kindergärten in Wien. Dem gegenüber stehen 6900 weibliche Betreuerinnen. Was hat Sie veranlasst, diesen Beruf zu ergreifen?
Daniel Walenta: Mein Papa ist auch Kindergärtner, er war einer der ersten in Wien überhaupt. Mir hat schon immer imponiert, wie er mit den Kindern umgegangen ist. Ihm hat man jeden Tag angesehen, dass ihm sein Beruf Spaß macht und welch Freude er an der Arbeit hat.

Jetzt sind Sie in seine Fußstapfen getreten. Warum sind männliche Kindergartenpädagogen für Einrichtungen eine Bereicherung?
Es geht um das Aufbrechen von Rollenbildern. Wir zeigen den Kindern, dass Männer und Frauen für die Erziehung da sein sollen. Es geht aber auch um Identitätsfindung. Ich merke, dass sich die Buben gerne am Mann orientieren. Zudem tut es auch den Pädagogen-Teams gut, in gemischter Zusammensetzung zu arbeiten.

Wie ist in Ihrer Gruppe die Arbeitsteilung?
Bei uns gibt es absolute Gleichberechtigung. Jeder macht alles. Und da gehört natürlich auch Windelwechseln oder Putzen dazu. Das ist völlig normal.

Was ist denn das Reizvolle am Beruf des Elementarpädagogen?
Es ist einer der coolsten Jobs und zutiefst erfüllend. Jeder Tag ist anders, man sieht so viele Fortschritte. Es ist einfach schön, jungen Menschen beim Wachsen zuzusehen und sie mit aufs Leben vorzubereiten.

Die Männerquote ist zuletzt stetig gestiegen und liegt aktuell bei rund 4 Prozent Pädagogen. In den letzten Wochen gab es in Wien mehrere Missbrauchsverdachtsfälle durch Pädagogen in Kindergarten. Haben Sie das Gefühl, dass männliche Kindergärtner seither stigmatisiert sind und schief angeschaut werden?
Unser Image hat ganz sicher darunter gelitten. Natürlich gibt es jetzt Unsicherheiten. Umso wichtiger ist es, Aufklärungsarbeit zu leisten, Ängste aufzubrechen und offen zu sein. Mit dem Generalverdacht steht und fällt das Ganze. Deshalb ist es mir so wichtig, zu sagen: So sind wir nicht! Wir machen unsere Arbeit genauso gewissenhaft und gut wie unsere Kolleginnen. Das Vertrauen müssen wir uns erarbeiten. Jetzt mehr denn je.

Merken Sie selbst Veränderungen in Ihrem Umfeld?
Im persönlichen Umfeld glücklicherweise nicht. Ich habe eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Eltern und bekomme viel Zuspruch. Ich weiß, dass Sie mir vertrauen und mich nicht darauf reduzieren, dass ich ein Mann bin.

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