Erbitterte Kämpfe

Sturm auf Stahlwerk: Bangen um Frauen und Kinder

Ausland
19.04.2022 11:10

In der hart umkämpften ukrainischen Hafenstadt Mariupol hat am Dienstag nach Angaben prorussischer Separatisten die Erstürmung des Stahlwerks Asowstal begonnen. In dem Stahlwerk sollen sich nach russischen Angaben rund 2500 Kämpfer verschanzt haben, darunter 400 ausländische Söldner. Ukrainischen Medien zufolge sollen in dem Werk noch rund 1000 Zivilisten ausharren, unter ihnen auch Frauen und Kinder.

Nach Angaben der Separatisten versucht ein russisches Spezialkommando das Werksgelände zu stürmen. Ziel sei, das Gebiet so schnell wie möglich „zu befreien“. In dem Gelände leisten ukrainische Verbände erbitterten Widerstand gegen die russischen Truppen.

Erneut Ultimatum an ukrainische Kämpfer
Wegen der „katastrophalen Lage“ in Mariupol stellte Russland den im Stahlwerk eingeschlossenen ukrainischen Kämpfern ein weiteres Ultimatum, das inzwischen aber schon wieder verstrichen ist. Die Kämpfer hätten bis 12 Uhr Ortszeit (11 Uhr MESZ) die Gelegenheit gehabt, die Gefechte einzustellen und ihre Waffen niederzulegen, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag in Moskau mit. Dann werde ihr Leben gerettet, hieß es.

Vorwurf aus Kiew: Keine Fluchtkorridore für Zivilisten
Die Ukraine hatte kritisiert, dass Russland Bitten ausgeschlagen habe, dort einen humanitären Korridor einzurichten, damit sich Zivilisten, die in dem Stahlwerk Zuflucht gesucht hatten, in Sicherheit bringen können. Das russische Verteidigungsministerium wies Berichte zurück, dass es dort Frauen, Kinder und andere Zivilisten gebe. Wenig später teilte die Behörde in Moskau mit, aus „rein humanen Prinzipien“ noch eine Chance zur Kapitulation zu geben.

Russische Luftwaffe und Artillerie unterstützen die speziell zusammengestellten Truppen, teilte der prorussische Separatistenvertreter Eduard Bassurin am Dienstag Staatsmedien in Moskau mit. Alle Stadtteile in Mariupol seien bereits eingenommen.

Zweites Ultimatum abgelehnt
Russland hatte der Ukraine am Wochenende ein Ultimatum zu dem Werk Asowstal gestellt und versichert, dass die Kämpfer am Leben blieben, wenn sie die Waffen niederlegen und sich ergeben würden. Das hatten die ukrainischen Soldaten ebenso wie schon das erste im März abgelehnt und angekündigt, Widerstand zu leisten. Russland drohte mit der „Vernichtung“ aller Kämpfer in dem Stahlwerk. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat für diesen Fall angedroht, die Verhandlungen mit Russland für ein Ende des Krieges aufzukündigen.

Der Separatistenvertreter Bassurin behauptete, es gebe keine Zivilisten in dem Werk. Ukrainische Nationalisten hätten dies vorgebracht, um eine Erstürmung zu verhindern. Ukrainische Medien hatten wiederholt nicht überprüfbare Bilder auch von Kindern gezeigt, die sich in dem Werk aufhalten sollen.

Mariupol gilt als strategisch wichtige Stadt. Es ist der letzte Zugang für die Ukraine zum Asowschen Meer. Die prorussischen Separatisten, die in den Gebieten Luhansk und Donezk Volksrepubliken ausgerufen haben, hoffen so auf einen dauerhaften Zugang zu den Weltmeeren. Kremlchef Wladimir Putin hatte die Unabhängigkeit der Regionen anerkannt und zu ihrer Unterstützung am 24. Februar eine Invasion in die Ukraine befohlen.

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