Hail to the King?

“Duke Nukem Forever” hinterlässt gemischte Gefühle

Spiele
17.06.2011 15:48
Was lange währt, wird endlich gut. Demzufolge muss "Duke Nukem Forever" mit seiner mehr oder weniger durchgehenden Entwicklungszeit von 14 Jahren ein geradezu herausragendes Spiel sein. Doch so recht überzeugen kann der großmaulige Duke mit seiner Rückkehr nicht. Ein Spieletest, der gemischte Gefühle hinterlässt.

Wein reift mit den Jahren und der Wert von Gemälden steigt zumeist nach dem Ableben des Malers. Dass ein Computerspiel aber allein durch seine Abwesenheit zum Kult avancieren konnte, überrascht dann doch. Der Duke aber hat es geschafft und es, obwohl von vielen über die Jahre längst totgesagt und abgeschrieben, auf Anhieb (wieder) in die Spitzen der Verkaufscharts geschafft.

Auf Amazon rangiert der pöbelnde Großkotz mit einer Vorliebe für leichte Damen und seichten Humor aktuell auf Platz drei – übertroffen nur noch von den "Sims" und dem kommenden "Diablo 3". Bemerkenswert, vor allem wenn man bedenkt, dass viele Gamer zur Blütezeit von "Duke Nukem 3D" noch – um in der passenden Diktion des Spiels zu bleiben – in die Windeln geschissen haben dürften.

Aber vielleicht sind es gar nicht die Jungen, die derzeit in den Geschäften zum Duke greifen, sondern die inzwischen wie der Held selbst in die Jahre gekommenen Nostalgiker, die ein Stück Jugend wieder aufleben lassen wollen. Denn eines wird nach den ersten Minuten mit dem Duke schnell klar: Die jüngere, an Hochglanz-Shooter wie "Crysis" oder "Call of Duty" gewöhnte Generation dürfte mit dem neuen Abenteuer des alten Duke nur wenig Freude haben.

Warum? Weil "Duke Nukem Forever" ein Game der alten Schule ist - und zwar durch und durch, was leider nicht ausschließlich positiv zu bewerten ist. Am deutlichsten wird das bei der technischen Präsentation: Die Texturen sind – für heutige Verhältnisse – zum Teil äußerst matschig und laden nur allmählich nach, hinzu kommen Pop-Ups, Ruckler und jede Menge langer Ladezeiten.

Nun lässt sich über grafische Schwächen leicht hinwegsehen, solange wenigstens der Rest, also etwa Story und Gameplay, stimmt. Doch gerade in diesem Punkt versagt "Duke Nukem Forever" – erneut: nach heutigen Maßstäben – völlig. In 14 Jahren, sollte man zumindest meinen, hätten die Macher doch ausreichend Zeit haben sollen, eine Dramaturgie zu entwickeln. Doch selbst für einen Shooter ist das jetzt vorliegende Ergebnis enttäuschend: Aliens kommen, Duke tötet sie. Aus.

Einen roten Faden oder gar einen Spannungsbogen, der die einzelnen Levels zu einem anpeitschenden Ganzen verbindet, sucht man leider vergeblich. "Duke Nukem Forever" präsentiert sich vielmehr als loses Sammelsurium einzelner Spielabschnitte, zusammengehalten offenbar nur vom Ego des Duke sowie dessen machistischen Sprüchen und Zoten, die selbst dann noch weit unter der Gürtellinie liegen, wenn der Gürtel bereits am Erdboden liegt. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Lassen dann noch künstliche Intelligenz (Schießbudenfiguren), Steuerung (schwammig) und Schwierigkeitsgrad (teils grob unfair) zu wünschen übrig, stellt sich zurecht die Frage, warum man ausgerechnet dafür 14 Jahre gewartet haben soll.

Der Fairness halber sei jedoch gesagt, dass –auch aus heutiger Sicht - nicht alles an "Duke Nukem Forever" schlecht ist. Wenn der Duke beispielsweise auf Spielzeuggröße schrumpft, um mit einem Buggy durch die Gänge zu heizen, und dabei noch wie die Chipmunks klingt, dann hat das durchaus Unterhaltungswert. Auch die zahlreichen interaktiven Elemente – vom Pissoir zu Spielbeginn über Whiteboards oder Autogrammkarten, auf denen der Duke seine Handschrift hinterlässt, bis zu Spielautomaten – sorgen für Abwechslung im sonst eher unspektakulär dahinplätschernden Geschehen. Und schließlich sind da noch die diversen Rätsel und Plattform-Passagen, in denen der Duke sowohl Grips als auch Springerqualitäten unter Beweis stellen muss.

Vielen Gamern wird das zu wenig sein, um an "Duke Nukem Forever" Gefallen zu finden. Altgediente Fans werden hingegen entgegnen, dass doch gerade die erwähnten Mängel den Charme des Spiels erst ausmachen. Immerhin hat sich der Duke über die Jahre nicht verbiegen lassen. Herausgekommen ist demnach ein Spiel, wie man es heute nur noch selten findet, nämlich auf seine ganz eigene Art einzigartig, den gesellschaftlichen Strömungen und Trends der letzten Jahre trotzend. Oder anders gesagt: Der Duke raucht, flucht, pöbelt und kümmert sich einen – höflich ausgedrückt - feuchten Kehricht um Gleichberechtigung und Emanzipation.

Fazit: Entweder man hasst es oder man liebt es - dazwischen scheint es bei "Duke Nukem Forever" nur wenig zu geben, weshalb die Wertung von 5/10 als fairer Kompromiss für beide Seiten zu verstehen ist. Rein objektiv nach heutigen Maßstäben betrachtet, kann der Duke nicht mit aktuellen, auf Hochglanz polierten und durchgeskripteten Genregrößen mithalten. Das will er aber offenbar auch gar nicht, wofür ihm insbesondere die Fans dankbar sein dürften. Wer sich nicht zu letzteren zählt, hat die letzten 14 Jahre womöglich umsonst gewartet. In diesem Fall ist ein Probespiel vor dem Kauf ratsam.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: 2K Games
krone.at-Wertung: 5/10

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