Nachschubnetz

„Ho-Chi-Minh-Pfad“ führt quer durch die Ukraine

Ausland
14.03.2022 19:55

Am Wochenende haben Wladimir Putins Truppen erstmals versucht, mit Langstreckenraketen das Nachschubnetzwerk der Ukraine zu stören. Ein schier aussichtsloses Unterfangen.

US-Journalisten sprechen schon ehrfürchtig vom „Selenskyj-Pfad“: jenem komplexen, weit verzweigten Logistiknetzwerk der Ukraine, ähnlich dem „Ho-Chi-Minh-Pfad“ der Nordvietnamesen vor 60 Jahren, mit dem seit drei Wochen ungehindert Zehntausende Raketenwerfer aus dem Westen an die Front gebracht werden.

Auf unscheinbaren Pick-ups (Bild oben) werden Systeme wie „NLAW“, „Panzerfaust 3“ oder „Javelin“ seit Wochen im Land verteilt. Mit ihren acht Kilogramm schweren Hohlladungen zerstören sie 40 Tonnen schwere Panzer, nach kurzer Einschulung können sie auch von Zivilisten bedient werden.

Kaum eine Chance gegen Kleinst-Konvois
Am Sonntag hat Russland daher erstmals einen ukrainischen Militärstützpunkt bei Lemberg (Lwiw) mit Marschflugkörpern angegriffen, der ein Verteilpunkt für diese NATO-Lieferungen gewesen sein soll. Ob dabei viele der Waffen auf einmal zerstört wurden, ist fraglich - große, zentrale Lager mit Munitionsnachschub dürfte es nur sehr wenige im Westen der Ukraine geben.

„Russland hat nicht die Möglichkeiten, diese Lieferungen aus der Distanz zu stoppen“, schreibt der US-Verteidigungsexperte Tyler Rogoway. Die eigentlichen Ziele - bewegliche Konvois im ganzen Land - könnten maximal mit Flugzeugen oder von Spezialeinheiten am Boden angegriffen werden. Hochriskant angesichts des umkämpften Luftraums über der Westukraine.

Das ist damit ein schier unlösbares Problem für Russland. Denn der nicht enden wollende Strom an Waffen aus Schweden, Deutschland, den USA oder aus Großbritannien hält den Jagdkampf der Ukrainer weiter am Leben.

Das war der Ho-Chi-Minh-Pfad

  • Unter dem „Ho-Chi-Minh-Pfad“ verstanden die Amerikaner während des Vietnamkrieges ein hochkomplexes, Tausende Kilometer langes Versorgungsnetz an Straßen, mit denen der kommunistische Norden seine Kämpfer im Süden versorgte.
  • Der Pfad wurde zu einem der Hauptziele der amerikanischen Luftwaffe, die ihn an neuralgischen Punkten oft mehrmals bombardierte.
  • Bis zum Kriegsende aber lief die Versorgung über den weitverzweigten Pfad weiter. Bis zu 90 Tonnen an Munition und Waffen kamen pro Tag im Süden an.
  • Bekannt wurde damals im Westen auch der umfangreiche Einsatz des Entlaubungsmittels Agent Orange, um den Vietcong die Deckung durch die Vegetation zu nehmen. Hunderttausende erkrankten infolge des Gifteinsatzes.
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