Rund sieben Prozent der geimpften Menschen im Land stecken sich dennoch mit dem Coronavirus an. Dabei drängt sich nun auch die Frage auf, wie lange der Schutz nach einer Impfung anhält. Laut neuen Studienergebnissen beginnt er teils schon nach Wochen etwas nachzulassen - und einmal mehr sind vor allem ältere Personen davon betroffen. Mit einer dritten Impfdosis könne sich aber ein dauerhafter Effekt bewerkstelligen lassen, so die Forscher.
Die aktuell laufenden Zulassungsstudien liefern ein immer klareres Bild über Effektivität und Wirksamkeit der Impfungen. Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Berliner Charité, erklärt in dem Zusammenhang: „Wie zu erwarten war, stellen wir fest, dass der Schutz gegen Infektion, auch gegen eine symptomatische Infektion, über die Zeit etwas nachlässt, wenn man die Gesamtbevölkerung betrachtet.“
Manche Untersuchungen legten nahe, dass schon sieben bis acht Wochen nach einer vollständigen Impfung ein abnehmender Schutzeffekt zu beobachten sei.
Risiko steigt mit dem Alter
Daten aus Großbritannien und Israel zeigen demnach zudem, dass der Impfschutz bei Älteren stärker schwindet. Weiters hatte eine britische Studie, deren Ergebnisse als Preprint veröffentlicht wurden, ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit, trotz Impfung zu erkranken, größer wird, je länger die Immunisierung zurückliegt. Ergänzende Zahlen lieferte jüngst eine Untersuchung der US-Gesundheitsbehörde CDC: Demnach sank die Wirksamkeit des Biontech-Präparats nach vier Monaten auf 77 Prozent, während Moderna mit einer Effektivität von 92 Prozent nahezu stabil blieb.
Johnson & Johnson weniger effektiv
Dazu passen laut dem Immunologen Carsten Watzl die Zahlen des deutschen Robert-Koch-Instituts zu Impfdurchbrüchen: „Bei Moderna gibt es bisher am wenigsten Durchbruchsinfektionen, Biontech und AstraZeneca liegen gleichauf, wobei man noch berücksichtigen müsste, wer welches Vakzin bekommen hat - ob also die Jungen, Gesunden eher Moderna und die Älteren eher AstraZeneca oder Biontech erhalten haben.“ Am schlechtesten schneide das Johnson-&-Johnson-Vakzin ab, von dem allerdings bisher auch nur eine Dosis gegeben werde.
In Österreich liegt die Impfeffektivität laut AGES für den Zeitraum Anfang Februar bis Ende September im Schnitt bei mindestens 88 Prozent. Impfdurchbrüche beträfen vor allem Personen mit Vorerkrankungen oder eingeschränktem Immunsystem.
Schutz gegen schweren Verlauf hält an
Schutz vor Ansteckung mit Symptomen ist nur ein Aspekt bei der Frage nach der Dauer des Impfschutzes. Ein anderer ist der Schutz vor einer schweren Erkrankung, die mit Hospitalisierung, Beatmung oder gar Tod einhergehen kann. „Dieser Schutz ist bei allen Impfstoffen nach einem halben Jahr noch fast genauso hoch wie zu Beginn“, betonte Sander.
Welche Rolle dabei das Aufkommen der Delta-Variante spielt, veranschaulicht Watzl anhand eines Vergleichs mit einem Regenschirm: „Je nachdem, wie gut der Impfstoff und mein Immunsystem waren, desto größer oder kleiner ist der Regenschirm. Wenn es ganz normal regnet, bleibe ich trocken. Aber bei einem starken Sturm, der auch von der Seite kommt, werde ich trotz Regenschirms nass.“ Die Delta-Variante mit der wesentlich höheren Viruslast und einem hohen Ansteckungspotenzial stelle einen solchen Sturm dar.
Jährliche Auffrischung notwendig?
Heißt das, dass jedes Jahr ein neuer Regenschirm nötig ist, man also ähnlich wie beim Grippe-Virus eine jährliche Impfung braucht? Sander glaubt das nicht: „Das Grippe-Virus ist sehr variabel und baut sich jedes Jahr neu zusammen, sodass der Impfschutz vom letzten Jahr nicht mehr wirken kann. Das liegt aber am Virus.“
Coronaviren seien dazu nicht fähig: Sie mutierten zwar und tauschten einzelne Bausteine aus, was die Antikörper-Antwort schwächen könne. Eine dritte Impfung würde aber dennoch langfristigen Schutz aufbauen. Zudem werde jeder über kurz oder lang mit dem Erreger in Kontakt kommen, was den Impfschutz nochmals auffrische.
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