Flugzettel entsorgt

AfD fiel auf einen fingierten Flyerservice herein

Ausland
29.09.2021 15:33

Die rechtspopulistische Partei Alternative für Deutschland (AfD) wollte im Zuge des Bundestagswahlkampfes in großem Stil Flugblätter unters Wahlvolk bringen. Dies hat offenbar aber nur bedingt funktioniert, denn: Eine der dafür beauftragten Firmen gibt es gar nicht. Die AfD dürfte auf eine Satireaktion des „Zentrums für Politische Schönheit“ hereingefallen sein. Insgesamt 72 Tonnen Werbematerial hat die Gruppierung laut eigenen Angaben einkassiert. Die Partei bereitet in der Causa nun eine Strafanzeige vor.

In einer Pressemitteilung schreibt das Künstlerkollektiv, es habe eigens eine Firma gegründet mit dem Namen „Flyerservice Hahn“, einen „windigen Dienstleister“. Auf diesem Wege habe man der Partei schließlich angeboten, große Mengen Wahlkampfmaterial unter die Leute zu bringen.

Keine Auftragsbestätigung, kein Vertrag
Obwohl das Unternehmen weder im Handelsregister eingetragen war, noch eine Geschäftsadresse angab, lieferte die AfD prompt 72 Tonnen Broschüren. „Wohlgemerkt ohne Auftragsbestätigung oder rechtsgültigen Vertrag“, schreibt das Kollektiv in der Mitteilung. Ganze 85 Parteiverbände in ganz Deutschland zählten dabei zu den „Kunden“.

„Waren faul wie die Waschbären“
Dabei war laut dem „Zentrum für Politische Schönheit“ den „Geschäftsbedingungen“ des vermeintlichen Verteildienstes zu entnehmen, dass die Verteilung von „Propaganda und Falschaussagen“, sowie von Werbematerialien „politischer Parteien“ ausgeschlossen seien. „Wir waren faul wie die Waschbären und taten absolut gar nichts“, so die Macher ironisch.

Das Kollektiv spricht von insgesamt fünf Millionen Flugblättern, die dadurch liegen geblieben sind - die AfD geht von rund einer Million aus.

Künstler kein unbeschriebenes Blatt
Das „Zentrum für Politische Schönheit“ ist dabei keine Unbekannte für die Partei - so hatten die Künstler etwa einmal vor dem Wohnhaus des Thüringer Fraktionschefs Björn Höcke ein „Holocaust-Mahnmal“ errichtet oder auch vor dem Kanzleramt einen Container aufgestellt, in dem bei der Bundeswehr „verschwundene“ Waffen abgegeben werden konnten.

Günstige Konditionen zu verlockend
Die AfD hatte zuvor bekannt gegeben, dass mehr als eine Million Wahlkampf-Flyer der Partei nicht verteilt worden waren. Zwei Tage vor der Bundestagswahl teilte die Partei mit, ein Dienstleister habe vor einigen Wochen zu günstigen Konditionen angeboten, das Werbematerial an Haushalte zu verteilen. Danach habe sich jedoch herausgestellt, dass dieser Dienstleister gar nicht existiere. Man wolle nun rechtliche Konsequenzen aus der Täuschung ziehen, erklärte die Partei.

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