„Erpressung“
Streit um Migranten im Ärmelkanal spitzt sich zu
Der Streit zwischen Frankreich und Großbritannien über die steigende Zahl von Migranten, die über den Ärmelkanal auf die Insel wollen, spitzt sich zu. Die britische Innenministerin Priti Patel hat ihrem französischen Amtskollegen Gerald Darmanin mit der Kürzung bereits zugesagter Gelder gedroht, sollte Frankreich nicht mehr gegen illegale Migration tun. Frankreich werde sich „nicht erpressen lassen“, konterte Darmanin am Donnerstag auf Twitter.
Patel hatte sich am Mittwoch am Rande eines G7-Innenministertreffens mit ihrem französischen Amtskollegen über die Situation am Ärmelkanal ausgetauscht. Hintergrund sind die britischen Bemühungen, die Überfahrt von Migranten über den Ärmelkanal von Frankreich möglichst zu verhindern.
Darmanin wies darauf hin, dass das Leben der Menschen nicht in Gefahr gebracht werden dürfe. „Frankreich wird keine Praktiken akzeptieren, die gegen das Seerecht verstoßen, und wird sich auch nicht erpressen lassen“, erklärte Darmanin.
Briten wollen Migrantenboote zurückweisen
Der britische Kulturminister Oliver Dowden bestätigte in einem Interview mit dem britischen Radiosender LBC, dass britische Behörden die Zurückweisung von Migrantenbooten aus den eigenen Küstengewässern in Erwägung ziehen. Experten halten das jedoch für so gut wie nicht umsetzbar - wegen der Gefahren für die Menschen an Bord der oft kaum seetüchtigen Migrantenboote.
Johnson: „Werden nicht gegen Seerecht verstoßen“
Die britische Regierung betonte, Großbritannien werde mit dem neuen Vorgehen „nicht gegen das Seerecht verstoßen“. Den Erpressungsvorwurf von Darmanin wies das Büro von Premier Boris Johnson zurück: „Wir haben unseren französischen Amtskollegen beträchtliche Geldsummen zur Verfügung gestellt und ein weiteres mehrere Millionen Pfund schweres bilaterales Abkommen vereinbart.“
Erst im Juli hatten beide Seiten ein neues Kooperationsabkommen vereinbart, um die wachsende Zahl der Migranten, die mit kleinen Booten über den Ärmelkanal nach England kommen, in den Griff zu bekommen. Großbritannien sagte dabei 62,7 Millionen Euro zu, um die französischen Behörden zu unterstützen. Trotzdem bleibt die Zahl der Überquerungsversuche hoch.
15.000 Menschen versuchten heuer bereits die Überfahrt
Die Zahl der Menschen, die die Überfahrt über den Kanal wagen, ist in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Ein Grund dafür ist die stärkere Überwachung der Routen via Fähre oder Tunnel. Seit Jahresanfang bis Ende August hatten mehr als 15.000 Menschen die Überfahrt versucht, viele von ihnen in überlasteten Schlauchbooten mit festem Boden. Etwa 3500 von ihnen wurden aus Seenot gerettet. Im gesamten Jahr 2020 waren es knapp 9500 Menschen.
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