Vertrauen statt Pass

Wenn die 3G-Regel zu locker kontrolliert wird

Österreich
31.08.2021 06:01

Es wäre so einfach: Vorgabe, Kontrolle, Sicherheit. Allerdings: Immer mehr Leser berichten, dass sie ihre 3G-Nachweise nicht so oft brauchen, wie sie es eigentlich tun sollten. Aber was passiert, wenn man Regeln nicht oder zu locker kontrolliert? Das beantwortet Politikwissenschaftlerin Barbara Prainsack (siehe Video oben) und sagt: Die Einhaltung von Maßnahmen zu prüfen, liegt nicht in der Verantwortung der Bevölkerung.

Erfahrungen vieler „Krone“-Leser zeigen: Die Palette korrekter und weniger korrekter Betriebe bezüglich 3G-Kontrollen ist groß. Da berichten manche, dass man beim Eintritt etwa in Clubs teils sehr großzügig ist, beim Restaurant-Besuch mehr auf Vertrauen statt Nachweis gesetzt wird und man generell kaum wo Zertifikat plus Ausweis braucht. Ein Leser erzählt, er sei „überhaupt erst einmal“ kontrolliert worden – obwohl er beruflich wie privat ständig unterwegs sei.

Gesamtzahlen über Kontrollen gibt es nicht
Wie oft wird kontrolliert? Die „Krone“ hat Zahlen angefragt. Keine kurzweilige Sache: Zuständig sind die Gesundheitsbehörden, Gesamtzahlen gibt es bei den Ministerien nicht. Vorbildlich Kärnten: Dort gab es von 16. bis 23. August bei 2618 Kontrollen in allen Bereichen elf Beanstandungen bei Gästen und Betreibern – sie betrafen alle Restaurants.

In Oberösterreich gab es in derselben Woche 2597 Kontrollen mit insgesamt 21 Verfehlungen. Die Woche davor kontrollierte die Exekutive in Tirol: 13 Beanstandungen bei 7330 Kontrollen bei Gastro-Betreibern, 20 Beanstandungen bei 6300 Gäste-Kontrollen.

„Nachsehen bei den Einzelfällen“
Nachtgastro-Sprecher Stefan Ratzenberger (siehe auch Talk unten) zur „Krone“: Generell funktionierten die Kontrollen, „je größer das Unternehmen, desto besser“. Man müsse „ein Nachsehen haben“, wenn es Einzelfälle „ein bisschen lockerer“ sehen. Einige Betriebe taten sogar mehr als vorgegeben: „Bei einer Disco wurden unter den Wartenden Masken verteilt.“

Auch seitens des WKO-Gastronomie-Fachverbands heißt es, die Kontrollen funktionierten „grundsätzlich gut“, doch lückenlose Kontrollen stellten „die einzelnen Betriebe, vor allem jene mit sehr hoher Gästefrequenz, vor Herausforderungen. Prinzipiell befürworten wir Kontrollen durch die Behörde, allerdings mit Augenmaß.“

Silvia Schober, Thomas Psutka, Christina Kogler, Markus Gassler,
Patrick Huber und Sandra Nemetschke, Kronen Zeitung

„Will man Regeln, braucht es Kontrolle“
Die Einhaltung von Maßnahmen zu prüfen, liegt nicht in der Verantwortung der Bevölkerung, sagt Politikwissenschafterin Barbara Prainsack.

„Krone“: Was passiert, wenn man Regeln nicht kontrolliert?
Barbara Prainsack: Maßnahmen werden sabotiert, wenn sie nicht kontrolliert werden. Es ist besser, es gibt wenige Regeln, aber kontrollierte. Man hält sich an Vorgaben, wenn man sie für fair hält, sich alle daran halten müssen, sie gut belegt sind. Wir sehen das in unseren Studien, dass es sonst heißt: „Warum bin ich immer der Blöde?“ Es gibt z.B. welche, die nicht mehr mit Öffis fahren, weil sie dort auf Leute stießen, die sich nicht an die Maskenpflicht hielten. Als sie die angesprochen haben, wurden sie angegriffen.

Trifft es da die Richtigen?
Ich finde das unerträglich, dass Bürger im öffentlichen Raum dem ausgesetzt sind. Es liegt nicht in der Verantwortung von Fahrgästen oder auch Kellnern und Co., sich um die Einhaltung von Regeln zu kümmern - und sich dabei beschimpfen lassen zu müssen.

Was kann man tun?
Größere Organisationen und Betriebe könnten z.B. Personal einstellen, das dafür bezahlt wird. Ich meine nicht, dass man da in harter „Recht und Ordnung“-Manier Angst verbreitet, sondern dass dieses Personal jene unterstützt, die sich an die Vorgaben halten.

Wer ist verantwortlich?
Will man mit der 3G-Regel leben, muss man auch schauen, dass sie eingehalten wird. Wenn man nur sagt, das liegt in der Eigenverantwortung der Menschen, ist das schwach. Die ganz oben, die die Regeln machen, müssen auch mitdenken, wie sie eingehalten werden können. Das kostet auch Geld, das muss die Politik mitdenken. Aber letztlich kostet alles weniger als das, was wir alle vermeiden wollen: einen weiteren Lockdown.

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