'Marvel vs. Capcom 3'

Superhelden-Riege im rasanten Comic-Prügelgewitter

Spiele
23.02.2011 15:08
Ein beliebter Tischdisput – nicht nur, aber vorwiegend unter Männern – beginnt häufig mit einem anscheinend harmlosen Satz, wie etwa: "Da hätte Superman aber bestimmt gegen den Hulk gewonnen." Daraufhin entspinnt sich dann meist eine handfeste Debatte, in der jeder seinem persönlichen Helden huldigt und mitunter lautstark die Feuerkraft von X der Superkraft von Y gegenübergestellt wird. Zugegeben, das kann schon seinen Reiz haben, aber nun bietet "Marvel vs. Capcom 3" (MvC3) eine Alternative, bei der sich wirklich jede Diskussion erübrigt...

Unter Kennern und Könnern ist die MvC-Serie längst Legende, dennoch ließ der dritte Teil gut zehn Jahre auf sich warten. Nun aber ist es soweit und Entwickler Capcom lässt insgesamt 36 Charaktere (je 18 aus dem Marvel- und Capcom-Universum) in neun Arenen gegeneinander antreten. Mit von der Partie sind Altbekannte wie Wolverine, Ryu, Iron Man und Morrigan und auch etliche Neuzugänge: She-Hulk, Viewtiful Joe oder Dante aus "Devil May Cry". Kurz: Ein buntes Potpouri aus Helden und Bösewichten jeder Fasson.

Auf den Entwickler-Chef Ryota Niitsuma kam mit MvC3 wohl keine leichte Aufgabe zu: Es galt Altbewährtes zu erhalten, Neues zu gestalten, um gegen die Konkurrenz (z.B. Tekken 6) zu bestehen, Fans nicht zu enttäuschen und Neueinsteiger zu begeistern. All das ist gelungen…

Bewährtes "Drei gegen drei"-System in 2D-Umgebung
So wurde etwa auf eine Ausdehnung der Spieloberfläche in die dritte Dimension verzichtet. MvC3 war und bleibt daher ein 2D-"Beat 'em up". Auch das bewährte "Drei gegen drei"-System wurde beibehalten. Das darf nicht verwundern, denn bei einer Handlungsgeschwindigkeit jenseits von Gut und Böse, wären anderenfalls die Kämpf recht schnell vorbei. Zudem erlaubt der Charakter-Wechsel vielschichtiges Taktieren in Echtzeit.

Ehe es also richtig zur Sache geht wählt man je drei Figuren für sein Tag-Team aus, zwischen denen während des Kampfes flott gewechselt werden kann. Dann gilt es, sich noch für einen von drei so genannten Assists zu entscheiden, die hernach bestimmte Team-Combos auslösen. Ehe es dann endgültig zu Sache geht, stellt sich noch die Frage nach dem gewünschten Steuerungssystem.

Geglückte Steuerung für Neueinsteiger und Veteranen
Hier wird durch ein schlichtes Auswahlverfahren zwischen "normal" und "einfach" eine Brücke geschlagen, zwischen den Ansprüchen versierter Button-Haudegen einerseits und Rookies, die es ebenfalls von Beginn an krachen lassen wollen, andererseits. In der Normal-Variante ist genreüblich jedem Button ein Schlag bzw. Kick unterschiedlicher Intensität zugeordnet. Das heißt: Jede Angriffscombo darf völlig frei gestaltet werden. Wählt der Spieler dagegen die Einfach-Option, ist bereits jeder Taste vorab eine fertige Combo zugeordnet. Das verspricht Spielspaß auch für Neulinge - allerdings stehen hier nicht alle Moves uneingeschränkt zur Verfügung.

Mit Super-Aerial-Combos in luftige Höhen
Generell sind einzelne Combos recht leicht zu bewältigen – wer der klassischen "Hadoken"-Bewegung (halbkreisförmige Stickbewegung plus Tastendruck) mächtig ist, hat das schnell raus. Richtig knifflig wird die Sache aber bei der gekonnten Aneinanderreihung verschiedener Attacken. Zudem wurde der vermeintliche Mangel an 3D-Tiefe einfach durch 2D-Höhe ausgeglichen: Denn mit den Super-Aerial-Combos geht es in ungeahnte Höhen, ehe der Gegner – gezeichnet von rollenden Combo-Tag-Team-Attacken – aus luftiger Höhe wieder am steinharten Boden der Realität aufschlägt.

Bildgewaltige Hyper-Combos und Gruppenattacken
Tobt man sich in den detailverliebt gestalteten Arenen richtig aus, füllt sich zudem langsam eine Energie-Leiste am unteren Bildschirmrand. Einmal gefüllt, steht einer Tag-Team-Combo bzw. einer von nur einem Charakter ausgeführten Hyper-Combo nichts mehr im Weg. Dann zückt Iron Man seine mächtige Lieblingswumme, schwingt Thor seinen Hammer, zaubert Storm grelles Leuchten auf den Bildschirm, schwingt Captain America seinen Schild zum ultimativen Angriff oder wetzt Wolverine seine rasiermesserscharfen Klingen ehe ein wahrer Farben- und Formensturm den Monitor zu sprengen droht. Echt rattenscharf!

Die Kehrseite der Medaille für außerordentliche Effekte ist jedoch, dass die Bilderflut in Kombination mit dem höchst rasanten Kampfgeschehen dem Spieler zu Beginn so einiges abverlangt. Ehe die Wahrnehmung beginnt, langsam bunt von superbunt zu unterscheiden, müssen schon einige Kämpfe ausgefochten werden. Was sich allerdings am Bildschirm abspielt geht völlig ruckelfrei und flüssig vonstatten. Ein speziell entwickelter Comic-Shader verleiht den Figuren zudem das archetypische Aussehen ihrer starrgestalten Vorbilder.

Fazit: Ein Feuerwerk an Farben erwartet auf geglückte Art und Weise sowohl spielerfahrene Fans als auch Neueinsteiger in "Marvel vs. Capcom 3". 36 Helden und Schurken können darin in neun Arenen gegeneinander ins Feld ziehen, die "Drei gegen drei"-Begegnungen im klassischen 2D-Stil bestechen durch mannigfaltige Combos, Prügelspaß in luftigen Höhen und den enormen Variantenreichtum der Kontrahenten. Lediglich die rasante Gangart macht dem Einsteiger zu Beginn zu schaffen und der magere Spielumfang (Arcade, Versus, Training und "Missionen" auf Basis von Combo-Übungen) lässt Wünsche offen. Außerdem wäre es wünschenswert gewesen, für die nicht comicversierte Klientel Porträts der Figuren ins Spiel zu integrieren. Insgesamt jedoch ist MvC3 ein Titel, der das "Beat 'em up"-Genre komplettiert und bereichert.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3
Publisher: Capcom
krone.at- Wertung: 9/10

von Fritz Schneeberger

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