Mitten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erfolgt bei der Wiener Austria der Neustart. Manfred Schmid als neuer Cheftrainer und Manuel Ortlechner als Neo-Sportdirektor leiten künftig die sportlichen Geschicke. Am Montag erfolgt der Trainingsauftakt, drei Tage davor absolvierte das Duo den ersten öffentlichen Auftritt in den neuen Rollen. Klar wurde eines: Die Austria will, ob sie aufgrund des finanziellen Rucksacks auch kann, wird sich weisen. Und Trainer Schmid rechnet mit „ein, zwei Sch...-Jahren.“
Der ebenfalls neu in seiner Rolle als alleiniger Vorstand erschienene Gerhard Krisch gab in den ersten Worten die Marschroute vor. „Die Finanzen stehen natürlich klar im Vordergrund, es gilt, die Wirtschaftlichkeit des Vereins wieder herzustellen“, sagte er über sein Betätigungsfeld. Der Verein habe „einen großen wirtschaftlichen Rucksack“ zu tragen, merkte Krisch an. „Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen.“
Ortlechner und Schmid sind gefordert, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die wieder für Begeisterung in Wien-Favoriten sorgen soll. Das Saisonende unter Peter Stöger war fulminant, über die Hintertür Europacup-Play-off gelang der Sprung in die Qualifikation zur Conference League. Erstmals ernst wird es dort am 22. Juli.
Ortlechner appeliert an die Geduld
Zahlreiche Verträge sind bei der Austria ausgelaufen, eine Neuverpflichtung wurde bisher noch nicht kommuniziert. Welches Gesicht die Mannschaft hat, wird sich am Montag noch nicht zeigen. „Das ist ein Prozess, der dauern wird“, meinte Ortlechner zur Kaderplanung. Man müsse freilich die ersten Pflichtspiele im Auge behalten. Austrias Meisterkicker von 2013 stellte in Aussicht, dass in den kommenden Tagen „mit dem einen oder anderen Spieler“ Sachen geklärt würden.
Für Ortlechner ist es der erste Job in der Funktion als Sportchef eines Vereins. Er habe sich in den vergangenen Jahren darauf vorbereitet, merkte der 41-Jährige an. „Ich möchte auch das ‘Big picture‘ im Auge behalten. Die Austria ist nicht nur die Kampfmannschaft“, sagte Ortlechner mit Verweis auf das Frauen-Team und den Nachwuchs. Unterstützung gebe es u.a. von Ralf Muhr. „Ich sauge jeden Tag auf, was ich nur rein bringe in den Kopf.“
Gemein mit Schmid ist der Rückblick auf rosigere Zeiten. Vor acht Jahren war der ehemalige Mittelfeldrackerer der Austria Co-Trainer unter Stöger, als die Violetten mit Kapitän Ortlechner Meister wurden. Schmid sprach von einem „besonderen Moment“, als Chefcoach seines Herzensvereins präsentiert zu werden. „Ich habe den Kontakt nie abreißen lassen und auch die eine oder andere Enttäuschung erlebt bei Trainerbestellungen“, sagte er.
Schmid: „Werden da durchgehen“
Der 50-Jährige arbeitete bisher nur einmal - 2008 für 13 Spiele bei Schwanenstadt - als hauptverantwortlicher Trainer. Schmid gab sich am Freitag als Realist. Er sprach von „Scheiß-Jahren“, die es zu durchschreiten gelte. „Wir werden da durchgehen und werden wieder eine Austria sehen, die so spielt, wie wir uns das alle wünschen“, sagte er. Kampfansagen ersparte er sich.
Eine offensive Ausrichtung, Dominanz im Spiel und ein hochwertiges Passspiel seien Ziele, so Schmid. Er merkte jedoch umgehend an: „Ich werde aber nicht etwas spielen, das die Mannschaft nicht umsetzen kann.“ Die Entwicklung der Spieler stehe im Vordergrund, „es geht nicht um Platzierungen. Auch, wenn wir so weit rauf wollen, wie möglich.“ Am Ende sagte Schmid auch: „Ich bin der Trainer, der die schwierigste Ausgangssituation hat, seit es die Austria gibt. Aber ich habe keine Angst.“
Wie geht‘s mit Insignia weiter?
Die finanziellen Sorgen ein wenig lindern könnte der strategische Partner. Um Insignia ist es in den vergangenen Monaten nach der hochtrabenden Präsentation im März ruhig geworden. Wie die Zusammenarbeit mit der Lifestyle-Gruppe künftig genau ausschauen soll, ist offenbar nach wie vor offen. „Ich glaube immer noch daran, wir arbeiten mit Hochdruck daran, die nächsten Schritte abzuschließen“, sagte Krisch.
Er hat auch den Posten als Geschäftsführer der mit Insignia eingeführten Marketing GmbH übernommen. Diesen sollte eigentlich Markus Kraetschmer innehaben. Von dem langjährigen Club-Manager trennt sich die Austria mit Ende Juni. Über Insignia sollen internationale Sponsoren lukriert werden. Krisch verriet, dass bis dato noch keiner neu an Bord ist. „Durch verschiedene Umstände hat sich das verzögert. Das gefällt uns nicht und ist schwierig zu verstehen“, meinte der Vorstand.
Gefragt wurde Krisch auch, inwiefern der Sparkurs den Profikader treffen wird: „Ich denke, dass wir einen Kader bekommen werden, der nicht schlechter ist, als der Kader, den wir letzte Saison hatten.“ Die wirtschaftliche Situation dürfe aber nicht gefährdet sein.
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