Hamas-Tunnel als Ziel

Konflikt in Gaza eskaliert: Mehr als 120 Tote

Ausland
14.05.2021 15:13

Im eskalierenden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern steigt die Zahl der Toten weiter: Seit Beginn des Raketenbeschusses auf Israel aus dem Gazastreifen am Montag und Israels Vergeltungsangriffen starben laut beiden Seiten 127 Menschen. Am Sonntag befasst sich der UN-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung erneut mit der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. Ein Vermittlungsangebot Ägyptens in dem Konflikt lehnte Israel ab.

Durch die israelischen Luftangriffe seien 119 Palästinenser getötet worden, darunter 31 Kinder, teilte das von der radikalislamischen Hamas geführte Gesundheitsministerium im Gazastreifen mit. 830 Menschen seien seit Beginn der Eskalation verletzt worden. In Israel starben bisher acht Menschen.

Ziel des israelischen Angriffs war laut einem Armeesprecher ein Tunnelsystem der Hamas in dem Küstengebiet. Es werde „Metro“ genannt, sagte er. Dabei handle es sich um eine Art „Stadt unter der Stadt“. Die Hamas habe Jahre in den Bau des Tunnelsystems investiert. Der Grad der Zerstörung sei noch unklar.

Zur Unterstützung feuerten unter anderem Panzer von israelischer Seite auf Ziele im Gazastreifen. Der Sprecher betonte, dass kein israelischer Soldat den Gazastreifen betreten habe. Zuvor hatte die israelische Armee via Twitter den Anschein erweckt, dass auch Bodentruppen in das Gebiet vorgedrungen seien - der Armeesprecher entschuldigte sich für die Fehlkommunikation.

Schon 1800 Raketen in Richtung Israel
Al Reaktion auf heftige Zusammenstöße auf dem Tempelberg, ausgelöst unter anderem durch Proteste gegen Zwangsräumungen, hatte die Hamas von Israel zu Wochenbeginn per Ultimatum verlangt, dass alle israelischen Polizisten und Siedler den Tempelberg und den Stadtteil Scheich Dscharrah verlassen - Israel folgte dem nicht.

Laut Angaben der Armee feuerten militante Palästinenser im Gazastreifen seit Montagabend bisher 1800 Raketen auf Israel ab. Rund 430 davon seien noch in dem Küstengebiet niedergegangen. Die Erfolgsquote des Abfangsystems Eisenkuppel („Iron Dome“) hat das Militär zuletzt im Schnitt mit rund 90 Prozent angegeben.

„Hamas wird einen sehr hohen Preis zahlen“
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte in der Nacht zu den Angriffen: „Ich habe gesagt, dass Hamas einen sehr hohen Preis zahlen wird.“ Man werde die Angriffe „mit großer Intensität fortsetzen“, sagte er in einer Videobotschaft. „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen und diese Operation wird so lange wie nötig weitergehen.“ Verteidigungsminister Benny Gantz hatte zuvor die Mobilisierung von weiteren 9000 Reservisten genehmigt.

UN-Sicherheitsrat tritt zusammen
Kommenden Sonntag befasst sich der UN-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung erneut mit der Eskalation im Nahen Osten. Das 15-köpfige UN-Gremium hat in dieser Woche bereits zwei Mal hinter verschlossenen Türen getagt, sich aber nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen können.

Vermittlungsangebot Ägyptens abgelehnt
Israel lehnte unterdessen ein Angebot Ägyptens zur Vermittlung einer Feuerpause ab. Vertreter Israels hätten alle Vorschläge zur Vermittlung einer Waffenruhe zurückgewiesen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag in Kairo aus ägyptischen Sicherheitskreisen - auch eine vorübergehende Feuerpause. Eine Delegation aus Kairo, die am Donnerstag nach Tel Aviv gereist sei, habe keinen Erfolg gehabt.

Ausschreitungen dehnen sich aus
Die israelische Polizei nahm indes bei neuen Ausschreitungen in mehreren Städten einige Verdächtige fest. In Lod bei Tel Aviv schleuderten Menschen Steine und Molotowcocktails, wie ein Polizeisprecher Freitagfrüh mitteilte. Nach der Eskalation des Konflikts ist es auch in Städten im israelischen Kernland, wo ein hoher Anteil arabischer Israelis lebt, zu Gewalt gekommen.

Am Mittwoch wurde im Norden des Landes ein jüdischer Einwohner von arabischen Demonstranten lebensgefährlich verletzt. Südlich von Tel Aviv attackierte eine jüdische Menge einen arabischen Einwohner mit Knüppeln. Seit Beginn der Ausschreitungen hat die Polizei insgesamt 750 Verdächtige festgenommen.

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