Universität Innsbruck

Der Mensch richtet sich die Tierwelt, wie er will

Tirol
25.03.2021 17:00

Wie der Mensch sind auch Tiere Lebewesen - aber behandeln wir sie auch so? Forscherinnen und Forscher der Universität Innsbruck legen im kürzlich online erschienen „subject“-Bericht „Bedroht, verehrt, verzehrt“ ihre Meinung über die Rechte von Tieren und ihr Verhältnis zum Zweibeiner dar.

Wie wir uns etwa schon durch Sprache von Tieren distanzieren, erforscht Reinhard Heuberger vom Institut für Anglistik. Ein Beispiel: Menschen essen, Tiere fressen. „Das schafft eine gewisse emotionale Distanz zu Tieren, was es uns leichter macht, sie für unsere Zwecke zu nutzen“, erklärt Heuberger. Auch unterteilt man sie nach ihrem Zweck für den Menschen in Nutz-, Haus-, Pelz- oder Versuchstiere. „Damit werden sie auf eine dem Menschen zur Verfügung stehende Ressource reduziert“, schildert der Anglist, der für mehr Objektivität und Sorgfalt bei der Erstellung von Wörterbuchdefinitionen plädiert.

Als Sprachrohr dienen, auch für die Kleinen
Auf Sprache konzentriert sich auch Philosoph Andreas Oberprantacher – er betont, dass man sich vielmehr bemühen müsste, Tiere zu verstehen: „Selbst wenn sie nicht so handeln und sprechen wie wir, bedeutet das ja nicht, dass sie es gar nicht tun.“ Eine Möglichkeit sei etwa, wie es bereits bei Tiermissbrauch und der Zerstörung von Lebensraum passiert, Menschen für Vierbeiner sprechen zu lassen. Es sei aber auch wichtig, das Verständnis für Tiersprachen weiterzuentwickeln.

Apropos Zerstörung von Lebensraum: Karin Wohlgemuth vom Institut für Philosophie beschäftigt sich damit, warum kleinere Tiere beim Artenschutz außen vor gelassen werden. So umfasse etwa die „Rote Liste“ bedrohter, gefährdeter sowie ausgestorbener Arten nur ein Prozent aller Tiere, vorwiegend Wirbeltiere.

 Wohlgemuth vermutet als Ursache, dass Tiere, die für Menschen von wirtschaftlichem oder ökologischem Nutzen sind, als schützenswerter angesehen werden. Auch eine Ethik, die Leidensfähigkeit und dadurch eher Arten mit komplexen Nervensystemen berücksichtigt, trage dazu bei.

Der Fleischkonsum nagt oftmals am Gewissen
Fleischkonsum ist wohl das kontroverseste Thema, wenn es um Tiere geht — ihm widmet sich Reingard Spannring vom Institut für Erziehungswissenschaft. Sie glaubt, dass weniger tierliebe Menschen nicht zu wenig über Massentierhaltung und ähnliches wissen, sondern bewusst wegsehen: „Wir tendieren dazu, Problematisches und Unethisches zu verleugnen, um ein besseres Gewissen zu haben.“

"Human Animal Studies"

Die „subject“-Reihe soll die Vielfalt an wissenschaftlichen Themenbereichen an der Innsbrucker Universität sichtbarer machen. In der neuesten Ausgabe steht die Zugangsweise der „Human-Animal Studies“ im Fokus, bei der Verhältnisse, Beziehungen und Interaktionen zwischen Mensch und Tier untersucht werden.

Dem Mensch fehle heutzutage auch die Verbindung vom Fleisch im Supermarkt zum Tier – Schlachtbetriebe verschwinden aus der Stadt und Fleisch wird leistbarer. Spannring ist überzeugt: „Ich denke, es würde uns allen nicht nur guttun, mit neuen Ernährungs- und Lebensweisen zu experimentieren und Fragen der Ethik anzugehen. In Anbetracht der Klimakrise und Pandemie wurde es offensichtlich, dass es eine dringende Notwendigkeit geworden ist.“

Zitat Icon

Viele äußern sich, dass die Tiere ja keinen Stress oder Schmerzen spüren und deswegen eine Schlach- tung gerechtfertigt wäre. Somit wird das Leiden der Tiere in den Hintergrund gedrängt.

Reingard Spannring vom Institut für Erziehungswissenschaft

Sie kritisiert zudem den Umgang mit Haustieren, die sich oft an die Gesellschaft anpassen und ihr natürliches Verhalten unterdrücken sollen. Spannring regt - wie die restlichen Wissenschaftler - zum Nachdenken an: „Was wäre, wenn der Mensch nicht das Maß aller Dinge wäre?“

Lesen Sie den Rest des „subject“ unter: uibk.ac.at/newsroom/dossiers/tiere/

Porträt von Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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