Der Wiener Molekularbiologe Johannes Zuber geht davon aus, dass künftig keine weiteren Lockdowns notwendig sind, wenn rund 70 Prozent der Bevölkerung zweimal pro Woche mittels PCR-Tests getestet würden. Dabei handelt es sich laut dem Forscher nicht nur um eine rein theoretische Überlegung, sondern um ein Vorhaben, das sich bereits in der Pilotphase befinde und sich deshalb voraussichtlich schon bald umsetzen ließe.
Der am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) arbeitende und in der „Vienna COVID-19 Detection Initiative“ (VCDI) aktive Zuber glaubt daran, dass mit ausgeklügelter Logistik und innovativen Testverfahren bald noch deutlich mehr möglich ist, was schnelles Testen anbelangt.
Monitoring der gesamten Bevölkerung
Konkret geht es um ein Nahezu-Echtzeit-Monitoring der gesamten Bevölkerung mittels der zuverlässigen PCR-Methode zum Viren-Nachweis. Die Basis dafür bildet eine Studie, die ein Team um den Simulationsforscher Niki Popper an der Technischen Universität Wien mit Zuber Anfang Jänner durchgeführt hat. Hier zeigten die Wissenschaftler, dass zielgerichtetes, wiederholtes Testen großer Bevölkerungsgruppen große Bremseffekte auf das Infektionsgeschehen hat.
Übertragungsketten frühzeitig unterbrechen
Dabei wurden Haushalte als Einheiten betrachtet. Die gemeinsame Testung und Isolation von Haushalten hätte den entscheidenden Vorteil, dass Übertragungsketten nach Ansteckung im Haushalt frühzeitig unterbrochen würden. Damit dies dann die unkontrollierte Ausbreitung der Pandemie auch ohne Lockdown-Maßnahmen verhindert, müssten in Wien rund 150.000 Haushalte pro Tag getestet werden, sagte Zuber.
Die Idee ist, dass Menschen zweimal in der Woche Gurgelproben an einem Standort in ihrer Nähe abgeben. Die mittlerweile großen Laborkapazitäten würden es dann erlauben, recht rasch Auskunft zu geben. Ein effizientes Monitoringsystem sollte am besten alle potenziell infektiösen Personen sicher erkennen, „das schaffen Antigen-Tests leider nicht, die PCR-Tests aber locker“.
Breite Teilnahme verhindert Einschränkungen
Die notwendige hohe Beteiligung könne unter anderem erreicht werden, wenn der nachvollziehbar Lockdown-müden Bevölkerung klar wird, dass eine breite Teilnahme eine realistische Chance bietet, die nächsten Einschränkungen zu verhindern. „Alles, was wir tun müssen, ist zweimal in der Woche zu gurgeln und unsere Probe irgendwo abzugeben“, betonte der Wissenschaftler.
Einmal etabliert, könne man ein solches System etwa auch innerhalb weniger Wochen wieder hochfahren, wenn etwa eine SARS-CoV-2-Variante auftaucht, die tatsächlich dem aufgebauten Immunschutz entkommt.
Quelle: APA
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