Große Monitoringstudie

Gurgeltests: 40 von 10.156 Schülern Corona-positiv

Österreich
13.11.2020 09:54

Im Rahmen einer groß angelegten SARS-CoV-2-Monitoringstudie an Volksschulen, Mittelschulen und AHS-Unterstufen wird mittels Gurgeltests über das ganze Schuljahr die Häufigkeit aktiver Corona-Infektionen bei Schülern und Lehrern in ganz Österreich erhoben. Nun liegen die Ergebnisse der ersten Runde vor: Im Zeitraum 28. September bis 22. Oktober waren 40 von 10.156 Proben (308 waren nicht verwertbar) positiv, wie das Bildungsministerium und die vier beteiligten Unis am Donnerstag bekannt gaben. Hervor sticht, dass jüngere Kinder genauso häufig infiziert waren wie ältere, und dass das Risiko, infiziert zu sein, an Schulen mit vielen Kindern aus sozial benachteiligten Familien um das 3,6-Fache höher war.

Mit dem regelmäßigen Monitoring will das Bildungsministerium einen Überblick über die Infektionslage erhalten. Für die repräsentative Studie an 243 Schulen in Österreich, die von den Universitäten Wien und Linz sowie den Medizinischen Universitäten Graz und Innsbruck durchgeführt wird, wurden Schüler und Lehrer der Primar- und Sekundarstufe I zufällig für die - freiwillige - Teilnahme ausgewählt. Im Laufe des Schuljahres werden sie alle drei bis fünf Wochen an zehn verschiedenen Zeitpunkten mittels Gurgeltest untersucht.

Im ersten Untersuchungszeitraum wurden insgesamt 10.464 Personen getestet, jeweils rund die Hälfte von ihnen von einer Volksschule (49,7 Prozent) bzw. einer Mittelschule/AHS Unterstufe (50,3 Prozent). 10.156 Proben konnten ausgewertet werden, 40 davon waren positiv. Dies entspricht einer Gesamthäufigkeit von 0,39 Prozent, mit einer Schwankungsbreite von 0,28 bis 0,55 Prozent.

„Zum ersten Mal Daten über die Dunkelziffer“
„Wir haben damit zum ersten Mal Daten über die Dunkelziffer von Infektionen an Schulen“, erklärte der wissenschaftliche Koordinator der Studie, der Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien. Bei den positiv Getesteten handelt es sich um Personen, die keine offensichtlichen Symptome hatten. Zu ihrer Zahl würden noch jene Kinder und Lehrer kommen, die bereits anderweitig positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden oder aufgrund von Symptomen einer noch nicht diagnostizierten Infektion an den Testtagen nicht in der Schule waren.

Warnung vor Vergleichen von „Äpfeln mit Birnen“
Die Gesamthäufigkeit lässt sich aber nur sehr schwer in einen Kontext setzen, warnte Wagner davor, „Äpfel mit Birnen zu vergleichen“. So könnte man etwa versucht sein, die nun erhobene Prävalenz an den Schulen mit dem Anteil der im gleichen Zeitraum akut Infizierten an der Gesamtbevölkerung zu vergleichen, der sicher niedriger sei. „Aber das ist nicht plausibel, weil diese Zahl ja nicht die Dunkelziffer in der Gesamtbevölkerung beinhaltet und niemand ganz Österreich getestet hat“, so Wagner.

Auch der Vergleich mit der Positivitätsrate unter den durchgeführten Tests hinke, „weil zu den Teststraßen ja primär Leute mit Symptomen gehen oder K1-Personen“. Die Prävalenz (Häufigkeit) von 0,39 Prozent könne auch nicht mit den kürzlich präsentierten Ergebnissen des Gurgeltests an Wiener Schulen verglichen werden, da dabei nur Verdachtsfälle überprüft wurden.

Jüngere nicht mit weniger Infektionen als Ältere
Keine statistisch signifikanten Unterschiede zeigten sich zwischen Volksschulen (Prävalenz: 0,38 Prozent) und Mittelschulen/AHS Unterstufe (0,41 Prozent) sowie zwischen Schülern (0,37 Prozent) und Lehrern (0,57 Prozent). Das oft gehörte Argument, dass jüngere Kinder weniger Infektionen haben als ältere, würden die Testergebnisse nicht stützen, betonte der Mikrobiologe. Oberstufen-Schüler werden in dieser Studie nicht getestet.

An sozial benachteiligten Schulen höhere Positivrate
Unterschiede in der Häufigkeit zeigten sich dagegen zwischen Schulen mit unterschiedlichem Index sozialer Benachteiligung. An Schulen mit vielen Kindern aus sozial benachteiligten Familien war das Risiko, infiziert zu sein, um das 3,6-Fache höher als an Schulen mit wenigen Kinder mit diesem familiären Hintergrund. Dieser Unterschied bleibe auch bei Berücksichtigung der durchschnittlichen Klassengröße, der Bevölkerungsdichte im Einzugsgebiet der Schule und dem Bundesland bestehen, so Wagner.

Zahlen dürften in der derzeit laufenden Testrunde steigen
Da es einen Zusammenhang der lokalen Inzidenz gibt, sei zu erwarten, dass die Zahlen in der zweiten, derzeit laufenden Testrunde auch an den Schulen in die Höhe gehen. Wissenschaftlich interessant ist für Wagner, dass gleichzeitig die - ebenfalls vom Bildungsministerium in Auftrag gegebene - Prävalenz-Studie der Statistik Austria an zufällig ausgewählten Erwachsenen läuft. „Mit den Ergebnissen beider Erhebungen wird es dann faktenbasiert möglich sein zu sagen, ob man an der Schule weniger, gleich viel oder mehr Infektionen hat als in der Gesamtbevölkerung.“

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