Mehr Männer erkranken an Tumoren, insgesamt leben aber mehr Frauen damit. Beim Lungenkarzinom gibt es hingegen eine Trendumkehr.
Krebserkrankungen zählen in Österreich grundsätzlich zu den häufigsten Leiden bei beiden Geschlechtern. Sie stellen damit die insgesamt zweithäufigste Todesursache dar. „Jährlich erhalten etwa 40.000 Österreicher diese Diagnose, Männer etwas häufiger als Frauen“, erläutert Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Thomas Dorner, Zentrum für Public Health, Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin, MedUni Wien im Fachmedium „Ärzte Krone“. „Das Risiko, bis zum 75. Lebensjahr eine bösartige Krankheit zu erleiden, liegt bei ,ihm‘ zurzeit bei 31 Prozent und für ,sie‘ bei 24 Prozent.“ Die häufigsten Krebsarten sind geschlechterspezifisch: Brustkrebs bei der Frau und Tumoren der Prostata beim Mann. 23 Prozent der Krebsfälle sind bei „ihm“ dort angesiedelt. Bei 29 Prozent der betroffenen Frauen bildet sich ein Brusttumor.
Jährlich erhalten etwa 40.000 Österreicher diese Diagnose, Männer etwas häufiger als Frauen.
Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Thomas Dorner, Zentrum für Public Health, Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin, MedUni Wien.
Lungenkrebs nimmt eine Sonderstellung ein: „Bei Frauen ist dieser im Steigen begriffen, während die Zahlen bei Männern sinken. Das liegt wesentlich am Rauchverhalten der Damen, das sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert hat. Sie greifen immer öfter zur Zigarette, während diese Zahlen bei den männlichen Pendants relativ gleich bleiben“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer, Leiterin der Gender Medicine Unit der MedUni Wien und des Gender Instituts Gars am Kamp (NÖ). Auch beendet ein Lungenkarzinom heute öfter das Leben von Frauen. Die diesbezügliche Sterblichkeit stieg beim weiblichen Geschlecht um 30 Prozent, während sie beim männlichen um 16,5 Prozent gefallen ist. Enthaltene toxische Stoffe dürften „ihrem“ Lungengewebe mehr schaden als dem der Männer.
Mehr Krebskranke
Immer mehr Österreicher leben mit einem Karzinom, etwa 4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Anzahl der Betroffenen um durchschnittlich 37 Prozent erhöht. „Die Gründe dafür sind einerseits ein genereller Bevölkerungszuwachs, anderseits auch die erhöhte Rate an Überlebenden“, resümiert Prof. Dorner. „Frauen überleben ihre Diagnose im Durchschnitt länger als Männer, vor allem durch die relativ günstigen Aussichten des bei ,ihr‘ am häufigsten vorkommenden Brustkrebs.“ Die Todesursache Nummer eins stellen hierzulande Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar, danach kommt Krebs zum Tragen. Grundsätzlich haben sich aber die Chancen, eine bösartige Erkrankung zu überleben, bei beiden Geschlechtern erhöht. In vielen Fällen ist das Leiden zu einem chronischen geworden.
Deutliche Unterschiede
Prof. Kautzky-Willer: „Das Geschlecht beeinflusst das Risiko, die Erkennung, Behandlung und das Ansprechen auf die Therapie auf verschiedenste Weise, sowohl biologisch, etwa aufgrund der Geschlechtshormone, als auch soziokulturell, z. B. durch den Lebensstil.“ So spricht zum Beispiel etliches dafür, dass die von Frauen bevorzugte vegetarische und vitaminreiche Ernährung auch bei der Entwicklung einiger Krebserkrankungen eine Rolle spielen könnte. Der eher „männliche“ hohe Fleisch- und Fettkonsum vermag eine der Ursachen für deren höheres Darmkrebsrisiko zu sein. Allerdings ergreifen Männer nach wie vor eher jene Berufe, bei denen sie etwa krebserregenden Stoffen ausgesetzt sind wie Asbest. Gleichzeitig sprechen sie auf (Krebs-)Vorsorgeuntersuchungen seltener an und gehen vielfach erst bei Beschwerden zum Arzt. Nach wie vor sind die Gender-Unterschiede zu wenig geklärt, auch finden sich kaum Frauen in den meisten Studien. Weitere Erkenntnisse zu „Gender und Krebs“ werden demnach noch etwas auf sich warten lassen.
So viele Menschen sind betroffen
Die letztgültigen Zahlen der „Statistik Austria“ belegen: Im Jahr 2017 wurden in Österreich bei 41.389 Menschen Krebsneuerkrankungen dokumentiert, 22.442 bei Männern und 18.947 bei Frauen. Bei 10.933 Männern und 9215 Frauen führte die Krankheit 2017 zum Tod. Damit sind Krebserkrankungen für etwa ein Viertel der jährlichen Todesfälle verantwortlich.
Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung
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