Experte lobt Regierung

Corona-Maßnahmenpaket: „Schnelle Wirkung möglich“

Österreich
12.03.2020 07:32

Der Grazer Infektiologe Robert Krause hat lobende Worte für die Maßnahmen der Bundesregierung im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus gefunden: „Ich finde die Maßnahmen radikal, aber es gab keine andere Wahl.“ Die Wirkung könnte sich seiner Ansicht nach schon kommende Woche in einem gebremsten Anstieg der Fallzahlen zeigen. „Am Dienstag sollte man den Effekt eventuell schon sehen können“, sagte Krause.

Bei einer linearen Entwicklung wären für Sonntag 500 bis 600 Coronavirus-Fälle in Österreich zu erwarten, doch würden sich Epidemien üblicherweise exponentiell entwickeln. „Wenn es nur 450 bis 500 sind, dann schaut es gut aus“, sagte der Professor an der Medizinischen Universität Graz.

„Möglich, dass Österreich das Virus zum Verschwinden bringen könnte“
„Wenn sich die Kurve biegt und nicht mehr exponentiell ansteigt, dann haben wir die richtigen Maßnahmen ergriffen.“ Dann wäre es möglich, dass Österreich das Virus regional begrenzt zum Verschwinden bringen könnte. Dies habe etwa auch Taiwan geschafft, das mit rigorosen Maßnahmen die Zahl der Fälle auf 90 begrenzt habe, anders als andere Nachbarn Chinas wie Japan oder Südkorea.

„Rigorose Beschränkung von Reiseverkehr“
Krause räumte aber ein, dass ein solches Unterfangen in einem zentral gelegenen EU-Staat deutlich schwieriger zu bewerkstelligen ist und es etwa von Deutschland oder anderen Nachbarländern zu einem neuerlichen Überschwappen des Virus kommen könnte. „Da hilft nichts anderes als die rigorose Beschränkung von Reiseverkehr, wie derzeit an der Grenze zu Italien“, sagte er.

Maßnahmen in Italien „wahrscheinlich zu spät“ gesetzt
„Ich finde die Maßnahmen radikal, aber es gab keine andere Wahl“, sagte Krause zu den von der Bundesregierung verkündeten Maßnahmen. Sowohl die Einschränkung der Versammlungsfreiheit als auch die Schließung von Universitäten und die differenzierte Vorgangsweise bei Schülern sieht er als sinnvoll an, weil das Verhindern von größeren Menschenansammlungen zu einer „Verlangsamung der Ausbreitung“ führe. Dass solche Maßnahmen in Italien bisher nicht Wirkung zu zeigen scheinen, führte er darauf zurück, dass sie „wahrscheinlich zu spät“ gesetzt worden seien.

Bei Alltagsaktivitäten wie dem Supermarkteinkauf sieht Krause keine Notwendigkeit für Einschränkungen. Schließlich handle es sich beim Einkauf um eine „Einzeltätigkeit“. Auch gebe es in Österreich „noch nicht so viele Infektionen“, dass man Gefahr laufe, sich von einem anderen Einkäufer bei kurzem Kontakt anzustecken. „Der Supermarkteinkauf ist im Moment ungefährlich.“

„Zahl der intensivpflichtigen Fälle in etwa so groß wie bei der Influenza“
Auf die Frage nach der Coronavirus-Dunkelziffer durch asymptomatische Fälle sagte Krause, dass diese Zahl wohl geringer sei, als man gemeinhin annehme. Es gebe zwar viele milde Verläufe, „aber die meisten (Infizierten, Anm.) haben doch Symptome“. 20 Prozent der Infizierten kämen ins Krankenhaus, und von diesen wiederum fünf Prozent auf die Intensivstation. Somit sei die relative Zahl der „intensivpflichtigen“ Fälle in etwa so groß wie bei der Influenza.

Krause betonte weiters, dass die Rate der Patienten, die am Coronavirus versterben, mit einem bis drei Prozent „relativ konstant“ sei. „Der einzige Abweichler ist Italien mit vier bis fünf Prozent, das dürfte aber ein Ressourcenproblem sein“, sagte er mit Blick auf die massive Belastung des italienischen Gesundheitssystems. Dort sei es offenbar nicht mehr möglich gewesen, „jeden Patienten mit Lungenversagen künstlich zu beatmen“.

„Österreichs Gesundheitssystem auf den Ernstfall gut vorbereitet“
Das österreichische Gesundheitssystem sieht er auf den Ernstfall gut vorbereitet. Man kalkuliere mit dem Zehnfachen der offiziellen Zahlen aus dem Epizentrum der Erkrankung, der chinesischen Region Hubei. Entsprechend plane man die Zahl der für Intensivbehandlung erforderlichen Betten und Beatmungsgeräte sowie andere Ressourcen.

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