„Reine Schikane“

Polizistin auf „Mahü“: „Maulkorb, weil sonst …“

Wien
23.11.2019 06:13

Übers Ziel hinausgeschossen ist eine Polizistin in Wien wohl mit Blick auf die Maulkorbpflicht für Hunde: Denn als Herbert West (Name von der Redaktion geändert) am Samstagvormittag in der Vorweihnachtszeit mit seinem Hund über die Mariahilfer Straße flanierte, wurde er brüsk von einer Beamtin aus dem Streifenwagen heraus dazu aufgefordert, dem Tier „umgehend den Maulkorb anzulegen“. „Reine Schikane“, ist der Hundebesitzer überzeugt. Eines macht der Zwischenfall jedenfalls deutlich: Das Klima wird rauer.

Die gesetzliche Maulkorbpflicht für Hunde, etwa bei größeren Menschenansammlungen, sorgt seit der Einführung in Wien - und mit vergleichbaren Verschärfungen auch in den anderen Bundesländern wie in Tirol sowie in Niederösterreich - für erregte Gemüter. Weil das Tierhaltegesetz bezüglich Geltungsbereich schwammig formuliert wurde, weiß derzeit wohl niemand so recht, was denn nun eine „größere Menschenansammlung“ sein soll.

Diese Erfahrung musste jetzt auch der Wiener Herbert West machen, als er mit seinem Hund „Crover“ - einem „Sheltie/Kooikermix mit a bisserl Beagle“, der 14 Kilogramm auf die Waage bringt - am vergangenen Samstag auf der „noch unbelebten“ Mariahilfer Straße unterwegs war. Er sei mit „Crover“ gegen 10.30 Uhr auf Höhe der Mariahilfer Kirche gerade durch die Fußgängerzone spaziert, als plötzlich neben ihm ein Streifenwagen anhielt.

Die „Mahü“ sei wirklich noch unbelebt gewesen, betont West gegenüber krone.at. Außerdem habe er sich mit seinem Hund „eben absichtlich abseits der anderen Einkäufer bewegt, als ein Streifenwagen neben mir anhielt, das Fenster runtergekurbelt wurde und mich die Polizistin mit den Worten begrüßte: ,Es nutzt nix, wenn Sie den Maulkorb nur mitführen, Sie müssen ihn schon auch anlegen.‘“

Von dem Wiener nach dem Grund gefragt - West gibt selbst zu, die Gesetzeslage nicht im Detail gekannt zu haben - sprach die „aufgebrachte“ Polizistin, die dem Hundehalter zufolge von sich behauptete, in der Hundestaffel tätig zu sein, von der „Bissgefahr in der Menschenmenge“. Wo genau die Beamtin, die sich offensichtlich selbst auf solche Dinge „sensibilisiert“ sieht, allerdings zum fraglichen Zeitpunkt eine Menschenmenge ausgemacht haben wollte, blieb für West ein Rätsel.

100 Meter weiter stiegen Herrchen und Hund dann ohnehin in den 13A ein, „wo ich ihm sowieso den Maulkorb umgehängt hätte, für solche Zwecke führe ich ihn nämlich auch mit“. West, der langjährig nebenberuflich im sozialen Bereich tätig ist, habe „durchaus gute Erfahrungen mit netten, hilfsbereiten Polizisten, aber das war reine Schikane“.

„Durch Maulkorb- und Leinenzwang suggerierte Sicherheit“
Der Maulkorb-Zwischenfall macht jedenfalls deutlich, wie umstritten und vor allem auch verwirrend die entsprechenden Paragrafen des Tierhaltegesetzes tatsächlich sind. Zuletzt wurde in Niederösterreich - wie berichtet - heftig über die Verschärfung des Gesetzes debattiert. Tierpsychologin und Hundetrainerin Yvonne Adler hatte dazu erst Anfang November gegenüber der „Krone“ erklärt: „Die suggerierte Sicherheit durch einen Maulkorb- und Leinenzwang behandelt einzig das Symptom, nicht die Ursache.“

Was denn nun eine große Menschenmenge sein soll, dürfte indessen gerade jetzt in der anstehenden Weihnachtszeit mit Blick auf die überfüllten Adventmärkte sicher ein Thema sein, das viele Hundebesitzer beschäftigt. Maulkorbpflicht hin oder her, die „Krone“-Tierecke rät ohnehin generell dazu, Hunde bei Besuchen von Christkindlmarkt & Co. zu Hause zu lassen. Das erspare auch den Tieren großen Stress.

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