Kampf gegen Doping

Neuer WADA-Chef: „Die Zukunft des Kampfes beginnt“

Sport-Mix
05.11.2019 18:37

Wenn den großen Worten auch Taten folgen, brechen für Dopingbetrüger schwere Zeiten an! „Die Zukunft des Kampfes gegen Doping beginnt heute“, verkündete der designierte WADA-Präsident Witold Banka am Dienstag auf der Welt-Anti-Doping-Konferenz in Kattowitz selbstbewusst. Flankierend avisierte IOC-Präsident Thomas Bach, zehn Millionen Dollar für einen Aktionsplan bereitzustellen. Außerdem soll bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio ein Gen-Test eingeführt werden.

„Diese neue Methode wird die Abschreckung erhöhen. Wir wollen, dass sich die Betrüger niemals sicher fühlen, zu jeder Zeit und überall“, sagte Bach, der deutsche Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Der Gen-Test könnte einen Blutdoping-Nachweis Wochen oder gar Monate nach der EPO-Einnahme möglich machen. Das IOC will die Gen-Methode auch anwenden, wenn diese von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) noch nicht bis zu den Tokio-Spielen anerkannt ist. Die Proben werden für spätere Nachtests zunächst eingefroren. Das IOC will die Hälfte der zehn Millionen Dollar für eine umfangreichere Einlagerung vor und während der Olympischen Spiele ausgeben. Bei Nachtests der Proben der Sommerspiele von Peking 2008 und London 2012 waren rund 120 Proben positiv.

Bach will aber nicht nur mehr Geld investieren, sondern auf der politischen Ebene erreichen, dass in Doping-Fälle verstrickte Betreuer und Ärzte nicht nur gesperrt, sondern auch strafrechtlich belangt werden. „Wir wollen die Regierungen ermutigen, nach wirksamen Wegen innerhalb ihrer jeweiligen nationalen Rechtssysteme zu suchen, um Menschen, die Teil des Umfelds sind, streng zu bestrafen“, sagte er. „Ein in einen Doping-Fall verwickelter Arzt sollte nicht nur die Akkreditierung für Sportveranstaltungen verlieren.“

Der künftige WADA-Präsident quittierte die Ankündigungen von Bach erfreut, er will aber viel mehr Geld - auch von Regierungen, Unternehmen oder Sport-Sponsoren. „Es ist lächerlich, dass eine Organisation mit dem Status einer globalen Regulierungsbehörde ein Budget von weniger als 40 Millionen US-Dollar hat“, kritisierte der erst 35-jährige Ex-Leichtathlet Banka, der am 1. Jänner Nachfolger von Craig Reedie wird. „Ein durchschnittlicher Fußball-Verein hat ein größeres Budget.“ Zugleich kündigte er an, härter gegen Länder vorgehen zu wollen, die gegen die WADA-Regeln verstoßen und auch die neuen Möglichkeiten der Bestrafung bis hin zum Olympia-Ausschluss zu nutzen. „Die WADA sollte häufiger Strafen verhängen, nicht nur mit dem Finger drohen“, betonte Banka.

Ob auch er nach dieser Maxime handeln wird, dürfte sich in dem auch fünf Jahre nach Aufdeckung nicht abgeschlossenen russischen Staatsdoping-Fall erweisen. Das Land ist dem Verdacht der Manipulation von Doping-Daten ausgesetzt. Für den für sein Handeln in der Russland-Causa in die Kritik geratenen scheidenden Präsident Reedie war es der „schlimmste Fall eines Systemversagens in der Geschichte der Anti-Doping-Bewegung“. Aber der Schotte verteidigte noch einmal die Entscheidung, die Sperre der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA im September 2018 aufgehoben zu haben, obwohl nicht alle Bedingungen erfüllt waren: „Es war eine Pattsituation zwischen WADA und Russland.“ Eine mögliche erneute RUSADA-Sperre wegen Daten-Fälschung könnte nun eine seiner letzten Handlungen werden.

NADA Austria hat „große Hoffnungen“
Michael Cepic von der Nationalen Anti-Doping-Agentur in Österreich setzt große Hoffnungen in den neuen WADA-Präsidenten Banka. Die vom Polen als zentrale Vorhaben genannten Punkte der Harmonisierung der Doping-Kontrollen und Präventionsarbeit sowie die dringend erforderliche Aufstockung des Budgets decken sich mit den Forderungen der NADA Austria. Der NADA Austria war das Programm Bankas bereits aus dem Wahlkampf gut bekannt, im Zuge dessen war dieser auch zweimal auf Besuch in Wien. „Wir stehen voll und ganz hinter seinen Punkten, wir vertreten das auch schon seit Jahren“, sagte Cepic.

40 Millionen Dollar, rechnete Banka in seiner Rede vor, seien für den Kampf gegen Doping viel zu wenig. Wenn man die Summen sehe, die im Sport bewegt werden, sagte Cepic, müsse man auch das Geld für das bereitstellen, was noch dazugehöre. Und das sei auch die Anti-Doping-Arbeit. „Die Finanzierung der Anti-Doping-Arbeit im Spitzensportbereich ist definitiv nicht Aufgabe des Steuerzahlers. Wenn Coca Cola drei Milliarden Dollar Sponsorengelder für sechs Olympische Spiele bereitstellt, dann ist der Sport ein lukratives Geschäft. Und dagegen gibt es auch nichts zu sagen. Aber dann sind die auch dafür verantwortlich, dass das ganze Anti-Doping-Programm auch vom Sport finanziert wird. Und nicht vom Steuerzahler, der 1.300 Euro im Monat verdient. Und von seinen Steuern muss eine Kontrolle von Ronaldo bezahlt werden. Das kann es nicht sein“, erläuterte Cepic.

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(Bild: KMM)



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