15.06.2019 06:01 |

Verdächtiger leugnet

Mafia-Mordplan sollte Streit um 11 Mio. € „lösen“

Ein Streit um elf Millionen Euro im Umfeld der Firma Güssinger Mineralwasser soll mit einem perfiden Mordplan geendet haben. Angeblich als Opfer auserkoren: ein Investor. Diesen Verdacht prüfen die Behörden. Der mutmaßliche Auftraggeber, der der russischen Mafia zugerechnet wird, sitzt in U-Haft. Er bestreitet alles.

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Die Abfüller des Mineralwassers im Südburgenland haben mit dem Krimi nichts zu tun, es geht um die komplexen Besitzverhältnisse der Firma. Güssinger steht im Eigentum einer Beteiligungsgesellschaft, von der 90 Prozent dem russischstämmigen Geschäftsmann Andrei K., inzwischen Österreicher, gehören. Er wird von den Behörden einer russischen Mafia-Organisation namens „Diebe im Gesetz“ zugerechnet. Was er bestreitet. Seine Anwältin Elisabeth Rech: „Er wurde nur hineingezogen und hat damit nichts zu tun.“ Was der Juristin wichtig ist zu betonen, zumal die kriminelle Vereinigung zwei Morde in Frankreich und einen in der Türkei begangen haben soll.

Vor Jahren versuchte Andrei K., in Wien eine Privatbank zu gründen, der von der Finanzmarktaufsicht 2012 die Zulassung entzogen wurde. Geschäftspartner damals waren prominente frühere Politiker wie ein Innenminister, aber auch ein Top-Manager.

„Deine Kinder werden ohne Vater leben“
Doch zurück zu den aktuellen Ereignissen: Andrei K. versuchte offenbar, Geldgeber aufzutreiben. Dabei kam er mit einem ausländischen Geschäftsmann in Kontakt. Die Beziehung endete im Streit, der Kaufmann beklagte den Verlust von elf Millionen. Es gab gegenseitige Beschuldigungen, die in gegenseitigen Anzeigen mündeten. Dann erhielt der Investor folgende düstere SMS: „Vergiss das Geld. Nimm die Anzeige weg, sonst werden deine Kinder ohne Vater leben.“

Mordkomplott geschmiedet?
Doch der Investor dachte nicht an einen Rückzug. Das könnte, so vermuten die Behörden, der Auslöser für das Mordkomplott gewesen sein. Geplant war angeblich, den Geschäftsmann bei einem Urlaubsaufenthalt zu töten. Das potenzielle Opfer erfuhr jedoch davon. Ermittlungen der Gruppe für organisierte Kriminalität des Bundeskriminalamtes im Auftrag der Staatsanwaltschaften Graz und Nürnberg (Deutschland) kamen ins Rollen.

Acht Personen sitzen nun in U-Haft. Die Beschuldigten bestreiten alle Vorwürfe. Anwältin Rech: „Es gab von meinem Mandanten keinen Mordplan. Er kam in die Sache wie die Jungfrau zum Kind.“

Daten und Fakten

  • „Diebe im Gesetz“, also eine Art von russischer Mafia, gibt es seit fast hundert Jahren, seit der Stalin-Zeit.
  • Die Organisation entstand in den Sowjet-Straflagern und hat strenge Regeln: Du darfst niemals von ehrlicher Arbeit leben. Du darfst die eigene Organisation nie verleugnen. Du musst schweigen, wenn Polizisten dich verhören.
  • Als Zeichen ihrer Mitgliedschaft galten Tätowierungen, auf Basis derer der genaue Status innerhalb der Organisation erkennbar war.
  • Es gibt auch soziale Einrichtungen wie die Gemeinschaftskassa, den Obschak. Fünf Prozent aus dem Erlös von Straftaten müssen dort eingezahlt werden. Mit den Geldern werden nach einer Verhaftung die Familie erhalten und/oder Strafverfahren bezahlt.

Peter Grotter und Christoph Budin, Kronen Zeitung

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