Vilimsky zu „Gedicht“:

„Da wurde in verbalen, politischen Mist gegriffen“

Österreich
22.04.2019 19:01

Das „Ratten-Gedicht“ der FPÖ Braunau hat am Ostermontag für eine Welle der Empörung im ganzen Land gesorgt. Während reihenweise der Rücktritt des Verfassers, des Braunauer Vizebürgermeisters Christian Schilcher, gefordert wurde, reagierte man in der freiheitlichen Bundespartei zögerlich und verwies auf die Freiheitlichen Oberösterreich. Der FPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl, Harald Vilimsky, nahm gegenüber krone.at zu der Causa Stellung. Seinen Worten zufolge sei hier in den „verbalen, politischen Mist“ gegriffen worden.

In dem im Parteiblatt der FPÖ Braunau veröffentlichten Gedicht wird, wie berichtet, über Migranten hergezogen sowie über das Bekenntnis zur eigenen Heimat und die „Vermischung“ von Kulturen und Sprachen gereimt. Verfasst wurde es vom Braunauer Vizebürgermeister Christian Schilcher, der damit laut Stadtrat Hubert Esterbauer (beide FPÖ) - laut Impressum verantwortlich für den Inhalt - „bestimmte Themen pointiert“ vermitteln wollte.

Diese Auslegung des Gedichts kam allerdings nirgends wirklich so an. „Dieses ,Gedicht‘ ist widerlich“, reagierte Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer, der mit der FPÖ auf Landesebene in einer Koalition ist, auf das „Ratten-Gedicht“. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) forderte von Oberösterreichs Freiheitlichen umgehend eine Distanzierung von dem ausländerfeindlichen Text und sprach von einer „abscheulichen, menschenverachtenden sowie zutiefst rassistischen“ Wortwahl, die „in Oberösterreich und im ganzen Land nichts verloren“ habe.

Auch Vilimsky kritisiert „Ratten-Gedicht“ scharf
Mit den Reaktionen auf das Gedicht konfrontiert, bezog dann am Montagabend Harald Vilimsky, FPÖ-General und Spitzenkandidat bei der EU-Wahl, gegenüber krone.at Stellung. Er kritisierte das „Ratten-Gedicht“ ebenfalls scharf, war jedoch zugleich bemüht, die Entstehungsgeschichte des Textes zu erklären - wohl auch, um der Welle der Empörung ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Der Verfasser sei demnach „ein Regionalpolitiker, der mit seinem literarischen Zugang sich in eine Nagetierrolle projiziert hat“, wie es Vilimsky formulierte. Er, Schilcher, habe damit keinesfalls die Migranten gemeint, betonte der FPÖ-General. Der Vizebürgermeister von Braunau würde Vilimsky zufolge immer wieder unter dem Namen „Stadtratte“ in dem Parteiblatt publizieren, nicht wissend, was das (Gedicht) für eine ,Aktion‘ wird“. „Da wurde in den verbalen, politischen Mist gegriffen“, so der FPÖ-General.

Strache und Vilimsky verweisen in Sachen Rücktritt auf Landespartei
Was den mittlerweile von zahlreichen Politiker geforderten Rücktritt des freiheitlichen Regionalpolitikers betrifft, gibt sich die Bundespartei zurückhaltend. Dies sei Sache der oberösterreichischen Landespartei, sind sich Parteichef Heinz-Christian Strache und Vilimsky einig. Der FPÖ-General abschließend: Man müsse sich schon überlegen, ob man wirklich jedes Parteimitglied wegen eines „einzelnen Fehlers“ aus der Fraktion werfe solle.

Der Landesparteisekretär der FPÖ Oberösterreich, Erwin Schreiner, hatte zuvor in einer Stellungnahme mitgeteilt, dass man bereits ein ernstes und klärendes Gespräch mit dem Autor geführt habe. Dieser sei „voll einsichtig“, so Schreiner. Schilcher selbst hatte in einer Stellungnahme beteuert, mit seinem Text lediglich „provozieren, aber keinesfalls beleidigen oder gar jemanden verletzen“ habe wollen. Er habe schlicht aus Sicht eines Tieres, das eine Stadt von unten beobachtet, Veränderungen beschrieben, die er und andere „durchaus zu Recht“ kritisieren würden. Dafür habe er sich selbst und seine Familie in die Perspektive der Tiere gesetzt.

Innerhalb der Koalition rumort es gewaltig
Innerhalb der Koalition rumort es jedenfalls angesichts solcher Aktionen gewaltig. In der ÖVP ist man alles andere als erfreut, dass nach der Aufregung um die Identitären und dem Facebook-Posting von Parteichef Strache, nun schon der „3. Fall“ binnen weniger Tage das Image der Bundesregierung belastet.

Bundeskanzler Kurz hatte erst am Ostersonntag im Interview mit der „Krone“ mit Blick auf die Identitären-Krise erklärt, er „werde die FPÖ an ihren Taten messen“.

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