Steirer-Gesetz wackelt

„Bienenkrieg“: Grüne verstärken die Carnica-Front

Steiermark
03.11.2018 08:00

Seit Jahrzehnten setzt die Minderheit der Erwerbsimker in der Steiermark auf die englische Buckfast-Biene, obwohl bei uns laut Gesetz nur die heimische Unterart Carnica erlaubt ist. Letztere gerät dadurch schwer in Bedrängnis. Die Landesregierung plant derzeit eine Legalisierung des aggressiven Vorgehens. Das wollen die Landes-Grünen aber verhindern. Sie fordern den konsequenten Schutz der Carnica.

Anlass für die schriftliche Anfrage der Grünen im steirischen Landtag ist ein „Steirerkrone“-Bericht vom vergangenen Sommer. Darin erhoben die Züchter der Carnica-Biene - etwa 95 Prozent der steirischen Imker - schwere Vorwürfe gegen die Buckfast-Fraktion: Obwohl sie nur fünf Prozent der Imker stelle, habe sie mit ihren riesigen Beständen (meist handelt es sich um große Erwerbsimkereien) bereits 50 Prozent der Bienenstöcke mit Buckfast-Völkern bestückt.

Buckfast-Biene verdrängt heimische Carnica
Das Problem der aggressiven - und derzeit noch illegalen - Vorgehensweise: Buckfast-Drohnen bestäuben im weiten Umkreis fremde Carnica-Königinnen. So werden die Carnica-Völker langsam ausgelöscht. Und der Hybrid beider Unterarten kann Experten zufolge aggressive Eigenschaften annehmen, was für Imker und andere Menschen in der Nähe der Völker gefährlich sei.

Um die Vermischung zu verhindern, kündigte Agrar-Landesrat Hans Seitinger (ÖVP) im „Krone“-Interview eine „Bienenraumordnung“ an, die beide Unterarten strikt trennen soll. Ein Verbot der Buckfast sei aber nicht länger aufrecht zu erhalten.

„Kurzsichtige wirtschaftliche Interessen“
Das wollen die Grünen im Landtag so nicht hinnehmen. „Wie ist es überhaupt möglich, dass 50 Prozent der Bienenstöcke bereits Buckfast-Stöcke sind, obwohl das Gesetz ausschließlich die Verbreitung der Carnica-Rasse vorsieht?“, wollen Klubchef Lambert Schönleitner und die Kolleginnen Sandra Krautwaschl und Lara Köck wissen.

Sowohl in Kärnten als auch in Slowenien werde die Carnica streng geschützt, betonen die Grünen, die an Seitinger appellieren, „die Bereiche der heimischen Carnica von anderen Bienen freizuhalten und nicht aus kurzsichtigen wirtschaftlichen Interessen die Arbeit der heimischen Imker zu opfern.“ Eine Antwort des Landesrats wird erst im Dezember erwartet.

Die Anfrage der Grünen umfasst folgende elf Punkte:
1. Inwieweit und in welcher Form wurden die steirischen Imkerinnen und Imker über das geplante neue Bienenwirtschaftsgesetz informiert (abseits von Medienberichten)?
2. Inwieweit und in welcher Form wurden die steirischen Bienenverbände und -vereine über das geplante neue Bienenwirtschaftsgesetz informiert (abseits von Medienberichten) bzw. wurde der Dialog gesucht?
3. Wieviele der steirischen Imkerinnen und Imker sind für die Änderung des Bienenzuchtgesetzes und für eine Legalisierung der Buckfast-Biene bzw. für die Beibehaltung des strengen Schutzes der Carnica? Gibt es hier Umfragen oder andere Daten?
4. Laut einem Medienbericht (Kronen Zeitung, 22.8.2018) sind 50 Prozent der Bienen-Stöcke bereits Buckfast-Stöcke. Ist das richtig? Welche Daten gibt es diesbezüglich?
5. Wie ist eine solche Entwicklung (50 Prozent der Bienen-Stöcke sind bereits Buckfast-Stöcke, obwohl gesetzlich festgelegt ist, dass „zum Schutze der heimischen Bienenzucht ausschließlich die Verbreitung der Carnica-Rasse mit allen Stämmen dieser Rasse zulässig“ ist) überhaupt möglich?
6. Seit wann sind Sie über diese Entwicklungen informiert, und welche Schritte haben Sie bisher gesetzt, um eine Gesetzeskonformität herzustellen?
7. Wurden Kontrollen der Bienenvölker durchgeführt, um diese Entwicklung zu verhindern? Wenn ja, wie oft und mit welchem Ergebnis?
8. Warum wurde das bestehende Bienenzuchtgesetz bisher nicht repariert bzw. mit einer Verordnung/einem Erlass präzisiert, wenn Sie als zuständiger Landesrat davon ausgehen, dass der Schutz der Carnica „zahnlos“ ist?
9. In Slowenien sind die die Schutzbestimmungen für die Carnica sehr streng. Haben Sie diesbezüglich Gespräche mit der Regierung der Republik Slowenien und/oder Verbänden der Imkerinnen und Imker geführt? Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
10. In Kärnten ist weiterhin per Gesetz nur die Haltung der Carnica erlaubt. Haben Sie mit der Kärntner Landesregierung diesbezügliche Gespräche geführt? Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
11. In den Medien (Kronen Zeitung 28. Juli 2015) wurden Sie wie folgt zitiert: „Wir wollen die Carnica auch weiterhin als steirische Biene schützen. In Zeiten wie diesen können wir einfach keine Experimente eingehen.“ Aus welchem Grund haben Sie Ihre Meinung geändert?

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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