Sohn (2) bedroht

So brutal lief Verhaftung durch Erdogans Polizei

Ausland
27.08.2018 14:13

Die in der Türkei monatelang festgesetzte deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu ist am Sonntag nach Deutschland zurückgekehrt. Nun schildert die 34-Jährige, wie brutal die türkischen Polizeikräfte bei ihrer Verhaftung vorgegangen waren. Sogar der kleine Sohn (2) der Journalistin, die aus Neu-Ulm stammt, war mit einer Waffe bedroht worden. Tolu hatte in Istanbul für die linke Nachrichtenagentur ETHA gearbeitet. Auch ihr Ehemann Suat Corlu saß über Monate in Haft, ihr kleiner Sohn Serkan verbrachte mehrere Monate mit seiner Mutter in der Zelle.

Um „halb fünf Uhr morgens“ hatten maskierte, schwer bewaffnete Sondereinsatzkräfte ihre Wohnung gestürmt, in der sie sich allein mit ihrem damals zweieinhalb Jahre alten Sohn aufgehalten habe, schilderte Tolu in einer Pressekonferenz die Festnahme im Mai 2017. Zu diesem Zeitpunkt sei ihr Ehemann bereits drei Wochen lang inhaftiert gewesen. Sie selbst sei „zu Boden gedrückt worden“, ihr Sohn sei von einem maskierten Polizisten mit vorgehaltener Waffe geweckt worden. „Danach wurde meine Wohnung dreieinhalb Stunden von maskierten Menschen durchsucht.“ Sie selbst sei „die ganze Zeit über beschimpft und bedroht“ worden.

Wegen Unterstützung einer linken Partei angeklagt
Mehrere Monate saß die Journalistin wie viele andere Aktivisten und Oppositionelle in der Türkei in Haft. Die aus Bayern stammende Journalistin war dort als Unterstützerin der linksradikalen Partei MLKP angeklagt worden und saß zunächst in Untersuchungshaft. Später kam sie frei, war aber mit einem Ausreiseverbot belegt. Dieses wurde vor einigen Tagen aufgehoben, deswegen konnte die 34-Jährige das Land nun gemeinsam mit ihrem Sohn verlassen. Ihr ebenfalls angeklagter Ehemann muss noch in der Türkei bleiben. Zudem geht der Prozess gegen die Frau weiter.

Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei belastet
Der Fall Tolu hat, zusammen mit dem des „Welt“-Reporters Deniz Yücel und des Menschenrechtlers Peter Steudtner, die Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland schwer belastet. Tolu ist inzwischen frei, aber es sitzen nach offiziellen Angaben noch mindestens sieben deutsche Staatsbürger „aus politischen Gründen“ in türkischen Gefängnissen. Dennoch wird der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am 28. September in Berlin vom deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit militärischen Ehren empfangen. Erdogan bleibt bis zum 29. September und wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen.

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