Rapid-Gegner-Besuch

Slovan: Ein Weckruf in der allgemeinen Erstarrung

Fußball International
15.08.2018 16:17

Zu Besuch beim Rapid-Gegner: Das letzte Meisterschaftsspiel von Rapids Europa-League-Gegner Slovan Bratislava fand am Wochenende gegen Nitra (1:1) statt. Die Mannschaft enttäuschte alle anwesenden 900 Zuschauer maßlos. Fans aus Nitra waren nicht gekommen. Obwohl das Pasienky-Stadion wieder eine Reise wert war. Chronik einer Zeitreise. 

Das Ankommen im altehrwürdigen Pasienky-Stadion (gebaut 1962, erneuert 2010) ist weniger leicht als gedacht, denn es werden nur zwei Kassen aufgemacht, an der dritten Kassa stehen auch viele an, bis sie bemerken, dass man dort nur Tickets für das Auswärtsspiel in Wien verkauft. Endlich auf der Tribüne stehend, leuchtet es einem ein: Vielleicht hat man sich mit dem Datum vertan, es kann nicht sein, dass zum Spiel des ungeschlagenen Vizemeisters 900 Zuschauer sich in die 15.000-Zuschauer-fassende Arena verirren.

Kaum ein Banner eines Fanclubs ist zu sehen. Die Ultras von Slovan boykottieren das Stadion schon seit 2009, seit dem Einzug von Slovan in die Pasienky-Arena. Der Grund: Erstens Streit mit der Klubführung, zweitens: Das war das zu Hause des verhassten Rivalen Inter Bratislava. Wien ist jedoch anders, da wollen sie zahlreich erscheinen.

Die alten Betonränge strahlen Hitze aus, Frauen und Kinder feuern Slovan an, die im Dunkelblau spielende Mannschaft aber spielt völlig lustlos. Nitra geht mit ihrem ersten Torschuss in Führung (44.), man nimmt das mit stoischer Ruhe zu Kenntnis. Einige Slovan-Veteranen sitzen in Anti-Rapid-T-Shirts im Stadion, als Österreicher ist man hier wohl momentan nicht so beliebt. Am Platz der Ultras schwenken zwei Zehnjährige die Fahnen, davon wird die Sicht des Publikums nicht besser, aber das stört hier niemanden.

Überhaupt nichts stört hier niemanden. Im Sektor neben den Ultras wohnt anscheinend eine Wespenfamilie, mindestens 10 Wespen schwirren um das Bier des Berichterstatters herum. Da ist aber immer noch mehr Leben, als im anderen Teil des Stadions, das komplett leer ist. Zwei Sicherheitsmänner bewachen das Nichts hinter dem Tor, auf das Slovan in der zweiten Hälfte spielt.

Slovan ist auch in der zweiten Hälfte drückend überlegen, aber die Mannschaft bewegt sich kaum auf dem Spielfeld, Chancen gibt es kaum. Allmählich erstarrt das Spiel der Hausherren und auch bei den Fans macht sich Enttäuschung breit, weil man gegen den Tabellenvorletzten zu Haus verliert. Die technisch starken Moha und Rabiu (Nummer 7 und Nummer 10) sind die Einzigen, die nicht aufgeben. Die Fans denken schon an das Heimgehen. Dann fällt der verdiente Ausgleich durch Sporar (88.) und es ist als ob ein allgemeiner Weckruf duch das Stadion gehen würde. Aber vergeblich. Die Slovan-Anhänger reagieren kaum, Torschreie gibt es keine, die Fans starren vor sich hin.

Dann ist das Spiel zu Ende. Im Stadion funktioniert die große Anzeigetafel nicht, aber das Ergebnis ist eh schon in den Köpfen. Die Menschen verlassen das Stadion, wohlwissend, dass sie nur noch wenige Spiele in dieser alten Kult-Arena sehen werden. Dann ziehen sie in ein neues Stadion. Nicht einmal 1000 Meter vom alten entfernt. Hochmodern, da wird auch das Nationalteam spielen. Eine neue Ära bricht an.

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(Bild: KMM)



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