Morbus Menière

„Mein Traum vom Fliegen wurde wahr!“

Gesund
18.06.2018 06:00

Trotz Ohrenerkrankung mit schweren Schwindelattacken wurde Jason Brügger erfolgreicher Zirkus-Artist. Mit Hörgeräten gewann er die schweizerische TV-Show „Supertalent“. Nun macht er anderen Betroffenen Mut.

Schon als Kind hatte ich den Wunsch, professioneller Artist zu werden, auch wenn meine Familie so gar nichts mit Zirkus zu tun hatte“, erinnert sich der heute 25-jährige Schweizer Jason Brügger schmunzelnd. „Mit 18 Jahren drohte dieser Traum zu zerplatzen, denn eines Tages hörte ich plötzlich schlecht, mein Ohr sauste, und ich fühlte mich sehr unsicher auf den Beinen. Der Arzt meinte, ich hätte einfach zu viel trainiert, doch der Tinnitus verging nicht.“

Im Gegenteil wurden die Beschwerden immer schlimmer, denn es kamen fürchterliche Schwindelanfälle hinzu. Jason Brügger konnte nicht mehr gehen, ihm war übel. “Besonders hart wurde es, als ich in Kanada meine Ausbildung in einer renommierten Artistenschule beenden wollte. Aufgrund meiner Schwindelattacken und Schwerhörigkeit rieten mir die Ärzte dazu, meine Karrierewünsche aufzugeben„, so der junge Mann. „Sehr verzweifelt geriet ich dann endlich an einen Fachmann, der mir helfen konnte und erstmals die Diagnose ,Morbus Menière‘ stellte. Schließlich erhielt ich Medikamente und schaffte tatsächlich die Abschlussprüfung.“

Der junge Mann hatte allerdings weiterhin großen Respekt vor den Schwindelattacken. „Ich zog mich zurück, traf kaum noch Freunde, fühlte mich oft einsam.“ Weil er seine Umwelt immer schlechter wahrnahm, bekam Jason Brügger mit 22 Jahren erstmals Hörgeräte. „Dieses Erlebnis war so extrem, dass ich vor Freude weinen musste“, lächelt der Akrobat. „Die Geräte haben mir eine Welt geöffnet, auf der Straße vernahm ich seit Langem wieder Geräusche und Musik. Außerdem bemerkte ich, wie wichtig die Hörhilfen für meinen Beruf sind: Damit erlange ich mehr Gefühl für den Raum, kann mich besser in der Luft orientieren. Auch haben sich meine Schwindelattacken gebessert, seitdem ich mich nicht mehr nur mit den Augen zurechtfinden muss.“

Der sympathische Schweizer erlebt die Hörhilfen nicht als Einschränkung, er kann damit sogar sein tägliches anstrengendes körperliches Training absolvieren. Dem Künstler helfen überdies auch bestimmte Techniken, wenn sich der Drehschwindel ankündigt: „Ich hatte seit Längerem keine sehr schwere Attacke mehr, auch, weil ich es jetzt schaffe, meine Atmung zu kontrollieren und nicht mehr in Panik zu verfallen. Außerdem weiß ich bereits, welche Bewegungen besser zu unterlassen sind, weil sie den Schwindel auslösen.“

Mit seinen artistischen Künsten begeistert Jason Brügger nicht nur die Massen vor dem Fernseher beim schweizerischen und deutschen „Supertalent“ oder beim Zirkus, er begleitet auch andere Betroffene: “Mit hörgeschädigten Kindern einer Spezialschule in Beirut (Libanon), unterstützt von Sonova/Hansaton, veranstaltete ich einen Zirkus-Workshop und vermittelte den Kids deutlich, dass man trotz Hörschädigung seine Träume erfüllen kann."

Drehschwindel
Unter der Menièr’schen Erkrankung versteht man ein Leiden des Innenohrs, bei dem Druckgefühl im Ohr, über Stunden andauernder Drehschwindel, Übelkeit und Erbrechen sowie eine zunehmende Schwerhörigkeit des betroffenen Hörorgans auftreten. Ausgelöst werden die Schwindelanfälle durch eine krankhafte Druckerhöhung der Innenohrflüssigkeit.

Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung

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