Hilfeschrei

Mein Kind verletzt sich selbst

Leben
21.05.2009 17:13
Ein Schnitt am Arm, Narben an den Beinen, Brandwunden – hin und wieder ist das normal. Aber wenn dir derartige Verletzungen an deinem Kind öfter auffallen, solltest du wachsam sein. Denn es kann sein, dass sich dein Kind selbst verletzt. Und das lässt meistens auf ernste Probleme schließen, mit denen dein Kind alleine nicht mehr zurecht kommt.
Selbstverletzendes Verhalten, auch oft als Autoaggression bezeichnet, tritt meist bei Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren auf. Buben und Mädchen sind in diesem Alter gleichermaßen betroffen, später sind es meist Mädchen, die auf diese Art und Weise ihren Problemen Ausdruck verleihen. Der Teenager fügt sich selbst Verletzungen zu, sei es durch ein Ritzen mit scharfen Gegenständen wie Messern, Scheren oder Nadeln, bewusstes Zerkratzen, Beißen oder Aufreißen von Wunden. Die Verletzungen werden an den Armen und Händen herbeigeführt, genauso wie an Bauch oder Oberschenkeln, manchmal aber auch im Gesicht. Die Jugendlichen planen diese Verletzungen nicht, bedenken auch nicht unbedingt deren Folgen. Manchmal ist die Ursache hinter autoaggressivem Verhalten relativ harmlos, oft aber auch nicht – das Verhalten kann in seltenen Fällen sogar bis zum Selbstmord führen.


Ursachenforschung

Generell solltest du versuchen herauszufinden, wie oft sich dein Kind selbst verletzt. Manchmal sind es nur kurze Phasen, in denen dein Kind sich selbst Schaden zufügt. Die Verletzungen sind dabei oft nur oberflächlich und hinterlassen keine bleibenden Spuren. Die Autoaggression tritt in diesem Fall meist auf, wenn dein Kind sich in einer Stressphase befindet: Belastungen in der Schule, Anspannung, Kränkungen durch Andere, Liebeskummer, Konflikte mit Freunden, das Gefühl der Vernachlässigung etc. Dein Kind ist wütend, hilflos und verzweifelt – findet jedoch kein anderes Ventil, um diesen Emotionen Ausdruck zu verleihen und sich Linderung zu verschaffen. Manchmal versuchen die Kinder so auch, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. In der Regel können Gespräche mit den Eltern oder mit engen Freunden helfen, um den Druck zu lindern. Das Verhalten normalisiert sich nach einiger Zeit wieder.


Verletzt sich dein Kind jedoch über einen längeren Zeitraum häufig und intensiv selbst, dann ist Grund zur Besorgnis gegeben. Dein Kind hat ständig das Bedürfnis, sich selbst weh zu tun und tut dies auch mehrmals am Tag, um dem Bedürfnis nachzugeben und sich Erleichterung zu verschaffen. Kurz nach der Verletzung kommt der Drang zur Verletzung jedoch wieder – vergleichbar mit einem Suchtverhalten. Die betroffenen Jugendlichen haben oft Schwierigkeiten, zu anderen Menschen eine Beziehung aufzubauen. Auch können sie sich selbst nicht annehmen, haben ein Problem mit ihrem eigenen Körper und lehnen sich als Ganzes ab. Nicht selten ist ein traumatisches Erlebnis, wie der Verlust eines geliebten Menschen oder aber eine Gewalttat der Auslöser für die Autoaggression. Die Selbstverletzung gibt ihnen ein Gefühl der Kontrolle, das sie über einen anderen Aspekt in ihrem Leben nicht haben. Auch ist es ein Versuch, sich selbst wieder zu spüren, eine Beziehung zu seinem eigenen Körper aufzubauen. Die Verletzung ist jedoch in jedem Fall ein Hilfeschrei und zeigt, dass dein Kind sich alleine nicht mehr helfen kann.


Hilfe für dein Kind

Dein Kind versucht über die Verletzung mit einem Problem fertig zu werden. Du solltest es daher beobachten, das Gespräch mit deinem Kind suchen und vorsichtig herausfinden, was es beschäftigt und warum es sich selbst weh tut. Mache ihm behutsam klar, dass du dir Sorgen machst und dass sein Verhalten nicht normal ist. Hört das selbstzerstörerische Verhalten nicht auf, dann braucht dein Kind professionelle Hilfe – die eines Arztes oder Psychologen.
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(Bild: kmm)



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