Schock beim ÖOC

ÖSV-Langläufer Dürr positiv auf EPO getestet

Sport
23.02.2014 07:08
Der österreichische Wintersport wird acht Jahre nach den Spielen von Turin erneut von einem Dopingskandal erschüttert: Langläufer Johannes Dürr hat einen positiven A-Test auf das Blutdopinghormon Erythropoetin (EPO) abgegeben, wie das Österreichische Olympische Komitee am Sonntag mitteilte. Dürr ist bereits aus Sotschi abgereist. Er hätte eigentlich am Abschlusstag der Spiele den 50-Kilometer-Langlauf bestreiten sollen.

"Wir sind über diese Meldung schockiert, haben umgehend die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet: Das heißt, der Athlet wurde informiert und über seine Rechte aufgeklärt, ihm wurde die Akkreditierung abgenommen, und der sofortige Ausschluss aus der Olympia-Mannschaft wurde vollzogen. Dürr hat bereits die Heimreise angetreten", erklärte ÖOC-Präsident Karl Stoss Sonntag früh.

Dürr gab Doping sofort zu
Laut Stoss, dem der Schock ins Gesicht geschrieben stand, hat Dürr bei der Konfrontation mit dem positiven Test das Doping sofort zugeben. "Er hat gesagt, er ist ein Einzeltäter, niemand anders ist involviert", sagte der ÖOC-Boss bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Krasnaja Poljana (Details der Stellungnahme siehe Infobox).

"Mir persönlich tut das wirklich unglaublich weh und auch sehr leid, weil wir ja tolle Spiele erlebt haben. Diese tollen und großartigen Leistungen der anderen Athletinnen und Athleten sollten dadurch nicht in den Hintergrund gerückt werden. Die haben ehrlich diese tollen Leistungen errungen. Leider haben wir jetzt zum Schluss einen Einzeltäter, der überführt werden konnte. Das ist wirklich ein trauriges Kapital und ein schwarzer Sonntag für uns", sagte Stoss.

Man sei vom IOC in der Nacht auf Sonntag informiert worden, dass Dürr bei einer Trainingskontrolle am 16. Februar in Österreich positiv auf ein EPO-Präparat getestet wurde. Daraufhin habe man den Athleten davon in Kenntnis gesetzt und seine Nennung für den Abschlussbewerb zurückgezogen. Dürr habe sofort sein Zimmer im olympischen Dorf räumen müssen, man habe ihm ein Zimmer außerhalb zur Verfügung gestellt und auch die sofortige Abreise organisiert.

Bei Trainingskontrolle in Osttirol ertappt
Der 26-jährige Dürr war am Freitag und damit erst zwei Tage vor seinem geplanten zweiten Olympiaeinsatz wieder nach Krasnaja Poljana gekommen. Am 9. Februar hatte er bereits den Skiathlon über 30 Kilometer (achter Platz) bestritten, war danach aber zum Training nach Obertilliach in Osttirol gereist. Dort fand offenbar auch die verhängnisvolle Dopingkontrolle statt.

Der seit dem Vorjahr mit Frau und Kind in Südtirol lebende Dürr galt im Olympia-Bewerb über 50 Kilometer Skating als Medaillenhoffnung. Nun droht der Niederösterreicher den heimischen Wintersport aber neuerlich in eine weitere tiefe Krise zu stürzen. Sollte sich das Analyseergebnis auf das zur Erhöhung der roten Blutkörperchen verwendete EPO in der B-Probe bestätigen, erlebt die rot-weiß-rote Olympiadelegation nach den unrühmlichen Vorfällen von Salt Lake City und Turin ein bitteres Deja-vu.

Erinnerungen an Skandal in Turin 2006
Bereits 2002 und 2006 hatte es Dopingvorfälle mit weitreichenden Folgen im nordischen Lager der Österreicher gegeben. Vor acht Jahren in Turin war es in den Quartieren den Langläufer und Biathleten zu Hausdurchsuchungen durch die italienische Polizei gekommen. Die dort gefunden Gerätschaften und Präparate lösten ein Erdbeben aus, das Olympiaausschlüsse, Wettkampfsperren für Sportler und Betreuer und Geldstrafen nach sich zog. Die Auswirkungen des Skandals beschäftigten jahrelang Gerichte im Inland und auch in Italien.

Der mit einer Südtirolerin verheiratete Dürr hatte bis dato stets betont, dass er für einen neuen, sauberen Weg des durch die Dopingvorfälle lange Jahre so schwer belasteten Langlaufs stehe. Nun sorgt Dürr aber auf der größtmöglichen Bühne wieder für einen Tiefschlag, von dem sich zumindest der nordische Bereich im rot-weiß-roten Spitzensport lange nicht erholen dürfte.

Sperre von bis zu vier Jahren droht
Weil Dürr seinen EPO-Fehltritt gegenüber dem ÖOC sofort zugegeben hat, war eine Öffnung und Analyse der B-Probe nicht mehr notwendig. Nach einer Anhörung vor der Disziplinarkommission des IOC werden nun wohl die weiteren disziplinarischen Schritte an den zuständigen Sportverband - in diesem Fall dem Internationalen Ski-Verband FIS - übertragen.

Dürr droht eine Wettkampfsperre von bis zu vier Jahren. Weil der ÖSV auf sein Dopingvergehen umgehend mit dem Ausschluss aus dem österreichischen Verband reagiert hat, ist die Karriere des Langläufers aberwohl vorbei.

Bereits fünfter Dopingfall der Spiele
Es ist der fünfte positive Dopingtest dieser Winterspiele. Bei der deutschen Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle ist das Stimulanzmittel Methylhexanamin festgestellt worden. Diese Substanz war auch dem lettische Eishockey-Spieler Vitalijs Pavlovs zum Verhängnis geworden. Außerdem waren noch der italienische Bobfahrer William Frullani auf das Stimulanzmittel Dymethylpentylamin (eine Untergruppe des vielen Nahrungsergänzungsmitteln illegal zugesetzten Methylhexanamins, Anm.), und die ukrainische Skilangläuferin Marina Lisogor auf die verbotene Substanz Trimetazidin positiv getestet worden.

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(Bild: KMM)



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