3 Länder hoch im Kurs
Russische Touristen strömen wieder nach Europa
Trotz Ukraine-Krieg, Sanktionen und Flugverboten kommen russische Urlauber zurück nach Europa (siehe Video oben). Drei Länder vergeben wieder auffällig viele Visa – sehr zum Ärger Kiews.
Frankreich, Italien und Spanien empfangen auffallend viele Besucher aus Russland. Das geht aus einer Recherche des britischen „Telegraph“ hervor, dessen Reporter Zugang zu Visa- und Buchungsdaten aus mehreren EU-Ländern hatten.
550.000 Schengen-Visa ausgestellt
Demnach ist die Zahl russischer Übernachtungen in Frankreich und Italien allein im vergangenen Jahr um mehr als 19 Prozent gestiegen. Auch Spanien zählt wieder zu den beliebtesten Zielen russischer Urlauber.
Laut „Telegraph“ erhielten russische Bürger 2024 insgesamt über 550.000 Schengen-Visa – ein Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders aktiv: Italien mit über 152.000 ausgestellten Visa, gefolgt von Frankreich (rund 124.000) und Spanien (111.000).
Ukrainische Diplomaten erzürnt
Ukrainische Diplomaten reagieren mit deutlicher Kritik: „Inmitten eines Angriffskrieges gegen die Ukraine ist es extrem überraschend, dass EU-Staaten mehr Touristenvisa an russische Bürger ausstellen“, sagte Vsevolod Tschentsow, ukrainischer EU-Botschafter, dem „Telegraph“. Er warnte vor sicherheitspolitischen Risiken und erinnerte daran, dass Russland verstärkt auf hybride Kriegsführung setze – auch mit Agenten, die als Touristen getarnt seien.
Inmitten eines Angriffskrieges gegen die Ukraine ist es extrem überraschend, dass EU-Staaten mehr Touristenvisa an russische Bürger ausstellen.
Vsevolod Tschentsow, ukrainischer EU-Botschafter
Besonders Frankreich und Italien rechtfertigen ihre Visa-Praxis mit dem Argument, zwischen Regierung und Bevölkerung unterscheiden zu wollen. Der „Telegraph“ zitiert das französische Außenministerium mit den Worten: „Kulturelle und gesellschaftliche Kontakte können helfen, Dialog und Verständnis zu fördern.“
Russische Touristen in Europa (2024)
Italien:
- 321.678 Übernachtungen russischer Gäste
- +18,9 Prozent zum Vorjahr
- 152.254 ausgestellte Schengen-Visa (+19.000)
Spanien:
- 259.068 Übernachtungen
- −3,6 Prozent zum Vorjahr
- 111.527 Visa (+15.000)
Frankreich:
- 203.072 Übernachtungen
- +7,8 Prozent
- 123.890 Visa (+25.000)
Schengen gesamt:
- 552.630 Visa für russische Staatsbürger
- +9 Prozent gegenüber Vorjahr
Doch Kritiker wie der britisch-amerikanische Putin-Gegner William Browder widersprechen: „Was wir nicht brauchen, sind wohlhabende Russen, die Europa genießen, während sie den Krieg Putins unterstützen.“ Auch Österreichs Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) ermahnte Putin öffentlich.
Flughafen Istanbul und Vereinigte Arabische Emirate als Drehkreuze
Ein wesentlicher Faktor für die Rückkehr russischer Touristen nach Europa sind Umsteigeverbindungen über Drittstaaten. Besonders der Flughafen Istanbul sowie Drehkreuze in den Vereinigten Arabischen Emiraten gelten laut „Telegraph“ als wichtigste Einfallstore. Von dort aus erreichen russische Reisende trotz gesperrtem EU-Luftraum problemlos ihre Ziele in Westeuropa.
Was wir nicht brauchen, sind wohlhabende Russen, die Europa genießen, während sie den Krieg Putins unterstützen.
Der britisch-amerikanische Putin-Gegner William Browder
In Istanbul floriert außerdem der Rubel-Tourismus: Zahlreiche Wechselstuben ermöglichen es Reisenden, Rubel in Euro zu tauschen – eine wichtige Voraussetzung, da russische Bankkarten in der EU weitgehend gesperrt sind. Diese Umgehungsrouten machen die Sanktionen faktisch löchrig – zum Ärger vieler EU-Staaten, die auf ein konsequenteres Vorgehen pochen.
Übrigens: Für Österreich liegen aktuell keine offiziellen Zahlen zu russischen Touristeneinreisen im Jahr 2024 vor. 2021 verzeichnete man laut Statistik Austria 96.000 Nächtigungen russischer Urlauber. Einen Einreisestopp für russische Touristen (wie Tschechien oder die baltischen Staaten) lehnte Österreich bislang ab.
Dutzende Flugausfälle in Moskau
Unterdessen fielen in Moskau am Montag – nach einem mutmaßlichen Angriff proukrainischer Hackergruppen – Dutzende Flüge aus. Die staatliche russische Fluggesellschaft Aeroflot sprach zunächst von etwa 60 gestrichenen Flügen am Airport Scheremetjewo und gab eine Störung in ihren IT-Systemen als Grund dafür an. Experten des Unternehmens arbeiteten daran, die Arbeit der Server wiederherzustellen, um den planmäßigen Flugverkehr wieder aufzunehmen, hieß es.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach von alarmierenden Nachrichten. „Die Bedrohung durch Hacker ist eine Gefahr, die es für alle großen Unternehmen gibt, die der Bevölkerung dienen“, sagte er der Agentur Interfax zufolge.
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